Letzten Donnerstag hatte ich Ihnen im Profit Radar beschrieben, dass der von mir sehr geschätzte Kollege Jochen Steffens und ich bei einem Essen gemeinsam herausgefunden haben, wohin das „Smart Money“ der amerikanischen Großinvestoren als nächstes ziehen wird: Es ist Japan. Und wie angekündigt, hier nun die Begründung.
Dafür müssen Sie sich aber von Ihrer Börsensituation als Privatanleger lösen und versuchen wie ein großer Vermögensverwalter zu denken. Die investieren Milliarden. Um mit solchen Summen seriös in einen Markt einzusteigen und Positionen aufzubauen, ohne selbst die Kurse zu treiben, muss der Markt sehr groß sein. Nehmen wir zum Beispiel Vietnam. So aussichtsreich ein Vermögensverwalter diesen Emerging Market auch finden mag: Er ist viel zu klein, als das er dort mit größeren Summen seriös investieren kann.
Für Vermögensverwalter kommen also nur die ganz großen Märkte in Betracht. Nun denken Sie wie ein Vermögensverwalter mit Milliarden-schweren Depots. Sie wissen, dass der DAX sich inzwischen in einer Übertreibungsphase befindet. Hier haben Sie in den letzten Jahren dick verdient und Ihren Kunden eine satte Outperformance beschert. Da brauchen Sie die letzten 10% bis 15% der Übertreibungsphase nicht mehr bis zum letzten Pünktchen voll auszureizen. Dieses Spielchen in der Übertreibungsphase überlassen Sie getrost den deutschen Anlegern.
Aber auch der US-Markt ist schon sehr gut gelaufen. Da findet sich bei den Blue Chips kaum noch ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Was bleibt da also noch übrig? Die Antwort: Japan. Denn dieser Markt ist groß genug und besitzt noch gewaltiges Nachholpotenzial. Während sich der Dow Jones auf Allzeithoch und der DAX knapp in Reichweite seiner Höchststände befindet, notiert der Nikkei immer noch über 50% unter seinem Allzeithoch.
Der Yen ist der Schlüssel
Doch dieses Nachholpotenzial ist nicht der entscheidende Punkt. Der Schlüssel liegt nämlich im Währungsverhältnis Yen-US-Dollar. Das ist das entscheidende Puzzleteilchen, dass Jochen und mir lange Zeit gefehlt hat. Und als wir es letzte Woche fanden und einsetzten, ergab sich plötzlich ein komplettes Bild, dass von vorne bis hinten Sinn macht.
Denken Sie wieder wie ein Vermögensverwalter. Als Vermögensverwalter wollen Sie so investieren, dass Sie bei möglichst vielen denkbaren Börsenszenarien auf der Gewinnerseite stehen. Sie wollen die Risiken so klein wie möglich halten. Und eben genau das ist bei einem Japan-Investment der Fall, wie Sie bei einer Analyse der folgenden Szenarien sehen:
Szenario 1: Durch den fortgesetzten Aufschwung der Emerging Markets geht die Rallye an den Weltbörsen weiter. Die Wirtschaft in den USA bleibt robust und übersteht die Krise am Immobilienmarkt. Die Rallye setzt sich fort. Für dieses Szenario müssen Sie natürlich investiert sein. Und genau das sind Sie, wenn Sie in Japan einsteigen. Dann sind Sie ja im Markt mit dabei, wenn die Hausse weitergeht. Sie stehen also auf der Gewinnerseite.
Szenario 2: In den USA kommt es durch die Immobilienkrise oder steigende Energiepreise oder eine sinkende Konsumnachfrage (die Gründe sind letztendlich zweitrangig) zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Das ist gar nicht gut für die stark gestiegenen amerikanische Aktien. Wenn Sie aber in japanischen Aktien investiert sind, dann haben Sie dieses Problem nicht.
Und jetzt kommt das entscheidende Puzzleteil ins Spiel: Dann kann die FED die Zinsen nicht anheben, sondern muss diese sogar senken. Das ist schlecht für den US-Dollar und bedeutet, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro und dem Yen weiter fallen wird. Als Vermögensverwalter wissen Sie ja ohnehin, dass der Yen unterbewertet ist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Yen ansteigt. Das wird dann auch die Carry-Trade-Welle ins Rollen bringen und den Yen weiter nach oben schrauben.
Wenn Sie dann aber als amerikanischer Investor in japanischen Aktien investiert sind, dann fahren Sie bei diesem Szenario satte Währungsgewinne ein. Selbst wenn der japanische Aktienmarkt sich überhaupt nicht verändert, weil die Rallye an den Weltbörsen zum Stillstand kommt - durch die Währungsgewinne im Yen gegen den US-Dollar verdienen Sie trotzdem. Eine Win-Win-Situation. Einfach brillant, nicht wahr? Ich werde morgen noch weiter darauf eingehen.
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