- die letzten zwei Wochen Frost und Temperaturen deutlich unter Null
- regelmäßige Unwetterwarnungen im Radio für ganz Norddeutschland
- teilweise sind Wasserwege zugefroren, so dass gewisse Inseln nicht mit dem Schiff angefahren werden können
- die Kommunen kommen in finanzielle Engpässe, aufgrund der Kosten für die Schnee- und Eisbeseitigung
- vor ca. 3-4 Tagen hat es angefangen zu tauen => überall Matsche
- Vorarbeiter: "Wir wollten nur sichergehen, dass du nicht wieder einschläfst ;-)"
Vorarbeiter zum Kollegen: "Ich wusste gar nicht, dass du schwul bist !"
- "Wieso ?"
- "Hast Recht, und ich wunder mich schon heute morgen, dass da vorne bei mir alles so eng ist!"
- "Vollgesogen ?"
...insgesamt zwei interessante Skatspieler, die so gut wie nie auf den Skat reizen ... Vorarbeiter: "Du willst jedes Blatt spielen!"
- "Klar, wenn ihr immer passt, dann muss doch jemand spielen!"
Gegen 13h gehe ich zum Vormieter CI rüber, hätte ich mal nicht machen sollen: setze für ihn ein Schreiben auf, allerdings kommt er einfach nicht zu Potte, so dass ich wertvolle Zeit verliere. Irgendwann gehe ich wieder zum Bauwagen zurück, aber die 1-Euro-Jobber machen Feierabend. Ich reche noch jede Menge Laub zusammen und denke mir: "Den Rest machste morgen !" ... nur, am nächsten Morgen war wieder alles zugeschneit und zugefroren !
In den letzten Tagen waren auch drei Frauen von der "Stadt" anwesend, um den Fortschritt der Arbeit zu begutachten ... die Brombeersträucher am Wasser sollen in einem Streifen von ca. 3m nicht geschnitten werden, damit man nicht so leicht ans Wasser kommt und dort hineinfällt => oho, da haben Schreibtäter für drei Groschen nachgedacht ... hmm, die eine sah mal gar nicht so schlecht aus ... auf Anfrage, ob die drei sich nicht umziehen können, um mit anzupacken ... nein, dass wollten sie dann noch machen, uns hätte es gefreut ;-)
***
... auch nicht schlecht: nach dem heutigen dreistündigen Schneeschippen sehe ich auf dem Seemannsfriedhof einen Herrn in roter Jacke stehen. Er heißt Herr Kraviec (Anfang bis Mitte 60 Jahre) und hat mir so einiges erzählt:er war selber mit 21 Jahren Matrose und hat für zwei Jahre angeheuert, um ein wenig Spannung und Abenteuer zu erleben:
- war dabei, bevor sukkzesiv immer mehr Arbeiter aus Italien, Spanien und schließlich Portugal im Schiffsverkehr arbeiteten (im Kohleabbau sind es ja vornehmlich Arbeiter aus der Türkei, Polen und Südkorea)
- seine interessantesten Fahrten befanden sich auf der Route von Emden in die USA zu den Großen Seen über den Lorentz-Strom ... dort haben sie Weizen geladen und sind wieder zurück nach Deutschland gefahren
- auch ist er ein paar mal nach Norwegen gefahren, um dort Erz zu laden: muss irgendwo ganz im Norden gewesen sein: 5km von der russischen Grenze entfernt !
- das Verrückteste war, im Ausland Kohle zu laden und nach Hamburg zu bringen, wo man selber Kohle in Deutschland abbauen konnte => irgendwelche Auflagen, die man Deutschland auferlegt hat als Kriegssanktion oder so ähnlich !
- ist 82 Jahre alt,
- war mit 17 an der Front, neun Jahre von 1945 bis 1954 in Sibirien in russischer Gefangenschaft, bis Adenauer sehr viele Deutsche Soldaten in die neu gegründete Bundesrepublik wieder zurückgeholt hat
- danach in Emden zur See gefahren
- mit 35 Jahren eine Niere verloren, konnte danach nur noch eingeschränkt arbeiten, bis das Gesundheitsamt ihn nach 43 Jahren Seemann in die Rente geschickt hat.
... weiter zu Hr. Kraviec:
- das Nesselerland, wo wir uns heute befinden, war früher eine Insel bzw. Schwemmland
- durch den Ausbau der Ems hat man den ganzen fruchtbaren Schlick hier aufgeworfen
- der Seemannsfriedhof besteht schon seit dem 13./14 Jahrhundert
- Irgendwann wurde viele Grabsteine in der Stadt in Kellern gelagert ... eine große unbehauhene Platte befindet sich in der kleinen Kapelle des Seemannsheim und dient als Altartisch
- sein Schwiegervater (Pfarrer Schaaf) war selber Missionar und hat Anfang des 20. Jahrhunderts am Bau/Ausbau dieses Heims mitgewirkt
- der Bau von drei bis vier Freundenhäuser auf einem Fleck hat die Anwohner gar nicht erfreut, es hieß von der Stadtvätern: "Das ist doch für die Matrosen !" ... der Missionar aber: "Nee, tut bloß nicht so scheinheilig ... meine Matrosen kommen hier ins Heim und brauchen so etwas nicht ... das habt ihr für euch und die Stadtbwohner gebaut !" ...
- (tja => so unterschiedlich werden solche Bauvorhaben bewertet ;-)
- hier wurde ein VW-Werk gebaut + sehr viele Parkplätze => aufgrund der zunehmenden Versiegelung stieg der Wasserspiegel des schon immer vorhandenen natürlich gewachsenen Regenrückhaltebeckens
- durch den Anstieg des Wasserspiegels standen die Keller der umliegenden Häuser regelmäßig unter Wasser
- ... die Anwohner mussten von einer Behörde zur nächsten gelaufen sein: von Pontius nach Pilatus bis die Stadtverwaltung nach langen Verhandlungen stillschweigend für Abhilfe gesorgt hat: es wurde ein 2m breites Rohr vom Wasserbecken zum Borkum-Kai gelegt ... bei Ebbe kann das Wasser abfließen ... bei Flut verhindert eine Pendelklappe einen Rückstau bzw. Zurückfließen
- die Anwohner haben ihre Häuser ausgeschachtet und abgedichte => da muss irgendeine bläuliche Erdschicht sein, die die richtig hart und schwer zum Abtragen ist !
- ganz früher befand sich sogar eine Raffinerie auf dem Land: Schweröl wurde vom Hafen in Rohre gepumpt, die über das Regenrückhaltebecken zum Werk gelangten
- auch wurde am Hafen eine 28m tiefe Leitung gebaut, durch die Fernwärme zu den VW-Werken gelangt ... er selber ist schon mit dem Fahrrad durch diese Tunnel gefahren
- vorbeifahrender Regionalzug muss hupen, da sich hier bis zu acht unbeschrankte Übergänge befinden ... in der Vergangenheit wurden so einige Vehikel vom Zug aufgespießt, weil die Leute beim Überqueren nicht anhalten und auch nicht nach rechts und links schauen !
- (das stimmt: bin schon paar mal aus dem Haus gegangen und habe mich tierisch erschreckt, weil in dem Moment der Zug vorbeikommt und dessen Warnsignal einen förmlich zusammenzucken lässt, so laut ist das !)
- im Sommer wird es noch lauter: Touristen, die von hier zu den Inseln, besonders nach Borkum wollen + Anstieg der Laster und Transportwagen => es scheint eben nur im Winter direkt neben der Hauptverkehrstraße etwas ruhiger zu sein
- die gegenüberliegende Grundschule (ehemalige Polizeistation, 100m Luftlinie von der Küche aus zu sehen) soll 2013 umziehen, da zu wenig Grundschüler vorhanden sind ... er meint, wir befinden uns in einem "Knick" (s. schwacher Geburtenjahrgang)
- war ganz früher, vor gut 25 Jahren eine sehr gut ausgebaute und auch schöne Diskothek, erst danach kamen zwei Pächter für den RLD-Betrieb !
- die Leute kamen und haben den Anwohnern ständig die Parkplätze weggenommen + Fahrradfaher aus der Innenstadt
- zum Glück gab es nie einen Unfall, manchmal mussten die Anwohner in die Disco gehen, um Falschparker zu bitten, den Weg nicht zu versperren
- Früher gab es in Emden-City mal 45 Bars, das müssen goldene Zeiten gewesen sein !
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... gestern mit CI zum zweiten mal in die City gefahren + nähere Umgebung
- es gibt drei Aldis hier
- Gewerbegebiet: Schlüsseldienst, Aldi, Ramschladen
- im Orion-Laden hat er persönlich entworfene Flyer für seine Internetseite (Internetleasing) abgegeben => die Frau an der Kasse (mäßiges Gesicht, Klasse Figur) durfte sich seine halbe Lebensgeschichte anhören ... sicherlich wollte er nur Eindruck schinden, um sie für kommende Aktionen aufzuwärmen ;-))
- danach zu seiner Lieblingsbar gefahren: Cocktail-Happy-Hour ... dort mich mit zwei Blondinen unterhalten, wg. Leben und FH in Emden ... (Blondinen gibt es hier en masse, eine wahre Überschwemmung hat das Emsland heimgesucht !)
... rundum: es ist gut, sich allmählich wieder zu einem Tagmenschen zu entwicklen ... allerdings ist das Aufwachen um 4-5h morgens etwas zu früh ... muss mal schauen, wo das nächste Schwimmbad ist, um wieder richtig körperlich fit zu werden, damit wieder ein vernünfiger Tagesrhythmus in Kopf und Körper einzieht !
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