Sonntag, 17. Juni 2007

Ludwig van Beethoven


A portrait of Ludwig van Beethoven painted in 1820 by Joseph Karl Stieler.

Horn, Sonate

Kurzbiografie

Nicht weniger als fünf Bände zählt die Biographie, welche neunzig Jahre nach Beethovens Tod erschienen ist und Leben und Werk umschreibt. Drei Musikforscher und -schriftsteller haben in jahrzehntelanger Arbeit versucht, einen Geist zu ergründen, der die Welt so reich beschenkt und auf der anderen Seite selber so hart gekämpft und gelitten hat.

Kindheit
Ludwigs flämischer Grossvater war Sänger und Hofkapellmeister in Bonn. Er starb, als sein Enkel gerade erst drei Jahre zählte. Die frühen Erinnerungen prägten jedoch seine eigene Zukunft. Der Vater Johann war ebenfalls Sänger. Aber sein übermässiger Alkoholgenuss führte zu Verwahrlosung und Armut.

Anstatt in die Schule geschickt zu werden, musste der kleine Ludwig täglich am Klavier stehen (auf einem kleinen "Bännkgen") und üben. Früh begann die Karriere eines Wunderkindes, welches mit seiner Kunst der Menschheit dienen sollte. Als Siebenjähriger, in den Ankündigungen des Vaters noch um ein Jahr jünger gemacht, trat Ludwig "mit verschiedenen Clavier-Concerten und Trios" auf. Erst elfjährig wirkte er bereits als unbesoldeter Vertreter des Hoforganisten. Auch das Violinspiel sollte er erlernen. Als Ludwig siebzehn Jahre alt war, starb die Mutter Maria Magdalena, fünf Jahre später der Vater. Von den sieben Kindern erreichten nur Ludwig und zwei jüngere Brüder das Erwachsenenalter.

Verzicht und Verantwortung prägten den Knaben. Nach dem Tod seiner Mutter wurde er zum Familienoberhaupt. Zwei Jahre später, als Neunzehnjähriger bat er den Kurfürsten Maximilian Franz, ihm die Hälfte des Gehalts des nicht mehr dienstfähigen Vaters zur Ernährung der Familie zufliessen zu lassen. Für Ludwigs künstlerischen Werdegang war sein Vater hingegen wesentlich von Bedeutung. Mit seinem begabten Sohn unternahm er allerlei Reisen in die Umgebung, um den Bildungshorizont zu erweitern.
Seine "Schutzengel" jedoch nannte Beethoven später die Mitglieder der Bonner Adelsfamilie Breuning, die ihn herzlich in ihr Haus aufnahmen.

Ein sehr wichtiger Lehrmeister war seit 1781 (!) der gebildete Komponist und Aufklärer Christian Gottlob Neefe. Dieser unterrichtete Ludwig in der Tradition des Generalbasses und machte ihn mit dem "Wohltemperierten Klavier" Joh. Seb. Bachs, mit Haydn und Mozart vertraut. Er erkannte das Genie sehr früh, und 1782 sorgte er für eine Veröffentlichung von Klaviermusik des zwölfjährigen Künstlers.

Sturm und Drang
Kaum ein anderer Musiker der Weltgeschichte investierte so viel Fleiss und Energie in seine eigene Weiterbildung wie L. v. Beethoven. Im Jahr der französischen Revolution schrieb er sich als Student in der neuen Bonner Universität ein. Als kritischer Zeitgenosse war er an Philosophie und Politik interessiert. Friedrich Schillers "Ode an die Freude"(1785) faszinierte ihn schon damals, denn auch er war voll von idealistischen Ideen.1792 konnte Beethoven mit einem Stipendium des Kurfürsten nach Wien reisen, um sich dort von Joseph Haydn weiter ausbilden zu lassen. Von Antonio Salieri wurde er im "freyen Styl" und in der italienischen Gesangskomposition unterrichtet; sein Geigenspiel wollte er noch vervollkommnen.

Mit fünfundzwanzig Jahren trat Beethoven in Wien an die Öffentlichkeit. Er zeigte sich als Virtuose auf dem Klavier und spielte bereits seine beiden eigenen Klavierkonzerte. Eine Konzertreise führte ihn nach Berlin, Dresden, Prag und Budapest.Doch sein Streben (Goethe!) stand noch lange nicht still. Fünf Jahre später, am 2. April 1800 ertönten im Burgtheater nacheinander eine Sinfonie von Mozart, zwei Gesangsarien aus Haydns neuer "Schöpfung", Beethovens Septett op. 20, sein Erstes Klavierkonzert und sozusagen als Krönung seine Erste Sinfonie in C-Dur unter seiner Leitung (welch ein Marathon!).

Der Komponist des neuen Jahrhunderts war damit unumstritten etabliert. Waren Haydn und Mozart noch vorwiegend Auftragskomponisten von Fürstenhäusern, so wollte nun Beethoven ganz freischaffender, unabhängiger Künstler des Bürgertums sein, sowohl formal wie auch inhaltlich seine Botschaften vermitteln können.

Beethoven im Jahr 1800. Stich von Johann Neidl

Verdüsterung
1801 schrieb L.v.Beethoven an einen Freund: "dein Beethoven lebt sehr unglücklich, ...wisse, dass... der edelste Theil, mein Gehör sehr abgenommen hat... meine schönsten Jahre werden dahin fliegen, ohne alles das zu wirken, was mir mein Talent und meine Kraft geheissen hätten." Einem anderen Freund teilte er mit: "ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht."

Ein Jahr später entstand das sogenannte "Heiligenstädter Testament" (nach einem in der Natur schön gelegenen Dorf nahe von Wien). Der zweiunddreissigjährige Beethoven richtete das Schreiben an seine beiden Brüder, offenbarte ihnen seinen Zustand, seine Verzweiflung darüber und auch seine daraus hervorgegangene Philosophie, sich in sein Schicksal zu ergeben und sein Leid in Geduld zu ertragen bis zum Ende. Er erklärte seine Brüder, seinen Arzt und den Fürsten Lichnowsky, welcher ihn finanziell unterstützt hatte, zu seinen Erben. Die Brüder ermahnte er, ihren Kindern Tugend zu empfehlen und beendete das Testament mit einem Seufzer: "o Vorsehung - lass einmal einen reinen Tag der Freude mir erscheinen..."

Ergebenheit, Verzicht
Wie einsam sich Beethoven fühlte, und wie sehr er sich nach Geborgenheit sehnte, zeigt auch sein Brief von 1812 an die "Unsterbliche Geliebte". Als Anrede schrieb er: "Mein Engel, mein alles, mein Ich...". Wer gemeint war, weiss heute noch niemand mit Sicherheit. Der Inhalt handelt von Aufopfern, von Verzicht, von Leiden, von Demut, von Treue und Liebe, von Glück, Unglück und Sehnsucht.

Doch man glaubt es kaum, in der Zeit zwischen diesen zwei Seelendokumenten komponierte Beethoven sieben grosse Sinfonien, das Oratorium "Christus am Ölberge", die Oper "Fidelio", das Violinkonzert, mehrere Ouvertüren, drei Klavierkonzerte und einige Streichquartette!

Moralische Verantwortung
Bevor Beethoven mit erneutem Schöpfergeist sich seinem Spätwerk zuwandte, erbrachte oder besser gesagt erzwang er noch eine allerdings nicht ganz gelungene moralisch pädagogische Leistung. Nach dem Tod seines Bruders Kaspar Karl liess er sich als alleinigen Vormund des Neffen Karl einsetzen. Er entriss sogar den Knaben seiner Mutter (in langem, schlussendlich gewonnenen Prozess) und begann nun, ihn alleine zu "erziehen". Karl sollte nach seiner Meinung Künstler oder Gelehrter werden, was sich zu einer mühsamen und leidvollen Angelegenheit entwickelte. Die Möglichkeit für Beethoven, zu einer eigenen Familie zu kommen, wurde für den Neffen zum Kerkerdasein.

Tragisches Ende
War Beethoven 1814 zum letzten Mal öffentlich als Pianist aufgetreten, so konnte er drei Jahre später keine Musik mehr hören, und von 1819 an verkehrte er mit der Aussenwelt nur noch über seine Konversationshefte. Der innere Drang, weiter zu komponieren, war hingegen stärker als alles äussere Leiden. 1823 wurde die "Missa solemnis" beendet, ein Jahr darauf die "Neunte Sinfonie" mit der "Ode an die Freude" von Schiller, und 1825 folgten die letzten Streichquartette.
Nach dem missglückten Selbstmordversuch des Neffen Karl wurde Beethoven sehr krank und starb im Frühling 1827. Eine skizzierte Zehnte Sinfonie blieb unvollendet.

Quelle: www.cantusbasel.ch/bbbio1.html


"o Vorsehung - lass einmal einen reinen Tag der Freude mir erscheinen..."

Müsste ich mich von allen Musikern dieser Welt entscheiden, wen ich am liebsten mag, dann wäre es mein Ludwig van Beethoven, erst dann kämen Bob Marley und Jimi Hendrix...

...nur die Geschichte mit dem Neffen, stimmt mich ein wenig betrübt - auch für den großen Meister gilt: immer den Mitmenschen fragen, ob er auch die gleiche Zielsetzung hat wie man selber: Fragen kostet nichts ;-)

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