Donnerstag, 31. Dezember 2009

Fangen wir an, uns selber zu verstehen

Mini-Essay:

Gehirn & Autosuggestion

Einstieg:

Nicht von ungefähr ermuntert die Mutter einen schon früh als Kind: "Junge, immer positiv denken !" Auch wenn sie schon mit 15 Jahren aus ihrem elterlichen Haus ausgezogen ist, um Krankenkenpflege in Deutschland, Hebamme in England zu lernen und zu praktizieren und nach jahrenlangem Dienst in den tropischen Regenwäldern Kalimantans in Deutschland Heilpraktikerin zu werden, so hat sie sicherlich nicht die fundierten Kenntnisse vom Gehirn wie manch Medizinstudentin, Ärztin oder Biologin.

Ist in diesem Fall auch nicht notwendig, denn die Ergebnisse positiven Denkens liegen klar auf der Hand: ein Hirn, das sich selber akzeptiert + mit sich und anderen Hirnen nahezu reibungslos arbeiten kann: was will man mehr ?

Der Weg war zwar etwas weit und verworren, bis ich endlich selber ein Hirn von nahem betrachten konnte: es war so tot wie jedes andere faszinierende Organ, das wir in der Hand halten und davon lernen durften und mussten:
  • Herz
  • Niere
  • Leber
  • usw.
Aber weil es tot war, war die Vorstellung, wie es funktionieren könnte, wenn es lebt, um so lebendiger ! Ein "Universum", wo Milliarden Nervenzellen ständig feuern und Querverbindungen aufbauen, und wo nahezu jede Struktur eine Funktion übernimmt, welches Objekt und Organ könnte für die Menschheit und Forschung interessanter und wichtiger sein ?

Haupteil:

Jetzt kann man sich diesem Organ von verschiedenen Seiten nähern, ich wähle folgenden Gedankengang:

Mich haben schon immer Gelehrte, Meister, Genies, hochdotierte Wissenschaftler und Denker fasziniert. Doch nach Lesen vieler Biografien hat mich eins sehr erschreckt => viele große Denker und Meister wurden im hohen Alter griesgrämig, mürrisch und misslaunisch, deprimiert bis depressiv ! Natürlich kann man das nachvollziehen, weil es harte Zeiten gab, in denen großartige Leistungen verbunden mit viel Opfer und Einsatz nicht gebührend gewürdigt oder sogar z.B. von einer katholischen Kirche bestraft, zerstört und in den Dreck gezogen wurden !

Wie kann es also dazu kommen, dass einige Genies im fortgeschrittenen Alter verbittert werden, obwohl ihr Gehirn unvergleich genialer funktioniert als das eines Otto-Normalverbrauchers ? Die Gründe sind sicherlich vielfältig, und es gibt keine Sicherheit für einen 100% plausiblen Erklärungsversuch!

Ich wette aber, dass einige von diesen Genies, die zu Tode betrübt und frustriert unsere Welt verließen, am Ende ihrem eigenen Hirn nicht mehr trauten: im Spannungsfeld zwischen hohem persönlichen Erkenntnisgewinn und einer gesellschaftlich und sozial-politischen rückständigen Betrachtungsweise so mancher Dinge (=welch Parallelen zur heutigen Zeit) haben sie sich aufgegeben ! Sie vertrauten nicht mehr auf ihre autosuggestiven Kräfte; ihr positives Denken wurde untergraben von Selbstzweifel, Selbstanklage und einer zunehmenden Fremdbestimmung !

Man kann an diesem Beispiel sehen, dass geförderte Intelligenz bis zu einem gewissen Grad für einen gesunden und vitalen Verstand und Geist sorgen kann. Daneben spielen Ernährung, sportliche Ertüchtigung und ein geregelter Schlaf wohl die wichtigste Rolle !

Jetzt kommt aber eine Technik bzw. Methode hinzu, die im grundegenommen uralt ist aber eine immer wichtiger werdende Rolle im Verständnis über Gehirnfunktionen und Gesundung einnimmt - es ist die Autosuggestion: sie steht zwischen Denken und Hypnose/Mediation !
  • Das Denken ist ein intrakranieller Vorgang, der sich mit Objekten, Personen und abstrakten Dingen beschäftigt.
  • Die Autosuggestion ist das Gespräch des Gehirns mit sich selber.
  • Über die Autosuggestion gelangt man schließlich zur Hypnose und Meditation, wo der Therapeut und der einzelne Anwender es schaffen, gezielt gewisse Hirnbereiche aus- und auch einzuschalten, abzuschwächen oder zu verstärken !

Die Autosuggestion ist deshalb so faszinierend, weil ihre Wirkung phänomenal ist !
  • Das Hirn reflektiert über sich selber,
  • fragt sich, was gut oder schlecht für seine Gehirnwindungen ist
  • trainiert sich gezielt und regelmäßig
bis es zum gewünschten oder bei Missbrauch zum unerwünschten Effekt führt !

Beispiel:

Ein Mann, dessen Aussehen wir mal getrost in die Kategorie "hässlicher Vogel" einstufen können, denkt trotz allem positiv über sich. Ja, er geht sogar soweit, dass er sich schöner als Brad Pitt und George Cloney einstuft, meint schnellere Reaktionen als Michael Schumacher zu haben und klüger als Einstein zu sein. Das sagt er jeden Tag zu sich: kurz nach dem Aufstehen und kurz vor dem ins Bett gehen !
  • Wenn er es also nicht übertreibt und auch den Sinn und Zweck und die Grenzen von Autosuggestion verstanden hat, wie wird wohl so ein Mensch im Alltag auf seine Mitmenschen wirken ?
  • Wenn das Belohnungszentrum für all die persönlichen gedanklichen Streicheleinheiten und Schmeicheleien über Umwege mit Glückshormonen dankt, wird dieser Mensch jetzt in der Gesellschaft glänzen oder weiterhin matt und langweilig erscheinen ?

Umgekehrt schauen wir uns einen schönen Mann an, der trotzdem sein Äußeres kritisch betrachtet. Er sieht hier und dort immer noch Mängel, ist nicht ganz zufrieden mit seinem phänotypischen Erscheinungsbild ! So ein Verhalten ist mal gar nicht so schlecht: es schützt ihn davor zu denken, er sei der Schönste der Mensch von der Welt und alles könne fortan ihm zu Füßen liegen, wegen seiner unvergleichlichen Schönheit ! Bis dahin alles gut !

Doch dann steigert er sich in seiner Selbstkritik hinein, fragt sich ständig und überall, ob er sein Äußeres nicht doch noch steigern könnte. Da hat doch letztes mal ein Kumpel zu ihm gesagt, seine Nase würde ihm in den Weg stehen, sich jemals mit Modells vergleichen zu können. Fortan redet er sich ein, er müsse etwas Fundamentales in die Wege leiten, vielleicht eine Schönheitsoperation, um endlich wieder Frieden zu haben.

Jetzt kann man die Geschichte vom "Hässlichen Vogel" und vom "Schönling" variieren, in dem man alles noch mal umdreht !

Ersterer z.B. schaut in den Spiegel und stellt fest: "Mannomann, ich bin ja wirklich hässlich !" Wenn er das gelegentlich zu sich sagt und sich auch nicht so ernst und wichtig nimmt, dann kann er sogar über sich selber lachen und getrost sich den Anforderungen des Alltags stellen ! Wenn er aber sich in diese Sache hineinsteigert und mit Gram und Jammer sein eigenes Antlitz betrachtet, dann zerstört er auf kurz oder lang sein Selbstwertgefühl !

Die zweite zu analysierende Person schaut ebenfalls in den Spiegel und stellt fest: "Wow, sehe ich heute mal wieder gut aus, einfach nur umwerfend => I'm so sexy !" ... jetzt wiederhole ich fast alles Wort für Wort: wenn er das gelegentlich zu sich sagt und sich auch nicht so ernst und wichtig nimmt, dann kann er sogar über sich selber lachen und getrost sich den Anforderungen des Alltags stellen ! Wenn er aber sich in diese Sache hineinsteigert und mit einer gewissen beharrlichen Selbstüberschätzung sein eigenes Antlitz betrachtet, dann zerstört er auf kurz oder lang eine realistische Einschätzung seiner eigenen Person, die Arroganz hat ihn ganz fest im Griff !

Wir sehen also zwei grundlegend verschiedene Typen. Ihr Ziel ist es, sich selber zu akzeptieren. Das können sie tun, indem sie Äußerlichkeiten, Charaktereigenschaften und Fähigkeiten bejahen oder verneinen, verstärken oder abschwächen, je nachdem was ihr inneres und äußeres Erscheinungsbild vorgibt.

Übertreibt man es aber mit der Positivierung oder Negativierung dann verlässt man die Methode der Autosuggestion, man schießt weit über das Ziel hinaus, knallt gegen eine Wand oder stürzt in die Tiefe !
  • Die Autosuggestion hat sich nämlich nicht auf die Fahne geschrieben, irrealistisch, phantastisch, selbstverherrlichend oder selbstzerstörerisch das eigene Ich zu formen. Vielmehr ist ihr Ziel, mit Nüchternheit, Toleranz und Humor sich zu betrachten und zu bewerten.
Die Autosuggestion weiß sehr wohl zwischen Realität und Wunschdenken zu unterscheiden, aber sie gibt bei richtiger und wohldosierter Anwendung dem Hirn die Nahrung und den Stoff, damit es gut funktioniert. Ja, nehmen wir ruhig diese äußerst mechanistische Betrachtungsweise und lassen sie auf der Zunge zergehen:

Das Gehirn muss funktionieren !

Um dieses zu verdeutlichen, wird noch mal eines der vier vorangegangenen Fallbeispiele bemüht. Der Hässliche sieht sich im Spiegel und sagt zu sich: "Meine Eltern haben mich wahrlich nicht mit den schönsten Genen ausgestattet, aber irgendwo muss ich doch eine Funktion in dieser Gesellschaft haben. Genau, ich muss existieren, damit der Schöne sich von mir abheben kann. Ohne mich, kann man Schönheit erst gar nicht definieren. Ich bin ein unverzichtbarer Teil dieser Gesellschaft !"

Um die Ebene des äußeren Erscheinungsbildes zu verlassen, nehmen wir die Schauspieler und Musiker, die fast alle sagen: "Trotz jahrerlanger Bühnenerfahrung habe ich vor jedem Auftritt noch ein wenig Lampenfieber !" Und jetzt schreibe ich mal was, was diese Künstler aber denken, bevor sie sich dem Publikum stellen: " Ich werde mein Bestes gegen, sie werden alle an meinen Lippen hängen, mein Zauber und Können wird sie packen, ich bin hier der Meister: the Show must go on !"

Das nenne ich zweckgerichtete, pragmatische Autosuggestion: wohlwissend, dass das Lampenfieber nie vollsändig verschwindet, dass eine gewisse Grundnervosität egal ob auf der Bühne oder im Alltag immer vorhanden ist, kann man sich selber motivieren, um diese Hindernisse zu überwinden, um von einer Stufe zur nächsten zu gelangen !

Der Künstler befindet sich vor dem Auftritt noch auf der gleichen Ebene wie der Konsument bzw. Zuschauer, aber wenn der Vorhang zur Seite geschoben wird, dann muss er sich auf einer höheren Ebene befinden, er muss sich nämlich dem Publikum stellen und vor ihm bestehen ! Und genau so verhält sich das mit Otto-Normal-Verbraucher im bürgerlichen Leben, der aus seinem Haus geht und sich den Anforderungen des Alltags und/oder der Berufswelt stellen muss (=ohne Moos nix los) ! Und hat er für den Fall, dass er sich unsicher fühlt, nicht geistig innerlich gestärkt und mit autosuggestiven Kräften gewappnet, dann wäre er lieber zu Hause geblieben.

Denn diese geistig und seelisch unsicheren Menschen werden sobald sie aus der Tür ihrer sicheren Wohnung hinausgehen von der Gesellschaft gefressen, wie ein Geier stürzt sie sich auf alles, was sich unsicher bewegt oder in "Opfermanier" auf Erden wandelt, besser gesagt wankt oder kriecht ! Das ist das bitterharte Gesetz einer urbanen, unvollkommenen und egoistischen Gesellschaft und Menschheit, die sich noch selber sucht auf einem kleinen blauen Planeten, der sich in einem Sonnensystem und in einer Galaxie auf einer sehr langen aber auch zeitlich endlichen und begrenzten Reise befindet !

Der Künstler kann bei Versagen ausgebuht oder mit Eiern beworfen werden (=kommt selten vor), das nächste mal kann er es besser machen. Der Alltagsmensch dagegen trägt größere, seelische und nicht immer leicht verheilende Wunden davon ! Und wenn er sich nicht ändert, dann ist es auf kurz oder lang sein Tod ! Denn die Gesellschaft wird sich nicht so schnell ändern, denn sie ist ein Konglumerat bestehend aus Opfern und Tätern ! Und wenn die Opfer nicht oder aus eigener Hand sterben, dann entsteht ein unheilvoller und grausamer Kreislauf: aus ehemaligen Opfern werden Täter !

Wenn aber die Autosuggestion als ein realisierbares Mittel der persönlichen Wahl betrachtet wird, dann ist man gewappnet, ausreichend gesichert, und die Anzahl der Opfer lässt drastisch nach. Am Anfang ist sicherlich die Intensität der Autosuggestion stark und die Frequenz hoch, aber sie schwächt sich automatisch ab, sobald ein inneres Wesen erstarkt ist. Und um diese Methoden noch näher kennenzulernen, zu akzeptieren, zu verinnerlichen und auch anzuwenden, sind sicherlich Psychologen und Therapeuten genau die richtigen Anlaufstellen: von ihnen kann man Sicherheit im Umgang mit diesen effektiven Methoden gewinnen.

Ja, genau, das hört sich ebenfalls wunderbar mechanistisch an: wo ist die Betriebsanleitung meiner neuen Stereoanlage, wo ist das Rezept für das Drei-Gänge-Menue, und wie sehen die Programmierschritte für das neue Steuerungselement aus ?

Und wie bitte schön funktioniert mein Gehirn ?

Die Autosuggestion ist nur eine Form von vielen, wie man sich der Funktionsweise des Gehirns nähern kann. Fest steht, dass nichts oder unvollkommenhaft funktioniert, wenn man das Belohnungszentrum, tief im Inneren der Zellmasse Hirn, nicht zufrieden stellt !

Das Belohnungszentrum, auf morpholigisch-anatomische Strukturen und physiologische Funktionsweise kann in diesem Kurz-Essay nicht eingegangen werden, ist neben dem Reptilienhirn, welches grundlegende Körperfunktionen überwacht und steuert, die Schaltstelle Nr. 1 !

Was also, und das frage ich mich seitdem ich ein Hirn in der Hand halten durfte, braucht dieses Belohnungszentrum, um Belohnung oder Strafe auszuschütten ?

Positive Einflüsse:
  • die Trias: Bewegung, gute Ernährung, ausreichend gesicherten Schlaf
  • Rhythmus und Ordnung
  • Erkenntnis- und Wissensgewinn
  • Lob und Anerkennung
  • Toleranz und Verständnis
bei einer "positiven" Rückkopplung im technischen Sinne entstehen Motivation und Lebensfreude, Dynamischer Fluss und Kreativität als Belohnung und gute Ernte !

Negativ ausgedrückt braucht es nicht:
  • übertriebene Selbstkritik oder Selbstüberschätzung
  • Selbstkasteiung und Vorwürfe
  • Horrorszenarien und Gewaltvorstellungen
  • Trägheit und Passivität
  • Intoleranz und Feindseligkeit
bei einer "positiven" Rückkopplung im technischen Sinne entstehen Angst und Furcht, Zynismus und Arroganz als Strafe und Missernte !

Zusammenfasssung/Schlussfolgerungen:

All die vorangegangenen laienhaften, sehr kurzen Darstellungen sollen nur ein kleiner Anstoß dafür sein, dass die Selbstreflektion, Selbstverwirklichung und Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit auch im Licht der Gehirnforschung betrachtet und vollzogen werden kann. Wenn die "Außenwelt" sprich eine Gesellschaft, Umgebung oder Gemeinschaft nicht das hergibt, was gut für einen selber ist, dann muss man in gewisser Weise in einem gesunden Maße "tricksen", entweder um voranzukommen und/oder um sich zu schützen.

Die Autosuggestion verkennt aber niemals die Realität, sie ist nur ein Mittel zum Zweck, und dieser Zweck heißt: beruhigend, motivierend und heilend auf sein Belohnungszentrum einzuwirken ! Das wiederum setzt alle Hebel in Gang, die dafür sorgen, dass Motivation, ungeahnte Kräfte und Selbstsicherheit wieder ins Leben gerufen werden. Denn auch ein Hirn will gut leben und versorgt werden, nur dann erweist es sich als effektiv und gesund !

Erweist man dem Hirn gute Dinge, dann reagiert es dankbar und stark, gibt man ihm nur Scheiße zu fressen, dann wird es schwach, verkümmert elendig und hat irgendwann auch keine Lust mehr zu leben ! Diese Naturgesetze erheben sich über allen Zweifel und Kleingläubigkeit und bisherigen möglichen, persönlich irrigen Annahmen. Selbst wer diese Magie logisch nicht nachvollziehen kann, findet bei ihrer Anwendung Erfolg und Sicherheit !

Believe it or not, just do it !

***


Fangen wir an, gut über unser Gehirn zu denken

entnommen aus:

entnommen aus:


15. März 2008

  • Können wir unser Denken im Alter verbessern?
  • Können wir unsere Erinnerung schulen?
  • Können Gedanken das Gehirn umbauen?
  • Was geschieht bei der Meditation im Kopf?
  • Kann Erziehung das Hirn konstruieren?
  • Können wir Kindern bei der Entwicklung ihres Denkapparats neurodidaktisch helfen?
  • Macht Denken glücklich, und wenn ja, wie müsste man denken, um es zu werden?

Das sind einige der Fragen, mit denen sich das Feuilleton dieser Zeitung in den nächsten Wochen und Monaten befassen wird: in praktischer, nicht so sehr in theoretischer Absicht.

  • Seine Gegenstände sind seit jeher die Hinterlassenschaften des Geistes, sei es in Schrift, Bild oder Musik.
  • Jetzt wenden wir uns der materiellen Grundlage der geistigen Betätigung zu: dem Hirn und dem aktuellen Erkenntnisstand der Forschung.

Jedermann spürt, dass der unleugbare Verlust an Lesefähigkeit unter Kindern und Jugendlichen, die Aufmerksamkeitsdefizite, die durch die modernen Technologien erzeugt werden, zu einer Veränderung des Denkens und der Denkleistungen führen.

  • Stimmt es, was die Hirnforschung zeigt, dann ist damit nicht nur eine Kulturtechnik bedroht, sondern die Kulturtechnik selbst ist nur die Folge einer Hirn-Technik.

Das gilt für einige der pädagogischen, offenbar intuitiv auf Erfahrungsgründen basierenden Erziehungsregeln der Vergangenheit:

  • das Auswendiglernen von Gedichten,
  • das Singen von Liedern

Es gibt übrigens keinen Grund, den Nachwuchs zu verdammen, zum Beispiel deshalb, weil er ständig vor dem Computer sitzt. Wenn es stimmt, was wir im Laufe dieser Serie über Spiegelneuronen erfahren werden, dann ist das sozialprägende Verhalten der Vorgängergeneration hirnprägend.

  • Spiegelneuronen werden aktiv beim Betrachten von Vorgängen im Hirn des Betrachters und zwar gerade so, als würde er die Tätigkeit, die er sieht, selbst ausüben.
  • Das beginnt beim Spaghetti-Essen und Radfahren und endet beim Lesen und beim Denken selbst.

Die Bedeutung der Musik und des Musizierens für die Entwicklung des Gehirns ist vermutlich das am besten erforschte Gebiet neuropädagogischer Forschung.

  • Mittlerweile wissen wir, dass nicht nur Musizieren selbst, sondern allein schon die Vorstellung, man musiziere, zu einer Veränderung des Hirnvolumens führen kann.


Das unterschätzte Gehirn

Die Hirnforschung scheint neben der Biotechnologie zu einer Leitwissenschaft unserer Zeit geworden zu sein.

  • Ihre Hypothesen spielen mittlerweile bei klassischen philosophischen Fragen - der Debatte über die Willensfreiheit - ebenso eine entscheidende Rolle wie in der Pädagogik.

Gewiss: Vieles, was sie sagt, bewegt sich vorläufig im Rahmen von Hypothesen, und verantwortungsbewusste Forscher wie Wolf Singer vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt, warnen davor, vorschnell Kausalitäten abzuleiten (des Sinnes: Kind wird zum Klavierunterricht gepresst, damit es Genie wird).

  • Und dennoch: Das, was wir jetzt schon wissen, reicht aus, in der Benutzung des Kopfes eine ebenso große Revolution auszulösen, wie es einst in der Benutzung des Körpers geschah, als Hans Mohl 1970 die Trimm-dich-fit-Bewegung annoncierte.

Es ist traurig zu sehen, wie schlecht eine alternde Gesellschaft immer noch über ihr Hirn denkt:

  • Immer noch glauben Menschen, was sie einst in der Schule lernten: dass das Hirn, ähnlich wie das Skelett, nach dem zwanzigsten Lebensjahr sich nicht mehr modifziere.
  • Heute wissen wir, dass es ähnlich einem Muskel durch entsprechende Beanspruchung bis ins hohe Alter leistungsfähig bleiben kann, sich sogar neuroanatomisch und funktional erweitern, ja verjüngen kann.
  • Und dabei, gerade im Bereich der gesammelten Erfahrungen, enorm stabil ist.

Das heißt nicht, dass das Gehirn nicht altert und auch langsamer in seiner Verarbeitungsgeschwindigkeit wird.

  • Aber längst nicht in den Dimensionen, die in der Gesellschaft mehrheitlich noch immer unterstellt wird.

Im Gegenteil, wir wissen heute, dass negative Selbstbilder im Hirn genau das hervorrufen, was sie unterstellen:

  • Vergesslichkeit,
  • Verflachung
  • Kreativitätsverlust.

Was wir wollen

Denken, Lesen und das Hirn, das ist deshalb eine so aufregende Kombination, weil es dank der Hirnforschung zumindest partiell wegführt von den letzten, den rein philosophischen Fragen - sie umgekehrt, gleichsam über den Weg der Biologie, mit neuer Energie aufgeladen werden.

Eine der menschenfreundlichsten Forschungsergebnisse der letzte Jahre auf diesem Gebiet stammt von Sara Lazar aus Harvard.

  • Ihr Forschungsteam hat festgestellt, dass Meditation - und dazu gehören auch das Gedicht und das Gebet - materielle Auswirkungen auf die Größe des Gehirns und seine Aktivität haben.
  • „Unsere Ergebnisse zeigen“, so Lazar, „dass Meditation Gebiete im menschlichen Hirn verändert, die für die kognitive und emotionale Verarbeitung und für das Wohlbefinden zuständig sind.
“ Die Struktur des Hirns von Erwachsenen, so Lazar, kann sich durch wiederholte Praxis - etwa bei der Meditation, aber auch beim konzentrierten Lesen oder Musizieren - verändern.
  • Selbstbilder,
  • meditative Praxis,
  • Lektüre

wirken nicht nur auf die Psyche, sondern auf die Struktur des Gehirns selbst;

  • das ist eine wichtig und vielleicht in ihren Konsequenzen immer noch nicht hinreichend erfasste Erkenntnis.

Ende April erscheint bei Suhrkamp ein Gespräch zwischen Wolf Singer und dem ehemaligen Molekularbiologen und heutigen buddhistischen Mönch Matthieu Ricard über Hirnforschung und Meditation. Wir werden es an dieser Stelle vorstellen.

Was wollen wir?

Die Vorstellung wecken,

  • dass das Hirn veränderbar ist,
  • dass es sich verbessern kann,
  • dass die im Alter wachsende Selbstdiskriminierung des Denkens obsolet (=hinfällig) ist

- auch hier wird die alternde Gesellschaft eine revolutionäre Gesellschaft sein.

Japan mit dem nicht zufällig dort erfundenen „Sudoku“-Spiel zeigt es:

  • Es ist nicht unser Schicksal, in einer Gesellschaft zu leben, in der immer mehr Menschen sich selbst misstrauen, weil sie ihrem Hirn misstrauen - Menschen, die kontinuierlich bei Gesprächen abschweifen, sich selbst stilllegen und ihre Leistungsfähigkeit unterminieren.

Die Botschaft lautet:

  • Wir müssen etwas für das Denken tun.
  • Tun wir es gezielt, könnten die Folgen nicht nur bei den Erwachsenen, auch bei den Kindern überraschende Wirkungen erzielen.

Ein einfaches Experiment im Aufmerksamkeitstraining findet sich auf dieser Seite.

  • Die „Stroop“-Prüfung verlangt, die Worte laut zu lesen, nicht die Worte, die geschrieben stehen, sondern die Farbe, die man sieht. Wer das tut, wird feststellen, wie das Hirn arbeitet.
  • Wenn Gehirntraining wie dieses in Volkshochschulkursen und im Internet immer neue Anhänger findet, dann kommt darin eine Hoffnung zum Ausdruck, die gewiss noch von Neurobiologen mit ihren technisch zusehends ausgefeilteren Methoden verifiziert werden muss.

Denn noch blickt die Wissenschaft, wenn sie

  • Kernspin,
  • EEG
  • Positronentomograph

einsetzt, mit dem kleinen Fernrohr in ein riesiges Universum.

Was in einzelnen Nervenzellen passiert, wie viele neu entstehen oder welche Verbindungen auf - und abgebaut werden, lässt sich in der gewünschten Exaktheit noch immer nur ansatzweise beantworten.

  • Aber es besteht heute kein Zweifel mehr, dass das Gehirn formbarer ist - und bleibt - als wir es bis vor ein paar Jahren noch glauben mussten.

Text: F.A.Z., 15.03.2008, Nr. 64 / Seite 37

Bildmaterial: F.A.Z.

God Save The Queen - British National Anthem


God save our gracious Queen,
Long live our noble Queen
God Save the Queen,
Send her victorious!
Happy and glorious,
Long to reign over us,
God Save the Queen!

O Lord our God arise,
Scatter her enemies,
and make them fall;
Confound their politics,
Frustrate their navish tricks,
On her our hopes we fix,
God save us all.

Thy Choicest gifts in store,
On her be pleased to pour,
Long may she reign;
May she defend our laws,
And ever give us cause,
To sing with heart and voice,
God Save the Queen.

This is the British National Anthem. The famous tune was used by over 180 composers worldwide, and is an instantly recognisable tune all over the world.

Jede Menge unverbrauchter Ideen

Wie Magnus Carlsen und Garri Kasparow das Profischach bestimmen

entnommen aus:


Zitat:

30. Dezember 2009

Vom 1. Januar an führt Magnus Carlsen die Schachweltrangliste offiziell an.

  • Inoffiziell steht er bereits seit November vorne.
  • Vor vier Wochen ist er neunzehn Jahre alt geworden und hat seine Spitzenposition bei einem Turniersieg in London bestätigt.

Als Carlsen im Februar begann, mit Garri Kasparow zu trainieren, setzten sie sich als erstes Ziel, die Nummer eins zu werden.

  • Das ist sozusagen die offizielle Version.
  • Doch es besteht kein Zweifel, dass der Russe Carlsen zum Weltmeistertitel führen soll.
  • (ja, ist eigentlich selbstredend, dass dieses Duo sich nicht mit einem 2. Platz begnügen will !)
  • Es ist eine Staffelübergabe mit Verzögerung.

Zwanzig Jahre lang hat Kasparow seinen Sport dominiert, sich aber im März 2005 vom Profischach zurückgezogen.

  • Er wollte nicht länger auf eine sportliche Gelegenheit warten, den WM-Titel, den er viereinhalb Jahre zuvor an Wladimir Kramnik verloren hatte, wieder zu erspielen.
Bis zu seinem Rücktritt führte Kasparow die Weltrangliste an.
  • Seitdem wechselte die Führung mehrmals.
  • Carlsen verspricht wieder Stabilität.
  • Das zu Ende gegangene Jahrzehnt könnte als Interregnum in die Schachgeschichte eingehen, als Zeit des Übergangs zwischen der Ära Kasparow und der Ära Carlsen.
  • (bei solchen Schreiben könnten die anderen Top-Schachspieler sich etwas zurückgesetzt fühlen und erst recht den Kampf gegen Carlson aufnehmen => aber ob sie sich gegen ihn verbünden, so wie damals die russische Schachelite per Absprache (?) zeitweise Bobby Fischer das Leben schwer gemacht hat, ist wohl unwahrscheinlich !

In London trug der Norweger am Brett Hemden und Sakkos mit Logos neuer Sponsoren.
  • Vier Millionen norwegische Kronen, knapp eine halbe Million Euro, zahlen Arctic Securities und die Kanzlei Simonsen bis Ende 2011.
  • Das Geld ist praktisch komplett für Kasparow bestimmt.

Der Russe unterstützt Carlsen aber nicht nur aus finanziellen Motiven.
  • Schach soll wieder international für Schlagzeilen gut sein.
  • Das gehe nur mit einem im Westen geborenen Star, glaubt Kasparow.

Der "Alte"
Der Mentor: Schach-Legende Garri Kasparow

Der Mentor: Schach-Legende Garri Kasparow



Kasparow waren die Schlagzeilen zum Nostalgieduell peinlich

Ihre zunächst geheim gehaltene Zusammenarbeit wurde im September bekannt.
  • Ihre damaligen Trainingssitzungen in Oslo dienten ausnahmsweise der Vorbereitung beider.
  • Carlsen flog anschließend nach China.
  • Kasparow stand vor einem Schaukampf mit Anatoli Karpow in Valencia.

Dass dieses Nostalgieduell mehr mediale Aufmerksamkeit als jeder andere Schachwettbewerb 2009 bekam, fand Kasparow peinlich und ungerecht.
  • Die Schlagzeilen hätte verdient gehabt, was sein Schüler zur gleichen Zeit in Nanking leistete: Carlsens Resultat dort entsprach 3002 Elopunkten. Weltrekord. (lecko mio => hat der jetzt als erster Schachspieler die 3000er Schallmauer durchbrochen ?)

Carlsen redete sein Ergebnis ein wenig herunter.
  • Seine Gegner seien durch den großen Namen des Mannes, der hinter ihm steht, eingeschüchtert gewesen.
  • Vor jeder Runde berät ihn Kasparow, wie die Partie am besten anzulegen ist.
  • Er spürt, in welcher Stimmung meine Gegner sind und welche Eröffnung sie wählen werden. Ich kann das gar nicht“, sagt Carlsen. (... die gute alte Psychologie: Schnelleinschätzung des Gegenübers beherrschen (sicher auch eine Sache der Erfahrung) + Nerven behalten bis zum Schluss !)

Carlsen hat Zugriff auf Kasparows Datenbank

Er hat unbeschränkten Zugriff auf Kasparows legendenumwobene Datenbank.

  • Sie enthält noch jede Menge unverbrauchte Eröffnungsideen.
  • Eine Variante, mit der Carlsen in Nanking gegen den damals noch die Weltrangliste anführenden Wesselin Topalow ein Remis erreichte, schlummerte bereits seit 1995 in Kasparows Arsenal.
  • Seit er Carlsen betreut, sucht Kasparow wieder in den aktuellen Partien nach neuen Ideen wie zu der Zeit, als er selbst noch aktiv war.
  • Fast täglich findet er Ergänzungen für seine und damit auch für Carlsens Datenbank.

Nicht nur in Carlsens Eröffnungen spiegelt sich der Einfluss des Mentors.

Der "Neue"

.Die neue Nummer eins: Magnus Carlsen könnte im Schach eine neue Ära einleiten

Die neue Nummer eins: Magnus Carlsen könnte im Schach eine neue Ära einleiten

Er spielt

  • weniger pragmatisch,
  • strebt dynamischere Stellungen an
  • sucht intensiver nach optimalen Lösungen
ganz wie der Maximalist Kasparow.

  • Mit ihm zu arbeiten ist viel inspirierender als alleine oder mit anderen, weil er einfach so viel weiß“, schwärmt Carlsen.
  • Kasparow sagt: „Mein Ziel ist, dafür zu sorgen, dass er hart arbeitet.

Carlsen wurden die Schachregeln im Alter von fünf Jahren vom Vater beigebracht, doch das Spiel reizte ihn erst, als er fast zehn war.

  • Das nächste Lebensjahrzehnt brachte dann aber Erfolg auf Erfolg, Großmeister ist er seit 2004.

Das Fachmagazin „New in Chess“ wollte von Kasparow wissen, ob er sich in dem 27 Jahre jüngeren Norweger wiedererkennt:

  • „Nein, wir sind sehr verschieden. Aber es macht es produktiver, dass sein Schachtalent anders ist als meines.
  • Es erleichtert meine Arbeit, weil wir uns nicht überschneiden.
  • Er lernt von mir etwas, was er nicht von Natur aus schon in sich hat.“

Ein herausragender Stratege mit einem feinen Positionsgefühl sei Carlsen längst.

  • Mit dem dynamischen Schliff, den sein Spiel nun kriegt, bleibe für seine Gegner kein sicherer Hafen mehr.“ ;-)))
  • Sein Charakter steht vor einer neuen Prüfung, weil er nun als Favorit in alle Turniere geht.
  • Nun erwartet er zu siegen, und in dieser Erwartung wird er siegen.“
Fazit/Zitat: "Die Initiative zur Zusammenarbeit ging von Kasparow aus: Carlsen schätzt den großen, energiegeladenen Kollegen, der so viel fordert von ihm. "Am Ende des Tages bin ich immer sehr müde, aber es ist gut. Es ist eine große Chance für mich !"

Text: F.A.Z.

Bildmaterial: AFP, AP

... Temperaturen scheinen nicht so kalt zu sein wie letztes Sylvester, so "Wimper" ... sehr dichter Nebel ... am Lidl spricht mich ein Mann an, will ihm mitteilen, dass er mich sicherlich mit meinem twin verwechselt, doch welch Überraschung: es ist ein Schirikollege aus alten Zeiten, der Ansetzungen macht - ich solle mich doch mal beim "Josef" melden, dem Vorsitzenden des Kreis-Schiedsrichterausschusses zu Aachen ... noch vor 10min in Laurensberg an das Schiri-Wesen gedacht: so ein kleines Hallenturnier, könnte doch ein paar Euros einbringen - na ja, diese Zeiten sind wohl auch endgültig vorbei - CT hält mich auf dem Laufenden:
  • Kasparov, der ehemals beste Schachspieler aller Zeiten, trainiert nun die jetzige Nr. 1
  • es gibt wieder einen einzigen Weltschachverband, Kasparov hat seinen aufgegeben
  • zumindestens hat er erreicht, dass die Top-Schachspieler mehr Geld bzw. Preisgelder bekommen
... was die Frauens jetzt wohl machen ? Hoffentlich haben sie gestern die grauen Tonnen
rausgestellt ...