Donnerstag, 6. März 2008

Jetzt schon in Kuba investieren?

von Volkmar Michler

Nach einem halben Jahrhundert hat das letzte kommunistische Land in der westlichen Hemisphäre einen neuen Staatschef – wieder einen Castro. Denn dem 81-jährigen Fidel ist der 5 Jahre jüngere Bruder Rauel gefolgt. Zum ersten Mal seit der Revolution im Jahr 1959 hat der kleine Inselstaat vor der Küste Floridas eine neue Führung ohne Fidel an der Spitze.

Dabei hat sich der Wechsel schon angedeutet. Denn seit seiner schweren Erkrankung im Juli 2006 hat Fidel seinem Bruder alle Funktionen in Staat, Partei und Militär übertragen. Vor wenigen Tagen ist Fidel Castro offiziell von seinen Ämtern zurückgetreten.

Von einigen Lesern habe ich dazu Anfragen erhalten, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre, in Kuba einzusteigen. Eine sehr schwierige Frage. Und zwar nicht nur, weil es keine reinrassigen kubanischen Investmentmöglichkeiten gibt. Es gibt zwar einen geschlossenen Investmentfonds, der hat aber nur einen sehr geringen Kuba-Anteil. Schwierig ist die Frage auch, weil sich noch überhaupt nicht abzeichnet, wie sich Kuba unter Fidel Castros Bruder entwickelt wird.

Es gibt allenfalls erste Indizien. Rauel Castro gilt nicht als kommunistischer Hardliner, sondern ist eher als Pragmatiker bekannt. Das lässt aufhorchen. Denn seit dem letzten Jahr zeichnet sich bereits eine Politik der „kleinen“ Reformen ab. In öffentlichen Reden hat Rauel Castro seit letztem Jahr immer wieder zu freieren Diskussionen und sogar Kritik an den Zuständen im Land aufgerufen. Das sind ganz neue Töne.

Der Kapitalismus ist schon längst in Kuba angekommen

Auch eine leichte Marktöffnung, zum Beispiel in Form von Bauernmärkten, hat Fidels Bruder ermöglicht. Das hätte es unter Fidel Castro nicht gegeben. Zwar hat die US-Außenministerin Condoleeza Rice schon von einem „bedeutenden Moment in der Geschichte Kubas“ gesprochen, sich aber auch beeilt, gleich mal ein paar Forderungen zu stellen („freie und faire Wahlen“). Doch schnelle Reformen sind mit Sicherheit nicht zu erwarten. Der Bruder Castros wird – schon aus Altersgründen – eine Übergangslösung zu sein.

Wichtig ist auch die Rolle des Militärs. Denn die jüngeren Militärs haben längst nicht mehr die ideologischen Berührungsängste wie Fidel Castro – ihnen fehlt die Erfahrung des von den USA unterstützen Diktators Batista, den Castro aus dem Land gejagt hat.
Und gibt es in der letzten Zeit eine interessante Entwicklung. Denn ehemalige Offiziere haben längst interessante Wirtschaftszweige erobert. Die neuen Manager, die ihr Handwerk teilweise in europäischen Management-Instituten gelernt haben, sitzen in den Chefetagen wichtiger Unternehmen, zum Beispiel aus den Bereichen Textil, Zucker und natürlich Tourismus.

An ein solches Unternehmen ist zum Beispiel Gaviota. Und siehe da: Rund Zweidrittel der Deviseneinnahmen und die Hälfte des Touristikgeschäftes gehen aufs Konto der Militärs. Hier wird also längst eine staatliche Variante des Kapitalismus gespielt.

Auch wenn Raul Castro jetzt noch einmal die Errungenschaften des Sozialismus betont. Zu denen gehört nämlich auch, dass Kuba weitestgehend abhängig ist von kostenlosen Ölimporten aus Venezuela, nachdem der Sponsor-Partner UDSSR ausgefallen ist.

Stellen Sie sich in Kuba auf eine Übergangszeit ein. Ich arbeite aber bereits jetzt an einer interessanten Watchlist von Unternehmen, die von einer möglichen Öffnung Kuba profitieren können. Aber noch ist es nicht soweit.

=> ich bin echt mal gespannt, ob die Menschen auf Kuba in fünf bis zehn Jahren sagen werden, dass früher alles besser war, und ob der Raubkapitalismus dort Einzug halten wird, und die Schere zwischen Armen und Reichen bis zur Unerträglichkeit wie in anderen Schwellenländern und in Industriestaaten zunehmen wird.

Werden sie auf Kosten ihres "relativ" guten Gesundheitssystems und ihrer guten Schulbildung jede Menge Fastfood-Ketten, umweltverschmutzende Industrien und eine Scheindemokratie erhalten, die die Bedürfnisse und Rechte der Menschen missachtet.

Über die geschichtliche Aufarbeitung ihres
Máximo Líder, der sich zu einem Diktator mit seinen tausenden Exekutionen + politischen Gefangenen entwickelt hat, darf man gespannt sein ! Und wo Menschenrechte verletzt werden, da ist das eigene Volk Kläger, die Weltgemeinschaft Richter und Humanität das Gesetz - immer, nachträglich und zu jeder Zeit !

Kein souveräner Staatsmann steckt Menschen unschuldig ins Gefängnis oder lässt sie hinrichten: dies macht nur ein Diktator, um seine eigenen Interessen und Macht zu erhalten und Andersdenkende mundtot zu machen oder zu liquidieren.

Moderne Geschichtsschreibung und Berichtserstattung vergessen keine Toten, keine unschuldig Gefangenen und Gefolterten !!!


Sicherlich werden viele Exilkubaner mit gemischten Gefühlen zurückkommen, und die Verbliebenen ebenfalls mit gemischten Gefühlen die Rückkehrer betrachten.

Wichtig ist nur eins: dass in einem Machtvakuum keine Ausbeuter und Verblender Fuß fassen, die nur an ihren schnellen Profit als an demokratische Werte interessiert sind. Wie man dem obigen Bericht entnehmen kann, hat sich jetzt schon eine Finanzschicht etabliert, die wichtige Industriezweige lenkt und besitzt - das war aber auch nicht verwunderlich, denn bisher konnte sie ja im Dunkeln und in Anonymität agieren.

Trotz allem hat Kuba die einmalige Chance, der Welt zu zeigen, dass eine wirtschaftliche Umorientierung sich auch positiv gestalten kann, ohne sich dem Diktat der Banken, Börsen und Weltmarktpreisen beugen zu müssen. Doch nur Demokratie, humane und fortschrittliche Gewerkschaften und Wirtschaftsvorstände, Kartellämter, Umweltverbände, Menschenrechtsverbände, etc. sind die Garantie für ein intaktes gesellschaftliches Leben.

2 Kommentare: