Samstag, 8. November 2008

Einer der besten Indikatoren für einen Turnaround

von Daniel Wilhelmi

Der Wahnsinn an den Börsen nimmt kein Ende. Aber es scheint so, als ob wir so langsam dem Ende nähren - zumindest einem vorübergehenden Ende. So langsam haben wir alles zusammen, was es für das Ende einer Abwärtsbewegung braucht:

Pure Panik im Markt mit maximalen Ausverkäufen, extrem hohe Volatilität, extrem bärische Einstellungen der Börsianer, günstige Bewertungen und nach Gerüchten zu Folge massive Verkäufe von Versicherungen. Und nun hat der Markt für diesen verrückten Crash auch seine Aushängeschilder.

Jede große Marktbewegung hat bestimmte Ereignisse und Einzelaktien, an die man sich später in Rückbetrachtung an diese Börsenentwicklung noch erinnern wird: 1997/98 bis 2000 waren es Yahoo!, CMGI und die Internet-Werte sowie EM.TV. Die Baisse 2000-2003 wird für immer gleich mit einem ganzen Index, dem Namen „Neuer Markt", in Verbindung gebracht werden. Aber besonders bekannt werden im DAX wohl immer der Absturz der Deutschen Telekom und im Nebenwerte-Bereich die Skandale um Intershop und Co. bleiben.

Für den unglaublichen Rebound 2003 bis 2007 steht vor allem Solarworld, als Paradebeispiel für den Siegeszug der regenerativen Energien, und der M-DAX als Auferstehung der Nebenwerte.

Und nun haben wir unsere 2 Namen für das Chaos-Jahr 2008: Lehman Brothers und VW.
Das einzige, was uns noch fehlt, um einen wirklichen Boden zu bilden: Das der Markt auf schlechte Nachrichten nicht mehr negativ reagiert. Ich hatte es Ihnen immer mal wieder beschrieben.

Das ist einer der besten Turnaround-Indikatoren, die es gibt. Wenn z.B. die Autoaktien nach schlechten Zahlen nicht mehr fallen oder nur noch minimal fallen, dann ist der Turnaround der Autoaktien nicht mehr weit. Denn dann ist wirklich alles „eingepreist".

Die Ähnlichkeit mit 2001 ist ungewöhnlich hoch

Da ich weiterhin eine hohe Zahl an Lesermails bekomme, werde ich meine Profit Radare auch in den kommenden Wochen interaktiv halten. Denn viele Fragen interessieren natürlich viele Leser. So wie eine Mail von Herrn Wolfgang L.: „Danke für die guten Wünsche, Herr Wilhelmi! Also jetzt einsteigen, oder wann sind die spekulativen Gelder raus bzw. wann nähern wir uns wieder reellen Bewertungen? Vielen Dank und Herzliche Grüße, Wolfgang L."

Meine Antwort: Wow. Haben Sie keine leichtere Frage für mich, Herr L.? Zum Beispiel: Wer erschoss Kennedy? Oder wo liegt Atlantis? Ich kann Ihnen nicht sagen, wann genau der Tiefpunkt getroffen wird. Niemand kann das.

Deshalb stellen sich dieser Tage auch so viele Experten vor die Kamera und sagen: „Kaufen Sie in Dritteln. Ein Drittel jetzt. Ein Drittel wenn der Markt noch mal nachgibt." Das ist eine verklausulierte Formulierung für nichts anderes als: „Ich weiß es nicht."

Da sag ich Ihnen doch lieber, wie es ist, als das ich Sie mit solchen vorgeschobenen Formulierungen vollquatsche. Aber das ist nur meine Meinung. Das Problem ist, dass niemand genau weiß, wann alle Abschreibungen (De-Leveraging) und das spekulative Geld aus dem Markt sind.

Wir sehen jetzt ja: Sobald sich der Markt auch nur ein wenig beruhigt, lässt der Verkaufsdruck sofort nach. Das hatte ich Ihnen ja beschrieben. Das liegt eben daran, dass dann der De-Leveraging-Kreislauf unterbrochen ist. Aber ist das schon der Boden? Unmöglich zu sagen.

Rein charttechnisch betrachtet, ist dies noch nicht mehr als eine Bärenmarkt-Rallye. Und die kann auch locker bis 6.000 Punkte gehen, ohne dass der übergeordnete, seit Anfang des Jahres gültige Abwärtstrend gebrochen ist. Die Ähnlichkeit zu der Baisse 2000 bis 2003 ist hierbei unglaublich.

Schauen Sie sich die Chartbilder an. Sie sind sich so extrem ähnlich wie selten. Auch damals hatten wir durch eine Sondersituation (am 11. September) einen Sell-Off, auf den dann ein gewaltiger Rebound folgte. Und dann kam der 2. Teil der Abwärtsbewegung, nachdem die reale Wirtschaft in eine Abschwungsphase rutschte.

Have a successful day

(30. Okober, 2008)

"verklausulierte" Formulierungen: das erinnert mich an Politik, Recht und Jura, Medizin und eigene Blogeinträge ganz nach dem Motto: "Das musst du nicht unbedingt verstehen, aber du solltest es glauben, vertrau mir !"



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