Samstag, 29. August 2009

... okay, Lektorarbeit erst mal beendet, es sollen noch 20 Seiten folgen ! Beim nächsten mal soll Doc selber korrigieren, denn diese Arbeit war nicht gerade berauschend. Natürlich muss man dem chinesischen Studenten zugestehen, dass es auf keinen Fall einfach ist, die deutsche Sprache im Erwachsenenalter zu erlernen und auszubauen ... von daher ein riesengroßes Kompliment an die allermeisten ausländischen Studenten !

Unter Lektorarbeit verstehe ich, nicht nur Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichenfehler zu korrigieren, sondern auch Anmerkungen zu machen für Ausdruck und Formulierung ! Wenn alle formalen Fehler korrigiert sind, erst dann beginnt unter folgenden Gesichtspunkten die eigentliche Lektorarbeit, so wie ich es auch von anderen erwarten würde:
  • a) sind ausreichende Begründungen vorhanden ?
  • b) sind die Beispiele stark genug oder zu schwach ?
  • c) sind Widersprüche enthalten ?
  • d) sind die Aussagen in sich geschlossen ?
  • e) nähere Erläuterungen !
  • f) wie kann ich geschickt und elegant Sätze miteinander verbinden ?
  • g) wie kann man extrem verschachtelte Sätze auseinanderdividieren, ohne den Sinn zu verändern => das ist überhaupt die allergrößte Schwierigkeit, als Laie nichts zu verfälschen: schon ein einziges unmerkliches Wort kann zu einer ganz anderen Aussage führen !
  • h) wie kann ich einen Satz anders ausdrücken => nach Alternativen suchen !
Wenn man aber ständig und in fast jedem Satz "Basics" korrigieren muss, dann wird das auf Dauer anstrengend und frustrierend. Das Beste ist, Doc schaut sich nächstes mal selber zwei bis drei zufällig ausgewählte Seiten der Diplomarbeit an, verbessert einige Fehler und rechnet mal hoch, wie lange man insgesamt dafür brauchen könnte. Vielleicht merkt er dann, welche Arbeit er mir zumuten kann, und welche nicht. Wenn ich natürlich genug Geld dafür erhalte, korrigiere ich alles, außer chinesische, kyrillische und Sanskrit-Schriftzeichen !

Gute schriftliche Ausarbeitungen sind rein formal gesehen (unberücksichtig sei hier der Inhalt):
  • lebendig geschrieben
  • wenige Wiederholungen, reich an alternativen Ausdrucksweisen
  • wenige komplizierte Verschachtelungen
  • klare und deutliche Formulierungen
  • ...
***

... und das hat mich im Deutsch-Leistungskurs am meisten geärgert: sich mit Sekundärliteratur zu beschäftigen, die ebenfalls interpretationswürdig war => was für ein Schmarren, wenn ich Erhellendes für einen Primärtext suche, aber nur akademisches, pseudointellektuelles Geschwafel finde !

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