Der israelische Archäologe Eleazar Sukenik wittert sofort eine Sensation, als ihm im November 1947 ein Händler in Jerusalem eine Rolle aus brüchigem Ziegenleder anbietet. Es sind Dokumente aus der Zeit Jesu. Nach und nach tauchen Fragmente von fast 900 Originalhandschriften auf - verfasst in hebräischer, aramäischer und griechischer Sprache. Sie lagen in 270 verschiedenen Höhlen in der Umgebung Qumrans versteckt.
Neun Exemplare geben Auskunft über eine Zeit, als die Essener - eine strenggläubige jüdische Religionsgemeinschaft - von sich reden machten. Die Existenz der so genannten "Qumran-Rollen" hat das Bild vom antiken Judentum grundlegend verändert, aber auch Spekulationen über Verbindungen der frommen Männer zu Johannes dem Täufer, zu Jesus und dem frühen Christentum provoziert.
Seit mehr als 50 Jahren bemühen sich Forscher um die Entschlüsselung der Texte. Als Sensation gelten insbesondere Abschriften verschiedener Bücher des Alten Testaments. Sie entstanden tausend Jahre vor allen bisher bekannten Kopien. Ob das gigantische Puzzle aus Abertausenden von Schnipseln jemals komplett sein wird, bleibt abzuwarten. Auch das Rätsel um Qumran und seine Bewohner ist noch weit gehend ungelöst.
Der erste Ausgräber Roland de Vaux interpretierte die Siedlung als klösterliches Anwesen der essenischen Gemeinde. Doch längst sehen immer weniger Archäologen einen zwingenden Zusammenhang zwischen den Essenern und den Schriften aus den Höhlen. Der neue Forschungsansatz plädiert für weitere Grabungen und für die Einbeziehung des regionalen Umfelds.
Jüngste Untersuchungen belegen, dass das Tote Meer um die Zeitenwende keine abgelegene Region, sondern ein blühender Wirtschaftsraum war, mit ausgedehnten Dattelplantagen, weit reichenden Handelsbeziehungen und gut ausgebauten Verkehrsverbindungen. Demnach kann auch Qumran kein "unwirtlicher" Ort gewesen sein, wie antike Schriftsteller suggerieren. (ZDF, Mo, 1:15)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen