Schwarze Sonne

"Sehen und Wahrnehmung" (ARTE, 3:00)

Nachdem der US-amerikanische Künstler und Filmemacher Hugues de Montalembert aufgrund eines äußerst aggressiven Überfalls erblindet ist, lernt er im Krankenhaus und dann in der Reha-Klinik mit seinem neuen Leben als Blinder zurechtzukommen. Im Laufe der Monate gelingt es ihm, seinen Alltag wieder selbst in die Hand zu nehmen. Er reist alleine nach Indonesien und Indien. Es eröffnet sich ihm dort ein neue Welt der Wahrnehmung. "Black Sun" ist ein experimenteller Film, der sich keinerlei formalen Zwängen unterwirft und allein durch den Bericht von Hugues de Montalembert über sein Leben getragen wird. In der Eröffnungssequenz sieht der Zuschauer Luftaufnahmen von New York, dann die Gesichter der Menschen in den Straßen; allmählich verschwimmen die Gesichter, werden abstrakter und schließlich zu bunten Lichtpunkten. Ohne zu dramatisieren erzählt Hugues de Montalembert von dem gewaltvollen Übergriff, von seiner Zeit im Krankenhaus, von der Zeit der Rehabilitation, von den veränderten Beziehungen zu seiner Umwelt, von der Dunkelheit und der Verzweiflung, und dann von dem allmählichen Sich-Hineinfinden in sein neues Leben.

Gleichermaßen aufwühlend und ausführlich beschreibt er seine Reisen ins Ausland. Durch einen geradezu musikalisch-rhythmischen Schnitt sieht man die Gesichter und die Landschaften der vom Künstler bereisten Orte zwischen New York, Indonesien, Indien und Paris. Teilweise illustrieren die Bilder den Bericht Montalemberts oder sie bilden einen bewussten Kontrapunkt dazu. Aus der Fülle der Bilder erklingt immer wieder die Stimme des erblindeten Malers aus dem Off. Während er erzählt, dass "sein Gehirn anfängt, Bilder herzustellen", werden manche Einstellungen völlig abstrakt, undeutlich, gedämpft oder aber in satte, nicht mehr wahrnehmbare Farben getaucht. Der Dokumentarfilm ist mit einer höchst präsenten, sphärischen Musik unterlegt, die der Regisseur Gary Tarn selbst komponiert hat, der auch für den Schnitt von "Black Sun" verantwortlich zeichnet.