Denke ich an diese Zeit zurück, denke ich unweigerlich an:
- Ben, den Schäferhund
- an die vielen stunden- und kilometerlangen Nachtwanderungen durch den Wald, alleine oder mit Hund, mit und ohne Taschenlampe, im hellen Mondschein oder in pechschwarzer Nacht.
- an die Kumpels von der Elektronikausbildung und Freunde, die mich abgeholt haben, wenn am Wochenende es doch manchmal zu einsam war (kein Internet !) und man unbedingt mit mir auf die Piste wollte !
- Vermieter sagt, du musst den Hund an die Leine nehmen.
- okay, mache ich - aber im Laufe des Spaziergangs zieht der sehr kräftige Schäferhund derart stark, und ich bin nun mal kein so kräftiger Mensch wie mein Schwager oder der Bergbauing. hier, so dass es eher zu einem "Spazierkampf" wird.
- Eigentlich habe ich immer nach Kilometer 3 oder 4 den Hund losgelassen, da wir eh' fast nur nachts gelaufen sind !
Situation 1:
- an einem hellen Tag: ein älterer Mann mit Krücken und eine Frau kommen uns entgegen.
- Ben schnuppert am Mann und nimmt ihm eine Krücke weg.
- Die Frau sagt zu mir: "Hören Sie mal, mein Mann kann jetzt aber nicht laufen !"
- "Entschuldigen Sie vielmals" und nehme Ben weg !
- Beim Zurückblicken sehen ich nur noch, wie der Mann erleichtert davonhinkt, die Frau guckt zu Recht ziemlich verärgert !
Situation 2:
- Wir kommen an einer Herde Kühe vorbei, plötzlich springt Ben über den Zaun und treibt die Herde vor sich her. Das macht ihm richtig Spaß, mir überhaupt nicht ! Ich schreie mich kaputt, aber der Hund reagiert überhaupt nicht !
- In dem Moment, wo ich selber auf die Weide gehen will, treibt Ben eine Kuh gefährlich bis zum Zaun. Und dann, ich kann nicht glauben, was da meine Augen sehen, überwindet die Kuh den Zaun und landet im Graben.
- Im ersten Moment habe ich nur über das eine nachgedacht: was kostet eine Kuh, und reicht ein Monatslohn eines Elektonikazubis im Forschungszentrum Jülich überhaupt aus, um diese nicht kalkulierten Kosten zu decken ?
- Irgendwie ist die Kuh dann doch noch sicher und heil auf die Weide zurückgelangt, ich weiß gar nicht mehr wie ! Das war einfach zuviel für meine Nerven !
- Das Peinliche am nächsten Morgen, der Vermieter zu mir: " ..., hast du den Hund von der Leine gelassen ? Wir haben sie nämlich an einem Gatter gefunden !" - "äh, ja ...wo ?" Auch hier weiß nicht mehr, ob ich die Wahrheit gesagt habe oder eher mich daran gehalten habe: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold !
- aufgrund dieser Vorkommnisse habe ich dazugelernt, Ben zwar nach ein paar Kilometern frei zu lassen, aber ihn rechtzeitig wieder anzuleinen, wenn uns jemand entgegenkam, was nachts nicht oft der Fall ist !
- einmal aber habe ich die Natur des Hundes nicht so ganz verstanden: er büchst während eines Spaziergangs aus, ich suche vergebens nach ihm, mache mich auf den Rückweg, kommuniziere zwischendurch mit einer Eule (seitdem kann ich hohe und tiefe Töne imitieren), kurzes Gespräch mit dem Förster in seiner Hütte, und siehe, der Hund liegt schon vor der Haustür meines Vermieters. Was ich mich bis heute frage: er muss mich doch gehört haben ?
- alles Routine, sehe von Weitem wie ein schwacher Lichtschein flackert, sofort nehme ich Ben an die Leine, man hat ja seit dem "Kühe fangen" dazugelernt ! Ich wundere mich, wann endlich der Spaziergänger oder Radfahrer uns entgegenkommt, aber keiner kommt !
- Und kaum gehe ich um die Ecke, sehe ich etwas Wunderschönes: der Weg ist rechts und links gesäumt von dutzenden bis hundert brennenden Holzscheitel, die der Förster ordentlich aufgeschichtet hat und nun kontrolliert verbrennt !
- Es ist, als ob man in dunkler Nacht einem Imperator einen hell erleuchteten Siegeszug vorbereitet hätte oder die Germanen die Wintersonnenwende mit Feuer und Fackeln feiern ! Und der Weg in goldenen, wärmenden Flammen getaucht will einfach nicht aufhören, Ben trabt richtig brav neben mir her.
Situation 5:
- "Joey" ruft an, ob ich mit nach Himmerich komme: er kann ja ruhig erst mal vorbeikommen ! Dann steht er mit einem Kumpel und seiner Freundin, eigentlich mal wieder so eine "Tagesgeliebte" (aber nett und adrett) vor der Tür - mittlerweile ist er verheiratet + mind. 1 Kind !
- Wir quatschen, trinken und piefen uns einen ! Dann fragt er mich, ob er mal kurz mein Doppelbett benutzen kann, um ein wenig mit seiner Freundin zu "rödeln" - "Aber bitte schön, tu was du nicht lassen kannst !" Er geht also mit seiner Freundin in die andere Hälfte des Zimmers, die ein wenig verdeckt ist, während ich mit seinem Kumpel weiter klöne.
- Nachdem sie und er fertig sind ("...und war es gut, mein Freund ...?" - "Klar doch !") setzen wir uns alle wieder hin. Dann fragt er, ob ich ein Taschentuch hätte. - " Nein, aber ein Zewawisch, wofür ?" - "Das zeige ich dir jetzt !" - Er geht zu Ben, der heute voll spitz ist und sich ständig am Bein meines Gastes reibt. Dann zieht sich Joey einen KH-Handschuh an und holt Ben einen runter, während dieser auf seinen Hinterpfoten sitzt und zufrieden vor sich hinhechelt.
- "Hör mal Joey, was soll das jetzt ?" - "Keine Sorge, das tut den Hunden gut, die müssen sich doch auch mal erleichtern !" Danach fahren wir alle nach Himmerich und haben einen schönen Abend ohne Joeys extravaganten Einfälle ;-)
Noch heute denke ich daran, sie mal wieder zu besuchen, doch ich besuche selten Menschen und Einrichtungen, die ich verlassen habe, ein Erbe meiner Mom, das ich geistig und praktisch seit dem Zivildienst angetreten habe, immer konsequenter !
Es muss was damit zu tun haben, dass ich die Momente des Lebens als allerhöchstes Prinzip erkannt habe. Man kann auch eine gewählte, definierte Zeitspanne als einen Moment im Leben auffassen. Wenn man also in diesem Moment miteinander vernünftig, zufriedenstellend und konstruktiv zusammengearbeitet und etwas auf die Beine gestellt hat, wovon beide Seiten profitieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit jemanden wieder einmal zu besuchen vorhanden, aber in meinem Fall überhaupt nicht garantiert !
Viele fassen das auf, als sei das überheblich, man müsse doch Freunde und Kumpels haben, die sich gegenseitig besuchen und Kontakt aufrecht erhalten. Auch wenn mein Brüderchen und ich in so mancher Angelegenheit sehr verschiedene Meinungen haben, so lächelt auch er verständnisvoll über eine solche ängstliche, fordernde Einstellung : bist du ein aufgeklärter, mutiger und einfühlsamer Mensch, kannst du für jeden Moment deines Lebens überall Freunde und Kumpels haben !
Erstaunlicherweise kann man alle drei Eigenschaften erlernen !
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