Donnerstag, 12. März 2009


Leserkommentare Winnenden

Berroland » 11.03.2009 um 23:30:
  • Das Feuer wird woanders gelegt, nämlich in der eigenen Familie und im schulischen Umfeld, in dem der klassische spätere Täter als still, unauffällig, erfolglos beim anderen Geschlecht und verachtet von der peergroup, als ›Opfer‹,gelitten hat.
  • Er sieht nicht gut aus, liefert keine Show, hat nichts von dem, was die Leistungsgesellschaft fordert. Die Tragödie beginnt allerdings in der Familie, die den männlichen Pubertierenden in dieser Phase der höchsten Unsicherheit, dem Widerspruch zwischen kindlichem Ich und hormonellem Mannsein, der größten Suizidalität und des größten Pathos, fallen lässt. Weil er so merkwürdig ist, schweigsam, rebellierend in dieser heiklen Zwischenphase; weil die schulischen Leistungen nicht mehr stimmen; weil er dem Wunschbild der Eltern nicht mehr entspricht. Findet ein vom Elternhaus wie von den Mitschülern ausgegrenzter Junge/Mann keine Freundin, die ihm die allseits entzogene Liebe ersetzt, und das sind sehr viele, können Selbstauslöschungs- und Rachephantasien überhand nehmen. Man wünschte all diesen Unglücklichen die Flucht in die Literatur, wo sie ihr Schicksal, über die Jahrhunderte hinweg, emphatisch & daher tröstlich geschildert fänden -: leider lesen sie nicht mehr. Und dass die Schule die Lust an der Literatur generell verleidet und nur versehentlich erzeugt, wissen wir ja alle.

Gospodin Gogol 12.03.2009 um 05:35
  • Speziell die Forderung nach weiteren Restriktionen beim Waffenerwerb und Besitz sind völlig illusionär: solche Amokläufe sind stets von langer Hand geplant, wie Fachleute mitteilen, oft sogar über Jahre. Zeit genug, sich eine Waffe zu besorgen, für denjenigen, der wirklich entschlossen ist, nötigenfalls im Ausland.
  • Ich z.B. besitze von früher (legal) eine Pistole, aber sie liegt vorschriftsmäßig (und seit vielen Jahren unbenutzt) im Stahlschrank verschlossen und bei der Geburt unseres Sohnes habe ich die Munition dafür sicherheitshalber sofort abgegeben.
  • Aber was, wäre ich Jäger oder Sportschütze? Wie schnell kann es geschehen, daß man eine Waffe doch einmal nicht wegschließt, z.B. wenn man müde von der Jagd kommt, oder den Schlüssel zum Waffenschrank nicht gut genug versteckt hat?

fritz1234 » 12.03.2009 um 07:13
  • Betroffenheit und Heuchelei: wieder ein Amokläufer,wieder die ganze Regierung tief betroffen. Wieder ein desorientierter Junger Mensch. Ratlosigkeit breitet sich aus. Das viele Soziopathen sich an Gewaltspielen orientieren,ist natürlich sehr bedauernswert, aber kein Grund etwas dagegen zu tun. So zerstört eine "Demokratie" , in der alles von oben und von der Wirtschaft diktiert wird ihre Kinder. Hauptsache es werden mit der Gewalt gute Geschäfte gemacht, für die folgen kommen unschuldige auf. Während die Verursacher, in tiefer Betroffenheit schwelgen. Hauptsache abgezockt. Werte soll es noch für die da unten geben, für 1,30 Euro entlassen, für die verzockten Milliarden noch einen Bonus kassiert, alles Legitim, die ganz oben hängen ja mit drin.
  • (=> dies beschreibt ein wenig den Zustand der heutigen Perversion, sie prägt schon seit geraumer Zeit nachhaltig und immer deutlicher das Leben in Ballungsgebieten ... jeder geht entsprechend seiner Gesinnung und entsprechend seines Rückzuggebiets (Familie, Hobby, Freizeit, Freunde), die ihm Erholung und Kraft geben, auf seine Art und Weise damit um ... die Gesinnung und der Charakter aber werden geformt durch Erziehung, alltägliche persönliche Bildung und durch Erfahrungen ...)

Beate Oeldenberger (Was-ist-die-Wahrheit) 12. März 2009, 12:04
  • Hier ein Zitat über Ursachen von Amokläufen in den USA: "Der Konsum von verhaltensmodifizierenden Medikamenten wie Ritalin (bei ADHS, zur Leistungssteigerung), Modafinil (gegen Müdigkeit), hat sich verzehnfacht. Diese Medikamente sind von Wissenschaftlern direkt mit Verhaltensstörungen wie Panikattacken und extremer Aggression in Verbindung gebracht worden, und trotzdem ist der Konsum dieser Substanzen so weitverbreitet dass Spuren sogar im Trinkwasser zu finden sind. " Nachzulesen bei: http://infowars.wordpress.com/2008/02/18/psychodrogen-und-waffenverbot-ermoglichen-weiteren-amoklauf/ Eltern getöteter oder verletzter Kinder des Massakers von Columbine sagten aus, daß die beiden Täter unter Psychodrogen standen. Angesichts dieser Tatsachen vermisse ich bei der Ursachensuche in Deutschland doch sehr die Frage und Diskussion, ob solche Drogen im Spiel waren und welches Agressionspotential sie enthalten!

Schuld und Vorurteil, Paula Herold (Bertholdin), 12. März 2009 11:03,
  • Ich habe von langjährigen "nichtdeutschen" Deutschlandbewohnern immer wieder gehört, dass wir ein ausgeprägtes Schuldfindungsbewußsein haben. Wir suchen zu oft nach der Schuld als nach einer gängigen Lösung. Respekt im Sinne von Anerkennung entsprechender Leistung wird eher weggeredet als gefördert. Gesetze greifen nicht. So kommen wir nicht weiter. Es müssen konkrete Maßstäbe, Normen da sein, an die man sich halten muss und kann, sonst macht jeder seine eigenen Gesetze. In einem Radiokommentar hörte ich einen Bildungsminister palavern, daß wir unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit erziehen müssen. Da kann ich als Mutter, studierte Diplomlehrerin und praktizierende Freiberuflerin, die auf der Bühne spielt und Großveranstaltungen im Alleingang produziert, nur laut schreien vor Lachen. Exempla docent! Nur wenn solide Grundlagen, Werte vermittelt werden, an denen ich mich festhalten kann, erhalte ich die Basis für eine eigenständige Leistung. Und die wird der Wertmaßstab. Das ist ein Appell nicht nur an"schuldige" Eltern und Lehrer, sondern vor allem an einen Staat, der ein marodes Bildungssystem mit inhaltlicher Überfütterung und getünchten Wänden erhalten will. PS. Waffen gehören m.M. generell unter nichtprivaten Verschluß!

OHNE WAFFEN KEIN AMOK: Ist der Vater ein Waffenarr ?, Hohenlohe- Bockenfeld (Hohenlohe-Bockenfeld)
  • Heute in der Stuttgarter Zeitung zu sehen. Die Tatwaffe. Eine Beretta 92 . Kaliber 9 mm Das ist für normale Pistolen das größte Kaliber. Die Beretta hat ein Magazin für 15 Schuss Munition. Das ist aussergewöhnlich viel. Was hat diese Waffe bei einem Sportschützen im Schlafzimmer zu suchen ? 15 Schuss Muniton als Schutz gegen Einbrecher ? Und dann das grosse Kaliber ? Ich vermute Waffengeilheit beim Vater und ebenso, wie zu hören ist, beim Sohn. Als Sportschütze darf der Vater so viele Waffen besitzen, wie er will. Er hatte 15 davon. Zur Erinnerung : In Bad Reichenhall ermordete 1999 mit Waffen seines Vaters ( ein Sportschütze ) ein 16-jähriger 4 Menschen und verletzte den Schauspieler Lamprecht schwer. Der Amokmörder von Erfurt war selbst ein Sportschütze. .... Passenderweise hat man bei der ARD nach 18 Uhr direkt aus Winnenden zu den Biathlon-Wettbewerben umgeschaltet.

12. März 2009 09:09, @Kröske, Stephan Jansen (StephanJan)
  • Das Waffenrecht - ob zu lax oder zu hart - ist nicht das Problem. Die 15, sich unter Verschluss befindenden, Waffen des Vaters waren nicht das Problem. Die eine, scheinbar offen zugängliche, Waffe war Teil des Problems; aber auch nur Teil. Wäre es diese nicht gewesen, wäre es eine andere gewesen. Wenn der Schalter 'klick' macht oder der (rote) Vorhang fällt, dann passiert dies. Der Auslöser hierfür wird nicht eine Waffe sein. Die Mittel und Wege, in denen sich ein derartiger Gau entlädt, sind zahllos. Ich möchte hiermit nicht für Waffen sprechen, jedoch gegen vereinfachte und zweidimensionale Sichtweisen.

Die ganze Gemeinde von Habgier besessen, Fredericus Secondo (FredericusSecondo)
  • Machen wir uns nichts vor. 1993 hat Hans-Eberhard Richter sein Büchlein "WER NICHT LEIDEN WILL, MUSS HASSEN" verfasst. Es hat eigentlich niemanden wirklich interessiert. Wie erschütternd ist es aber, wenn wir heute neben den vielen unschuldigen Toten auch noch diesen 17jährigen zu beweinen haben, dem dieser ganze Wahnsinn, den wir da heute alle zusammen betreiben, den Verstand zermanscht und die Seele getötet haben muss. WER NICHT LEIDEN WILL, MUSS HASSEN. Auch dieser Satz hat seine zweite Seite. Es ist die Seite der Biedermänner und Biederfrauen, die sich da heute mit ihren Krokodilstränen hinsetzen und auf heile Welt und Fassungslosigkeit machen. So wie die beiden Verfasser dieses Textes. "Und niemand weiß, warum". Oh doch. Sie wissen es, wir wissen es. Wir wollen es nur nicht wahrhaben, es uns nicht eingestehen. Suchen wir die Gemeinsamkeiten der Epedemie der Gewalt, die sich bei braunen Gruppen, im habgierigen Besitzbürgertum und in den Reihen ihrer "verlorenen Kindern" immer extremer ausbreitet und sich immer mehr Opfer holt. Also bitte Schluss mit der Scheinheiligkeit, Selbstgerechtigkeit und vorallem Selbstverliebtheit.

12. März 2009 08:22, Der Umgang der Eltern mit ihren Kindern - Keimzelle für das Leben, Martin Klocke (mampo)
  • Da ich nun selber zwei Kinder habe, muss ich leider sagen: Wie man die Kinder im frühen Alter behandelt (vor Geburt bis zum Alter von 2 Jahren) ist so dermassen prägend, dass hiermit die Grundlagen für den Rest des Lebens, vor allem den sozialen Kontakt des Menschen mit anderen, gelegt werden. Wer hier noch den alten Regeln folgt, die vor und während der Nazizeit gepredigt wurden (wenig Körperkontakt, alleine schreien lassen, Stillen nach Plan oder gar nicht, alleine im Bett schlafen lassen, nicht tragen etc.) und vielleicht sowieso ein gebrochenes Verhältnis zu den Kindern hat, der säht hier Samen für Unglück und potentiell unsoziales Verhalten verschiedenster Güte. Wenig liebevoller Umgang mit Kindern, vor allem ganz kleinen, ist dermassen gewöhnlich in unserer Gesellschaft (am Besten schnell in Krippen abschieben! Frau von d. Leyen), dass man sich über den Anstieg der generellen Gewalt unter Kindern nicht wundern braucht. Ganz zu schweigen von solchen Ereignissen wie diesen. Ich frage mich, wie man ein Kind behandeln muss, damit es zu so etwas in der Lage ist. Da reichen keine Gewaltvideos und -spiele. Das hat eine frühe Vorgeschichte. Mein Mitgefühl gilt den Eltern und Kindern, die hierfür bezahlen mussten!

12. März 2009 07:51, Larmoyanz und Arroganz der Waffennarren, Olaf Parnem (o.p.i)
  • Die Waffenbesitzer lernen es nie, werden jetzt aber wieder jammern wenn gefordert wird, ihnen ihre gefährlichen Spielzeuge wegzunehmen. Herr und Frau Waffenbesitzer: eure Todeswaffen gehören sicher sicher sicher verschlossen. Immer immer immer. Alle alle alle. Und die Munition dazu gehört in einen zweiten Tresor. Immer immer immer. Jede Patrone, jede jede. Oder lasst wenigstens die Munition im Verein. Und wenn ihr es nicht tut, dann will ich, dass ihr ins Gefängnis geht und für jedes Opfer 1 Mio. Schadenersatz zahlt. Damit ihr das endlich begreift, und diese elende Schlampigkeit aufhört.

Was übrig bleibt, Klaus-Peter Menzing (theblueyonder)
  • Der Amoklauf macht fassungslos. Diesmal hat der Todesschütze nicht Nächte vor dem PC mit "Killerspielen" verbracht, er hat sich noch nicht einmal fürs Internet begeistert. Er war unauffällig und ein angenehmer Zeitgenosse, nahm keine Drogen, trank nicht. Der Vater war Sportschütze, alle Waffen bis eben auf die eine waren ordnungsgemäß weggeschlossen. Diesmal gibt es keine Sau durchs Dorf zu treiben. Trotzdem wird es versucht: Von zu wenig Zuwendung für Jugendliche ist da die Rede, vom Scheitern des Schützen in der Schule, von noch schärferen Waffengesetzen, von allen möglichen Erklärungs- und Verbesserungsversuchen. Nichts davon wird greifen. Niemals. Selbst in einem totalitären Überwachungsstaat wird niemand in den Kopf eines Amokläufers blicken und Blutbäder verhindern können. Unsere Waffengesetze sind die strengsten der Welt, von den Hunderttausend gefährlichen Sportwaffen sind 99,99% sicher verwahrt, der Erwerb streng geregelt. Aber eben die 0,01% reichen in der Verkettung aus, das soetwas passiert. 80 Millionen Bürger leben täglich ihr Leben, innerhalb von Jahren tickt gerade 1 davon aus und metzelt alles um ihn nieder-rationell ist das niemals erfassbar und nicht durch neue Gesetze zu verhindern. Was bleibt ist die Trauer. (... na, na, zum Teil guter Kommentar, aber wenn jemand auf einen anderen schießt und ihn sterben sieht, dann muss eine lange und/oder intensive Vorgeschichte mit gewissen Schlüsselerlebnissen berücksichtigt werden ...)

11. März 2009 23:56, doch, es ist bekannt, warum, Jacqueline Morgen (J.Morgen)
  • im FAZ-net diese Äußerung zu lesen: "und niemand weiß, warum".... das haut mich um...wer eins und eins zusammen zählen und sehen und hören und denken kann: der weiß warum!! Aber: Warum sind wir nicht in der Lage, die wir doch die besten Voraussetzungen dafür hätten, für eine Kultur zu sorgen, in welcher eine derartige Tat etwas Undenkbares geschweige denn Machbares wäre. Die Erklärung, das soetwas im Bereich des Menschlichen liegt und daher geschehen kann, genügt mir nicht. In unserer Kultur muss es Umstände geben, die so eine Tat begünstigen, angefangen mit der Ignoranz bzw. der Unterlassung von Konsequenzen, die sich aus Erfahrungswissen sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen ergeben.

11. März 2009 21:57, Die Schizophrenie des guten Bürgers, Fredericus Secondo (FredericusSecondo)
  • Da ist so viel Scheinheiligkeit, Selbstgerechtigkeit und so viel Erbarmungslosigkeit in dieser gutbürgerlichen Gesellschaft, dass es offenbar tabu ist, die Tatsache zu akzeptieren, dass Kinder, denen man die emotionale Zuwendung, Aufmerksamkeit und das menschliche Interesse nicht gibt, zu Monstren werden können, die solche grauenvollen Schlachtfeste veranstalten. Aber dieses Grauen, diese Unfassbarkeit und diese Unmenschlichkeit ist einfach nur das Abbild unserer extremistisch-pathologischen Habgier- und Suchtgesellschaft, die sich in einer manierierten und narzistischen Selbstverliebtheit gefällt und sich mit sinnlosen und emotional vollkommen inhaltsleeren Statussymbolen selbst zu feiern versucht. Niemand kann den Schmerz, die Verletzung, die Qualen und die Schwermut der Hinterbliebenen auch nur im Entferntesten begreifen oder nachempfinden. Nur Hilflosigkeit und - falls wir denn noch Menschen sind - fassungslose Betroffenheit können wir fühlen. Wir können nur helfen, in dem wir wortlos in die Arme nehmen und halten. Sonst können wir nichts tun. Aber die Ursache hat einen Namen: Wer nicht leiden will, muss hassen. Horst-Eberhard Richter hat darüber schon 1993 geschrieben. Niemand wollte das lesen.
***

klingel, klingel: oh, gerade ruft Obering. an + Lernkollegen => Arbeit + Lernen ruft, von nichts kommt nichts ... !

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen