Samstag, 29. Dezember 2007

Chinas verbotene Stadt

Folge 1, "Das Vermächtnis des Despoten"

Die Geschichte der Verbotenen Stadt beginnt mit einem Thronraub. Prinz Zhudi, als viertgeborener Sohn von der Thronfolge der Ming-Dynastie ausgeschlossen, reißt in einem blutigen Staatsstreich die Macht im Reich der Mitte an sich. 1402 stürzt er den rechtmäßigen Herrscher und lässt sich zum Kaiser von China ausrufen. Fortan führt er den Namen Yongle, "immerwährende Freude". Zur neuen Hauptstadt macht er seine Residenzstadt Beiping - Beijing. "Nördliche Hauptstadt", nennt er sie. Dort soll der gewaltigste Palast entstehen, den die Welt je gesehen hat - die "Verbotene Stadt". Durch diese Demonstration seiner Macht soll jeder Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Yongles Herrschaft beseitigt werden. Zum Architekten der gigantischen Anlage bestimmt er den Eunuchen Ruan An, einen der hochrangigen Kastraten im Hofstaat. Yongle hat bei seiner Machtergreifung sämtliche Beamte seines Vorgängers hinrichten lassen, und rekrutiert seine Staatsdiener aus den Reihen der Eunuchen. Eine Entscheidung, die für spätere Kaiser der Ming-Dynastie fatale Folgen haben soll. Nach einer Bauzeit von nur drei Jahren, so die historischen Quellen, wird die Verbotene Stadt 1420 fertig gestellt. Sie bildet das innerste einer Reihe von Rechtecken, deren äußerstes die Mauern der Stadt Beijing sind. Ein perfektes Abbild der kosmischen Ordnung, denn nach chinesischer Vorstellung ist der Himmel rund und die Erde viereckig. Als Yongle die Verbotene Stadt bezieht, steht er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Doch auf dem Herrscher lastet eine düstere Prophezeiung. Sein großes Werk sei nicht für Ewigkeit geschaffen, wird ihm vorausgesagt. Nur wenige Jahre nach ihrer Vollendung werden die drei Haupthallen der Verbotenen Stadt, das Zentrum der Welt, bei einem Feuer zerstört. Kaiser Yongle hat sich den Zorn des Himmels zugezogen, doch die Ming-Dynastie wird fortbestehen. Noch 13 Ming-Kaiser folgen Yongle auf den Drachenthron, bis im 17. Jahrhundert die Mandschu, ein mächtiges Volk aus der nördlichen Steppe, das Reich der Mitte erobern.

(ARTE, 20:40-21:35)

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