Montag, 19. Oktober 2009

Amöbenruhr

Amöbenruhr

netdoktor.de
Die Amöbenruhr ist eine Infektion mit dem Darmparasiten "Entamöba histolytica".
  • Dieser Parasit ist weltweit verbreitet, kommt jedoch in warmen Ländern am häufigsten vor.
Besonders betroffen sind
  • Mexiko,
  • Indien,
  • Zentral- und Südamerika,
  • Südasien (=Indien ?)
  • Afrika
Mangelhafte hygienische Zustände begünstigen die Verbreitung.


Bilder:
  • ...

***

Amöbe

entommen aus:

netdoktor.at

von Prof. Dr. Herwig Kollaritsch




Zitat:
[...]

Welche Formen der Amöbiasis gibt es?

Meist zwei bis vier Wochen nach der Aufnahme von infektiösen Zysten, oft auch erst nach jahrelanger Symptomfreiheit, kann es zur Erkrankung kommen. Trophozoiten verursachen dann das Krankheitsbild der invasiven Amöbiasis. Man unterscheidet:

  • auf den Darm beschränkte "Darm-Amöbose" oder sogenannte "Amöben-Ruhr"
  • andere Organe befallende Form der Amöbiasis (=extraintestinale Form), wobei bei dieser Form vor allem die Leber betroffen ist.

Was sind die Symptome?

Die Darmamöbose (=intestinale Form, Amöben-Ruhr) befällt fast ausschließlich den Dickdarm des Menschen. Die Patienten klagen über

  • Bauchschmerzen und
  • Durchfallepisoden unterschiedlicher Dauer, meist ohne Fieber
  • Der Stuhl ist am Beginn der Erkrankung breiig, dann schleimig und blutig, oft wird er als "himbeergelee-artig" beschrieben.
  • Ein häufiges Problem stellt der Flüssigkeitsverlust über den Stuhl dar.

Diese Symptome können sich spontan wieder zurückbilden oder über Jahre anhaltende Beschwerden verursachen.

[...]

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Nach gesicherter Diagnose ist eine Therapie mit Amöbiziden angezeigt:

  • Kontaktamöbizide (wie z.B.: Diloxanidfuroat) bleiben nur im Darm und dienen der Sanierung asymptomatischer Keimträger (s. oben) und zur Nachbehandlung der "intestinalen" Form.
  • Gewebsamöbizide (wie z.B.: Dehydroemetin) gelangen in den Blutkreislauf und dienen zur Behandlung der extraintestinalen Formen. Sie werden wegen möglichen schweren Nebenwirkungen heute kaum mehr verwendet.
  • Statt dessen werden Kontakt- und Gewebsamöbizide (wie z.B.: Metronidazol) verabreicht. Diese bleiben im Darm und gelangen auch ins Blut. Daher dienen sie zur Behandlung der extraintestinalen und der auf den Darm beschränkten Amöbenruhr.

Was können sie selbst tun?

Zur Verhinderung der Erkrankung denken Sie bei Reisen in tropische Länder an folgende Verhaltensregeln:

  • Trinkwasser durch Abkochen oder Filtration entkeimen
  • Auf den Genuss von Salaten verzichten
  • Nur schälbares Obst essen und bei der Nahrungsumstellung vorsichtig sein

Gibt es eine Impfung?
  • Eine Möglichkeit zur Impfung besteht nicht.

Letzte Aktualisierung: August 2004



***

Videoclip

Gerd Günther

Zitat:

Videoclip einer Süsswasser-Amöbe am Mikroskop dokumentiert.
  • Vergrößerung ca. 400 fach

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Amöboide und Fibroblasten-Bewegung sind von Actin-Filamenten abhängig
(10.5.7)

entnommen aus:

Molekularbiologie der Zelle

(VCH-Verlag)

Übersetzung herausgegeben von Lothar Jaenicke


Zitat:

Die Actin-Filament-Gruppierungen mit der größten Komplexität und Dynamik sind vielleicht diejenigen, die sichan der Zellfortbewegung beteiligen.
  • Wie der Schlussabschnitt dieses Kapitels ausdrücklich betont, schließen Zellbewegungen, wie die Fortbewegung, das koordinierte Wirken vieler Komponenten des Cytoskeletts ein.
Sie sind jedoch am unmittelbarsten von einer dünnen Lage verhältnismäßig ungeordneter Actin-Filamente abhängig, die bei allen Zellen gleich unter der Plasmamenbran liegt.
  • Die Aktivität dieser Rindenschicht lässt sich am einfachsten an bestimmten primitiven Organismen, wie Amoeba und Schleimpilzen mit Plasmodien, untersuchen.
Die Vertreter Gattung Amoeba bewegen sich durch fortgesetztes Ausstrecken und Zurückziehen dicker Fortsätze, sogenannte Pseudopodien, die sich wie kleine Beine zu stützen scheinen (Abb.10-66 bzw. siehe Videoclip).
  • Die Pseudopodien sind so groß (mehr als 100ym bei einer Riesenamöbe), dass ihre Rindenschicht und der übrige Inhalt im Lichtmikroskop zu sehen sind, und ihre Bewegungen sind so schnell, dass man sie durch direkte Beobachtung verfolgen kann.
Abb. 10-66
Zeichnung einer sich bewegenden Amöbe.
  • Riesenamöben können einen Durchmesser von 0,5 mm erreichen und mit bloßem Auge zu sehen sein.

Die Fortbewegung der meisten Vertebratenzellen sieht gänzlich anders aus als die von Amoeba und ist sehr viel langsamer. Sie wurde am ausgiebigsten an Fibroblasten studiert - Bindegewebszellen, die in Kultur schnell wachsen und wandern.
  • Sie sind in der Längsausdehnung zehnmal kleiner als Amoeba, und ihre Bewegungen ist so langsam, dass sie am besten durch Verwendung eines Zeitraffer-Kinematographen oder Videorecorders untersucht werden.
Wenn sich ein Fibroblast bewegt, bildet er an seiner Vorderfront fortlaufend dünne, blattähnliche Ausläufer, die sogenannten Lamellipodien.
  • Einige von ihnen stellen dauernden Kontakt mit der Unterlage her, aber viele werden in einer ausgedehnten wellenförmigen Bewegung (dem Kräuseln oder ruffling) auf die Oberseite der Zelle zurückgeholt.
Mikrospikes können sich wie die Finger einer Hand von den Lamellipoden ausstrecken und werden auch auf der gekräuselten Oberfläche zurückgetragen (Abb.10-67).
  • Obwohl das Kräuseln wahrscheinlich nur dann auftritt, wenn die Zelle - wie in der Gewebekultur - eine freie Oberseite hat, ist es vermutlich Ausdruck eines Oberflächen-Membranflusses und/oder intrazelluläre Bewegungen, die auch unter anderen Umständen für den Ortswechsel der Zelle verantwortlich sind.
Abb. 10-67
Im Raster-Elektronenmikroskop betrachtete menschliche Gliazelle, die über die Oberfläche einer Gewebekultur-Schale kriechen.
  • Das untere Feld zeigt eine Großaufnahme von der führenden Front einer solchen Zelle mit den Lamellipodien und Mikrospikes. (Mit freundlicher Genehmigung von Ulf Brunk und Peter Collins.)
  • leading edge = Leitsaum
  • retraction fibers = Retraktionsfasern
  • lamellipodia= Lamellipodien

Trotz der offensichtlichen Unterschiede zwischen amöboider und Fibroblastenfortbewegung, erscheint es möglich, dass beide grundlegend ähnlichen Mechanismen unterworfen sind.
  • In der Tat bewegen sich einige Vertebratenzellen, wie zum Beispiel die weißen Blutkörperchen, durch das Austrecken von Pseudopodien, obwohl diese viel kleiner und ihre Bewegungen viel langsamer sind, als die von Amoeba.
Ferner sind sowohl die Fibroblasten-, als auch die amöboide Fortbewegung empfindlich gegenüber den Actin-bindenden Substanzen Cytochalasin B (es verhindert die Polymerisation der Actin-Filamente) und Phalloidin, das die Depolymerisation der Actin-Filamente unterbindet.
  • Dies deutet an, dass die beiden Bewegungsformen auf dem Auf- und Abbau von Actin-Filamenten beruht.
Um zu verstehen, wie Actin-Aggregation und Actin-Dissoziation am Ortswechsel der Zellen beteiligt sein könnten, müssen wir zunächst die Cytoplasmabewegungen untersuchen, die die amöboide Fortbewegung begleiten.
  • Dann kann man sich einigen Wechselwirkungen zwischen Actin und verschiedenen Actin-bindende Proteinen in vitro zuwenden, die diesen Bewegungen zugrunde liegen dürften.
10.5.8
Amöboide Bewegung wird von Gel-Sol-Übergängen im Cytoplasma begleitet
  • ...

10.5.9
Quervernetzende Proteine können ein Actin-Gel erzeugen.
  • ...
10.5.10
Fragmentierungsproteine können ein Ca2++ - abhängiges Schmelzen von Actin-Gelen herbeiführen
  • ...
10.5.11
Die Kontraktion cytoplasmatischer Gele wird durch Myosin vermittelt
  • ...

Zusammenfassung:

Actin wird in vielen unterschiedlichen Strukturen der Zelle gefunden und verbindet sich mit einer großen Zahl von verschiedenen Actin-bindenden Proteinen.
  • Starre Bündel von parallelen Actin-Filamenten, quervernetzt durch Proteine wie Fimbrin, sind im Innersten der Mikrovilli und Stereocilien vorhanden, wo sie ein umfangreiche strukturelle Funktion innehaben.
Actin-Filamentbündel, verbunden mit kurzen bipolaren Aggregaten von Nicht-Muskelmyosin, liegen in bestimmten Zellbereichen vor, wo Muskel-ähnliche Kontraktionen gebraucht werden, wie zum Beispiel
  • im kontraktilen Ring einer sich teilenden Zelle
  • in den Gürteldesmosomen im apikalen Bereich einer Epithelzelle
  • Stressfasern einer abgeflachten Gewebekulturzelle
Zusätzlich sind weniger gut-organisierte Actin-Filamentnetze mit den Eigenschaften eines Gels im gesamten Cytoplasma zu finden, konzentriert in einer Rindenschicht direkt unter der Plasmamembran.
  • Diese Geflechte scheinen durch biegsame, das Actin quervernetztende Proteine, wie Filamin, gebildet zu werden, und sie durchlaufen eine Ca++ - induzierte Viskositätsabnahme, die durch Actin-Fragmentierungsproteine, wie Gelsolin, vermittelt wird.
Wahrscheinlich sind diese Netzwerke über Wechselwirkungen mit Nicht-Muskelmyosin und mit Proteinen, die sie in der Plasmamembran verankern, für die verschiedensten Zelloberflächen-Bewegungen verantwortlich und haben eine entscheidende Funktion im komplexen Prozess der Zellfortbewegung !


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Alle Farben des Regenbogens in einem Wurm, oder: Was ist Leben?


reinhard-eichelbeck.de


Zitat:

Die wohl genialste Antwort auf diese Frage fand der Philosoph Friedrich Engels.
  • "Leben", so meinte er, "ist die Daseinsweise von Eiweißkörpern."
Und wer sich weiteres Nachdenken ersparen möchte, kann sich getrost auf dieser zwar nicht erschöpfenden, aber doch zumindest unwiderlegbaren Erklärung zur Ruhe setzen.
  • Wer aber mehr über das Leben wissen und aussagen möchte, als solche Binsenweisheiten, kann sich auf eine Aufgabe gefasst machen, angesichts derer die 12 Arbeiten des Herakles ein Kinderspiel waren.
[...]

Sobald eine Amöbe zu hungern beginnt, sendet sie einen chemischen Botenstoff aus.
  • Andere Amöben, die das Signal auffangen, geben es weiter, indem sie ebenfalls diesen Botenstoff produzieren.
  • Wenn er eine bestimmte Konzentration erreicht hat, strömen alle Amöben im Umkreis zusammen - manchmal bis zu 100000 Stück - und formen ein schneckenartiges Gebilde.
  • Indem sie jetzt alle koordiniert und synchron handeln, bewegen sie sich wie eine winzige Nacktschnecke, von ihren Wärme- und Lichtsensoren geleitet, in Richtung auf einen warmen, sonnigen Platz.
  • Dort formen sie eine Halbkugel, aus der ein Stil emporwächst, der dadurch entsteht, dass einige der Amöben sich aufrichten, verhärten und absterben, andere an ihnen emporklettern, sich ebenfalls verhärten und absterben undsoweiter.
”Dictiostelium

Nachdem etwa 20 Prozent der Amöben sich so für die Allgemeinheit geopfert haben, klettert der Rest den Stiel empor, bildet einen Fruchtkörper und verwandelt sich in Sporen.
  • Bei Gelegenheit platzt der Fruchtkörper auf, Wind oder Regen tragen die Sporen davon, in nahrungsreichere Gefilde, aus jeder Spore wird ein Amöbe - und das Spiel beginnt von neuem.
  • Hunger und Not führen hier also nicht zu einem darwinistischen "Kampf ums Dasein", sondern werden durch eine kooperative Lösung, durch Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe - bis hin zum Opfer für die Allgemeinheit - überwunden.
[...]


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