Dienstag, 7. August 2007

Teil A: Einleitung

2. Was ist und was umfasst die Psychologie

Psychologie ist die Lehre vom Seelenbleben.

Dieses Seelenleben, das wir alle kennen, ist und direkt zugänglich. Zunächst einmal erfahren wir es im ständigen Fluß unseres Fühlens und Denkens, unseres Erinnerns und Hoffens, unserer Wahnehmungen und anderer ähnlicher Erlebnisse.

Dann, auf einer tieferen Stufe, erleben wir beunruhigendere und folgenreichere Dinge, wie zum Beispiel Probleme und Konflikte, verborgene Wünsche, Angst und Schuldgefühle, Kummer und Glück.

Und wenn wir noch tiefer blicken, so geraten wir in den Bereich jener Lebensrätsel, denen wir so hilflos und auf ewiger Suche nach Sinn und Zusammenhang unserer Existenz gegenüberstehen.

All dies und noch mehr ist unser Seelenleben, dessen Tiefen die Denker und Dichter der Menschheit von jeher zu erforschen getrachtet haben..

Die moderne wissenschaftliche Psychologie beschränkte sich in ihren historischen Anfängen mit Gustav Theodor Fechner (1801-1887) und Wilhelm Wundt (1832-1920) auf die Erforschung jener inneren Vorgänge, die der unmittelbaren Beobachtung zugänglich sind und heute seelische Funktionen genannt werden. Bald jedoch nahm die Psychologie eine ungeahnte Entwicklung nach vielen Richtungen hin. In die Breite gehend, erfasste sie nach und nach alle Gebiete des modernen Lebens, auf die der Mensch Einfluß hat oder die auf das menschliche Innere einwirken.

So gibt es Funktions- und exprimentelle Psychologie, Entwicklungs-, Persönlichkeits- und Sozialpsychologie; Betriebs-, Erziehungs-, Schul- und Alterspychologie, Wehrpsychologie und Psychologie im öffentlichen Dienst.

Gleichzeitig aber drang die Pyschologie auch in die Tiefe vor. Aus der Auseinandersetzung mit der modernen Psychiatrie und Philosophie und aus der Zusammenarbeit mit diesen Disziplinen ergaben sich die die neuen Richtungen der klinischen Psychologie und der existentialistischen Psychologie.

Diese Ausdrücke bedürfen einiger Erklärungen. Die Psychiatrie ist eine medizinische Disziplin, die sich ursprünglich im wesentlichen mit dem kranken Seelenleben befasste. In der Neuzeit entwickelte die Psychiatrie ein zunehmendes Interesse am Vergleich des kranken mit dem gesunden Seelenleben. Dies gilt sowohl von der neuesten Typenforschung, die durch Ernst Kretschmer (1888-1964) begründet wurde, wie noch im höheren Maße von der modernen Tiefenforschung, die mit Sigmund Freuds (1856-1939) Psycholanalyse begann.

Beide Forschungszweige - der eine, der für die Idee von Menschentypen eine wissenschaftliche Basis schuf, ebenso wie der andere, der die menschliche Motivation aus den Tiefen des Unbewußten ans Licht förderte - wurden von Psychologen weiter in der Richtung des Studiums gesunder Entwickling und Persönlichkeit verfolgt. Heute arbeiten der medizinisch ausgebildete, psychologisch orientierte Psychiater und der im Studium des normalen wied des kranken Seelenlebens geschulte Psychologe vielfach Hand in Hand, wenn es um Diagnose, Beratung und Behandlung menschlicher Lebensprobleme geht. Hierbei verwenden beide Disziplinen tiefenpsychologische Methoden und Gesichtspunkte.

Der Existentialismus schießlich ist eine moderne Philosophie, welche Fragen der menschlichen Existenz untersucht. Auch dieser Problembereich wird heute in die Psychologie einbezogen und besonders von klinischen Psychologen bearbeitet..

Er ist unter den Psychologen der Spezialist, der sich mit Problemen des menschlichen Lebens und der menschlichen Existenz befasst.

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