Montag, 6. April 2009

Die sieben Todsünden - der Abgrund in uns

Folge 1/7,

"Hochmut"

Der Hobbybergsteiger Thomas Milnik saß im Oktober 2003 bei Eiseskälte 200 Meter unter dem Gipfel der Zugspitze fest. Nach fünf Tagen konnte er gerettet werden. Trotz der schweren Erfrierungen, die er erlitten hatte, erklärte er in Interviews im Krankenhaus, dass er gar nicht gerettet werden, nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein wollte. Die Bergretter, die bei dieser spektakulären Aktion ihr Leben riskiert hatten, fühlten sich verhöhnt. Der Südtiroler Extrembergsteiger Hans Kammerlander weiß, dass Hochmut unter Bergsteigern immer wieder vorkommt. Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Übermut gehören zu jenen Eigenschaften, die diesen Sport mitunter lebensgefährlich machen. Nirgendwo führt die "Todsünde Hochmut" so exemplarisch zum sprichwörtlichen Fall wie beim Bergsteigen. Ein Jahr nach seiner Rettung kehrt Thomas Milnik wieder zur Zugspitze zurück. Noch einmal will er versuchen, den Berg zu besteigen. Doch diesmal mit den Bergrettern, die von ihm nur wenig Dank ernteten. Es wird eine seltsame Tour: Sein persönlicher Lebensretter Karl-Heinz Schennach nimmt ihn fest ans Seil, damit Milnik nicht noch einmal gerettet werden muss. Schließlich und mit gewissem Widerwillen muss sich Milnik aber doch eingestehen, dass er ohne Rettung höchstwahrscheinlich gestorben wäre. In der ersten Folge der siebenteiligen Reihe "Die Sieben Todsünden" geht es um den Hochmut.

Folge 2/7,

"Neid"


Das Künstlerehepaar Iris Andraschek und Hubert Lobnig sucht den Erfolg im Beruf. Neid kommt da durchaus vor: Hubert Lobnig fällt es in seiner Rolle als Familienernährer nicht immer leicht, sich über den Erfolg seiner Frau zu freuen. Iris Andraschek wünschte sich, sich auch einmal so vom Alltag abgrenzen zu können wie ihr Mann. - In der zweiten Folge der siebenteiligen Reihe über die Sieben Todsünden geht es um den Neid. Das Künstlerehepaar Iris Andraschek und Hubert Lobnig sucht den Erfolg im Beruf und fördert aktiv das gemeinsame Familienleben mit der zehnjährigen Tochter. Die Ehepartner sprechen offen darüber, dass sie auch manchmal neidisch aufeinander sind: Hubert Lobnig fällt es nicht immer leicht, sich über den Erfolg seiner Frau zu freuen, da er sich nicht ganz von seinem männlichen Selbstverständnis als Familienernährer lösen kann. Natürlich wisse er andererseits, dass Iris' Kunstverkäufe für sie als Paar einen gemeinsamen Erfolg darstellen, über den er sich eigentlich freuen sollte. Iris Andraschek hat mit Erfolgen ihres Mannes kein Problem. Vielmehr fällt es ihr schwer, zwischen Privat- und Berufsleben zu trennen. Ihre Tochter ist im Hinterkopf immer dabei. Da Iris, um arbeiten zu können, ihre volle Konzentration benötigt, ist sie neidisch auf Huberts Produktivität, die darauf beruht, dass er sich besser von ihrem gemeinsamen Alltag abgrenzen kann. "Der Neid hat mir meine Sehnsüchte gezeigt, die ich im anderen wiederentdeckt habe", meint Hubert Lobnig. "Es geht darum, bei sich zu sein", weiß Iris Andraschek. "Wenn ich bei mir bin, dann gibt es keinen Neid.

Folge 3/7,

"Wollust - Die Erotik der Keuschheit"


Gibt es so etwas wie ein sinnstiftendes Sexualleben, jenseits von Enthaltsamkeit und Ausschweifung, von Schuldkomplex und Skrupellosigkeit? Gibt es eine sinnliche, lustvolle und erotische Religiosität? - Die dritte Folge der siebenteiligen Reihe "Die Sieben Todsünden" stellt grundsätzliche Fragen zum konfliktreichen Verhältnis von Religion und Sexualität. Gibt es so etwas wie ein sinnstiftendes Sexualleben, jenseits von Enthaltsamkeit und Ausschweifung, von Schuldkomplex und Skrupellosigkeit? Gibt es eine sinnliche, lustvolle und erotische Religiosität?.

Folge 4/7,

"Trägheit"

Der 25-jährige Sebastian plädiert für meditatives Nichtstun, Geld darf kein Thema sein. Nina, ebenfalls 25 Jahre alt, hat bereits Karriere gemacht, viele 60-Stunden-Arbeitswochen und ein abgeschlossenes Studium hinter sich. Nun beginnt sie sich zu fragen, wofür sie dies alles macht. - In der vierten Folge der siebenteiligen Reihe "Die Sieben Todsünden" geht es um die Trägheit. Sebastian und Nina haben nur eins gemeinsam: Sie sind beide 25 Jahre alt. Doch ihre Ansichten zum Thema "Trägheit" könnten unterschiedlicher nicht sein, und ihre Lebensentwürfe sind Welten voneinander entfernt. Sebastian hat seit seinem Abitur und dem Armeedienst nur ein nach wenigen Monaten abgebrochenes Kolleg an einer Hotelfachschule hinter sich, eine Zeit, von der er sagt: "Den Druck hab' ich nicht ausgehalten. Ich kann mit Autorität nicht umgehen." Immer noch wohnt er bei seinen Eltern, immer noch verdient er kein Geld. Er liebt Musik und arbeitet unbezahlt als DJ. Obwohl er "nichts tut", lebt er nicht ziellos in den Tag hinein, sondern hält sich an einen fixen, selbst gestalteten Tagesablauf, der aus Meditation, Sport und Plattenauflegen besteht. Hinter seinem "Faulenzerleben" steht so etwas wie eine Philosophie: "Ich mache konsequent das, was mir Spaß macht." Nina hat an einem United World College die Reifeprüfung abgelegt, innerhalb von drei Jahren in London Wirtschaft studiert und bereits zwei Jahre für eine große Unternehmensberatung in Deutschland gearbeitet. Als Höhepunkte dieser Zeit nennt sie Beförderungen, als Tiefpunkte Momente, in denen der Stress und das Arbeitspensum, mitunter 100 Stunden pro Woche, einfach zu groß wurden. Jetzt ist Nina wieder in London, um ihren Master zu machen, und gerät, was ihre berufliche Zukunft betrifft, ins Grübeln, weil sie "etwas wirklich Sinnvolles" tun will. Aber auch in ihrer Freizeit sitzt Nina nicht oft still: täglich treibt sie Sport und sagt von sich: "Ich kann ja doch nicht nichts tun.


Folge 5/7,

"Geiz"


Entsteht Geiz bereits in der frühesten Kindheit, oder kann er sich auch erst als "Altersgeiz" entwickeln? Ist Geiz eine Sünde? - In der fünften Folge der siebenteiligen Reihe "Die Sieben Todsünden" gehen eine Kindergärtnerin, ein Pfarrer, ein Psychoanalytiker, ein Kabarettist und eine Altenpflegeschwester der Frage nach, wie Geiz entstehen kann und wohin er führt. Ein kleines Mädchen morgens im Kindergarten: Es klammert sich an die Mutter und will sie nicht gehen lassen. Der große Bruder des Mädchens hingegen legt souverän seinen roten Stoffhund aus der Hand und widmet sich dem Spielen und den anderen Kindern. Wenn die Trennung eines Kleinkinds von der Mutter oder von seinem Kuscheltier zu früh vollzogen wird, kann aus dem Kind später ein Erwachsener werden, der sinnlos Dinge anhäuft. Im Erwachsenenleben, so der Psychiater Harald Picker, können dann andere Sehnsüchte an die Stelle der Sehnsucht nach der Mutter treten. Man würde sich dann mit anderen, immer reiferen Objekten versehen, die helfen, die ewige Sehnsucht nach dem Glück zu überbrücken. Das sei an sich nicht schlecht. Aber "Geiz", so meint Picker, "ist die Verweigerung dieser Sehnsüchte und der Versuch, alles zu behalten, damit man keine Sehnsucht entwickeln muss". Der Geizige verweigere dann alles: Er gebe nicht nur kein Geld, sondern auch keine Liebe und keine Erfahrungen weiter, da er nicht das Vertrauen in die Welt entwickelt habe, dass man für alles, was man gibt, auch etwas bekommt. Er verweigere sich so dem Kreislauf des Lebens und laufe Gefahr, an einer Selbstvergiftung zugrunde zu gehen.

Folge 6/7,

"Zorn"


25 Jahre lang hatte Nicolae Ceausescus Regime die rumänische Bevölkerung brutal unterdrückt. Die Überwindung von Angst und Gehorsam eskalierte 1989 in Gewaltexzessen und führte zu einem kollektiven Ruf nach Rache. - Anhand der rumänischen Revolution widmet sich die sechste Folge der siebenteiligen Reihe "Die Sieben Todsünden" der Frage nach einem "gerechten Zorn". 25 Jahre lang hatte Nicolae Ceausescu die rumänische Bevölkerung brutal unterdrückt. Sein Regime baute auf Verfolgung, Unterdrückung und Mord. Die Überwindung von Angst und Gehorsam eskalierte in Gewaltexzessen und führte zu einem kollektiven Ruf nach Rache, frei nach dem alttestamentarischen Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Darf man einen Diktator töten? Ist das Leid eines Einzelnen geringer als das vieler Tausender? Legitimiert "gerechter Zorn" Mord?

Folge 7/7,

"Völlerei"

Giessen, 24. August 2001. Ein Kran hievt einen überdimensionierten Sarg aus dem Fenster eines Wohnhauses. Darin: Connie F. - eine junge Frau mit einem Körpergewicht von rund 200 kg. Die 34-Jährige wurde tot in ihrer Badewanne aufgefunden. Tragischer Unfall oder Herzversagen? Hat Connie F. sich zu Tode gefressen? Die Episode "Völlerei" unternimmt eine Reise in das Leben einer der dicksten Frauen Deutschlands und erklärt, wie sie zu dem wurde, was sie kurz vor ihrem Tod war.

(Quelle: tvtv.de, 3Sat)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen