Mittwoch, 26. März 2008

Freuds Theorie über die Entstehung von Angst (Kap. 4, S. 145)

Im Zuge dieser Entwicklung sieht Freud auch die Angst entstehen, die seiner ansicht nach durch Vermissen oder durch Verlust der geliebten Pflegeperson zustande kommt. Freud erzählt, wie er auf diese Deutung gekommen ist:

" Die Aufklärung über die Herkunft der kindlichen Angst verdanke ich einem dreijährigen Knaben, den ich einmal aus einem dunklen Zimmer bitten hörte:" Tante, sprich mit mir; ich fürchte mich, weil es so dunkel ist." Die Tante rief ihn an: " Was hast du denn davon? Du siehst mich ja nicht. " "Das macht nichts.", antwortete das Kind, "wenn jemand spricht, wird es hell."

Es fürchtete sich also nicht vor der Dunkelheit, sondern weil es eine geliebte Person vermisste, und konnte versprechen sich zu beruhigen, sobald es einen Beweis von deren Anwesenheit empfangen hatte."

An anderen Stellen sieht Freud die Entstehung der Urangst schon in dem Ereignis der geburt begründet. Sein Schüler reich baute diese Annahme zur Theorie des Geburts-Traumas aus, das heißt der Annahme, dass die Angst mit dem Schock des Geburtsprozesses beginnt. Andere Analytiker, zum Beispiel Fenichel, betonen mehr die Hilflosigkeit und die "Überschwemmung" des neugeborenen Organismus mit Emotion als Ursachen der primären Angst.

Mit dem Zusammenströmen aller Teiltriebe in die voll entwickelte Sexualität der Pubertät sieht Freud die Entwicklung als im Prinzip abgeschlossen. Die weiter Auf- und Abbewegung sexueller Bedürfnisse im Leben betrachtet er als im wesentlichen bedingt durch Persönlichkeits- und kulturelle Faktoren. Diese spielen, wie allgemein anerkannt ist, offenbar eine so entscheidende Rolle, dass es fast unmöglich wird, die Reifungsfaktoren als solche abzutrennen.

Es gibt natürlich eine große Anzahl physischer Vorgänge, die für die Entwicklung der Sexualität wesentlich sind.

Niemand scheint jedoch wirklich genau zu wissen, wie der wechselseitige Einfluss von physischen und psychischen Faktoren auf diesem kompliziertesten aller Lebensgebiete vor sich geht.

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