„Möge sich erfüllen, was begonnen
wurde. Mögen sie daran glauben und
ihre Leidenschaften verlachen. Denn
das, was sie Leidenschaften nennen,
ist in Wahrheit nicht seelische Kraft,
sondern die Reibung zwischen der
Seele und der äußeren Welt. Und
vor allem mögen sie an sich selbst
glauben und hilflos werden wie
Kinder.“ (Der Stalker)
wurde. Mögen sie daran glauben und
ihre Leidenschaften verlachen. Denn
das, was sie Leidenschaften nennen,
ist in Wahrheit nicht seelische Kraft,
sondern die Reibung zwischen der
Seele und der äußeren Welt. Und
vor allem mögen sie an sich selbst
glauben und hilflos werden wie
Kinder.“ (Der Stalker)
„Stalker“ ist eine Art Trip, ein Seelentrip dreier unterschiedlicher Menschen durch eine geheimnisvolle Welt, von der nie ganz klar wird, ob sie die innere Welt der drei Männer repräsentiert oder tatsächlich existiert. Tarkowskij hebt die Differenz zwischen Innen- und Außenwelt auf. Dabei bezieht er die Ideologien der Zivilisation, die sich in Relikten in den drei Männern aufbewahrt haben, in den von ihnen beschrittenen Weg ein. Während der Stalker ein vom Mysterium der ZONE Besessener, zugleich Verzweifelter ist, ein Individualist, der in der ZONE die einzige Form seines Lebens gefunden zu haben glaubt, weil sein sonstiges Leben nichts mehr für ihn zu bedeuten scheint, begleitet der Schriftsteller seinen Weg in die ZONE mit einer guten Portion Zynismus und Nihilismus – Ausdruck einer Kultur, die von sich selbst nichts mehr hält. Keiner interessiere sich für das, was er geschrieben habe; er sei unfähig geworden zu schreiben. Der Professor schließlich – enttäuscht von der Wissenschaft – will das Zimmer der geheimsten Wünsche zerstören. Ein Produkt dieser Wissenschaft, eine Bombe, soll dies bewerkstelligen. Dier Vernunft gebiete es, das Zimmer zu zerstören, weil Machtbesessene es missbrauchen könnten. Und so maßt sich der Professor selbst an, was er bei anderen verhindern will. Aber der Schriftsteller und der Stalker hindern ihn daran.
„Denn Schwäche ist etwas
Großes und Stärke gering. Wenn
der Mensch geboren wird, ist er
schwach und biegsam, wenn er
stirbt, ist er fest und hart. ...
Härte und Stärke sind Gefährten
des Todes, Biegsamkeit und Schwäche
bekunden die Frische des Seins.
Deshalb kann nicht siegen, wer
Großes und Stärke gering. Wenn
der Mensch geboren wird, ist er
schwach und biegsam, wenn er
stirbt, ist er fest und hart. ...
Härte und Stärke sind Gefährten
des Todes, Biegsamkeit und Schwäche
bekunden die Frische des Seins.
Deshalb kann nicht siegen, wer
verhärtet ist.“ (Der Stalker)
„Stalker“ ist, neben Kubricks „2001: A Space Odyssee“ und Tarkowskijs „Solaris“, eine der drei außergewöhnlichsten filmischen Zivilisationskritiken. Aber „Stalker“ ist ebenso wie die beiden anderen Filme keine apokalyptische Beschreibung, keine rein negative Sicht. Gerade in den erstaunlichen Bildkompositionen, in der Darstellung des Wassers besonders, zeigt sich doch auch so etwas wie das Wunder des Lebens, etwas Wunderbares, ästhetisch Ansprechendes, trotz der immer wieder dargestellten Relikte des industriellen Zeitalters, die – gepaart mit den ideologischen Relikten, die drei Männer repräsentierten (Individualismus, Wissenschaftsgläubigkeit, Nihilismus) – eine Art Abrechnung mit dem 20. Jahrhundert darstellen. Diese Abrechnung hat jedoch nichts Absolutes, nichts endgültig Erklärendes, nichts von absoluter Wahrheit. „Stalker“ formuliert eher Fragen oder gibt Anlass, Fragen zu stellen. Tarkowskij vermeidet es auch, seine drei Protagonisten als Repräsentanten der „Täter“ des Industriezeitalters darzustellen. Sie sind zumindest genauso Opfer dieser Epoche auf der Suche nach Wahrhaftigkeit, die sie weder in sich selbst, noch in ihrer Kultur, noch in der ZONE wirklich zu finden scheinen.
Tarkowskij selbst äußerte sich zum Hintergrund seiner Filme u.a. so:
„Uns alle charakterisiert heute ein geradezu unglaublicher Egoismus. Doch nicht etwa hierin liegt die Freiheit. Sie bedeutet vielmehr, dass wir endlich lernen müssen, nichts vom Leben oder unseren Mitmenschen, sondern nur von uns selbst etwas zu fordern. Freiheit – das ist das Bringen von Opfern im Namen der Liebe. (...) Mir kommt es so vor, als hätte der moderne Mensch in seinem Kampf für sicher recht wichtige politische Freiheiten jene Freiheit vergessen, über die die Menschen aller Zeiten verfügten – die Freiheit nämlich, sich selbst ihrer Zeit und Gesellschaft zum Opfer zu bringen.“ Dass diese Position nicht als (neoliberal) verbrämte Verzichtsideologie zu verstehen ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang seiner Filme selbst.
mehr unter: filmstarts.de
(wärmstens empfohlen von Paleto;-)
...was mich ein bisschen wundert, warum man einem Stalker diese sehr weisen Worte in den Mund gelegt hat, in der Realität sind Stalker für mich alles andere als weise und vorausschauend...!
„Stalker“ ist, neben Kubricks „2001: A Space Odyssee“ und Tarkowskijs „Solaris“, eine der drei außergewöhnlichsten filmischen Zivilisationskritiken. Aber „Stalker“ ist ebenso wie die beiden anderen Filme keine apokalyptische Beschreibung, keine rein negative Sicht. Gerade in den erstaunlichen Bildkompositionen, in der Darstellung des Wassers besonders, zeigt sich doch auch so etwas wie das Wunder des Lebens, etwas Wunderbares, ästhetisch Ansprechendes, trotz der immer wieder dargestellten Relikte des industriellen Zeitalters, die – gepaart mit den ideologischen Relikten, die drei Männer repräsentierten (Individualismus, Wissenschaftsgläubigkeit, Nihilismus) – eine Art Abrechnung mit dem 20. Jahrhundert darstellen. Diese Abrechnung hat jedoch nichts Absolutes, nichts endgültig Erklärendes, nichts von absoluter Wahrheit. „Stalker“ formuliert eher Fragen oder gibt Anlass, Fragen zu stellen. Tarkowskij vermeidet es auch, seine drei Protagonisten als Repräsentanten der „Täter“ des Industriezeitalters darzustellen. Sie sind zumindest genauso Opfer dieser Epoche auf der Suche nach Wahrhaftigkeit, die sie weder in sich selbst, noch in ihrer Kultur, noch in der ZONE wirklich zu finden scheinen.
Tarkowskij selbst äußerte sich zum Hintergrund seiner Filme u.a. so:
„Uns alle charakterisiert heute ein geradezu unglaublicher Egoismus. Doch nicht etwa hierin liegt die Freiheit. Sie bedeutet vielmehr, dass wir endlich lernen müssen, nichts vom Leben oder unseren Mitmenschen, sondern nur von uns selbst etwas zu fordern. Freiheit – das ist das Bringen von Opfern im Namen der Liebe. (...) Mir kommt es so vor, als hätte der moderne Mensch in seinem Kampf für sicher recht wichtige politische Freiheiten jene Freiheit vergessen, über die die Menschen aller Zeiten verfügten – die Freiheit nämlich, sich selbst ihrer Zeit und Gesellschaft zum Opfer zu bringen.“ Dass diese Position nicht als (neoliberal) verbrämte Verzichtsideologie zu verstehen ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang seiner Filme selbst.
mehr unter: filmstarts.de
(wärmstens empfohlen von Paleto;-)
...was mich ein bisschen wundert, warum man einem Stalker diese sehr weisen Worte in den Mund gelegt hat, in der Realität sind Stalker für mich alles andere als weise und vorausschauend...!
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