Sonntag, 20. April 2008

Iatmul-Schädel

Kunst und Mythos

Folge 3

Archiv Die Iatmul in Papua-Neuguinea sind der Auffassung, der Kopf enthalte das Wesen des Menschen. Deshalb konservieren sie die Schädel der Vorfahren. Der gereinigte Schädel wird mit einem Pflanzenbrei überzogen und nachmodelliert, anschließend wird er nach dem Aussehen des Verstorbenen bemalt.

Der im Film gezeigte Schädel gehört zu den Sammlungen Ozeanischer Kunst des Pariser Musée de l'Homme. Er entstammt der Expedition La Korrigane, die von 1934 bis 1936 um die Welt reiste und tausende von Gegenständen mitbrachte.

Der zuständige Konservator Christian Coiffier erzählt, wie der Schädel ins Musée de l'Homme gelangte. Durch seine sorgfältige Gestaltung, aber auch, weil er an das Geheimnis des Todes gemahnt, flößt der Schädel Respekt ein.

Milan Stanek lebte mehrere Jahre mit den Iatmul zusammen, erlernte ihre Sprache und machte sich mit ihrem Denken vertraut. Mit der Begeisterung des Ethnologen, der seine Forschung vor Ort liebt, führt er den Zuschauer in die Weltanschauung der Iatmul ein. Yves Le Fur sorgte dafür, dass dieser Schädel auf einer Grabkunst-Ausstellung im Pariser Musée des Arts d'Afrique et d'Océanie gezeigt wird.

Er erläutert die poetische Auffassung der Iatmul, der zufolge Flussstrudel mit der Ruhestatt der Geister assoziiert werden, und interpretiert die gewundene Linienführung auf den Gesichtsbemalungen des Schädels. Hermann Schlenker hat am Fluss Sepik gefilmt, wie ein Schädel nachmodelliert wird.

Die Dokumentation beleuchtet die verschiedenen Seiten des Gegenstandes und regt den Zuschauer an, über die eigene Auffassung von Tod und Erinnerung an die Verstorbenen nachzudenken. (ARTE, So, 20:15)


=> die unzähligen Furchungen, Rinnen, Erhebungen, Kanäle und Inzisuren des Schädels gerade an der Basis (Ober- und Unterseite) sind vielgestaltig und faszinierend. Für´s Lernen der anatomischen Strukturen kann kein künstlicher einen echten Schädel zufriedenstellend ersetzen! Dabei muss man aber gerade beim Schädel im Vergleich zu anderen Strukturen mit vielen Varietäten rechnen !

Die Tradition mancher Völker, ihre Toten ganz nah bei sich zu haben oder sie in Höhlen zu lagern, finde ich persönlich sehr sympathisch: Mensch vergiss nie, woher du kommst und wohin du wieder gehen wirst !

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