"Gespenstergeschichten"

In der Nacht, wo mir einer der Arbeiter tagsüber sagte, dass das Gelände nebenan ein ehemaliger Seemannsfriedhof ist, konnte ich ehrlich gesagt, nicht so gut schlafen !

Dabei habe ich mich selber vor zig Jahren über meinen twin kaputt gelacht: er hat mal im Rahmen eines Nebenjobs für eine Wach- und Schließgesellschaft in einer Fabrik in einem Industrie- und Gewerbepark i.d. Nähe Jülichs gearbeitet. Er musste stündlich einen Rundgang machen und in regelmäßigen Abständen in gewissen Automaten die Zeit dokumentieren. Da gab es lange dunkle Gänge, wo allein schon der Hall und jedes kleinste Geräusch einem unheimlich vorkam. Er meinte, in dieser Zeit hätte er keine Gruselfilme geschaut oder Gespenstergeschichten gelesen => fand ich richtig lustig, so eine Memme !

Allerdings lag ich selber in den ersten Nächten hier etwas misstrauisch im Bett ... da ich ganz im Ggs. zum twin von fast jedem Geräusch aufwache, (=sehr ausgeprägtes Reptilienhirn) entging mir auch nicht, dass hier der Altbau undefinierbare Geräusche von sich gibt, die ich nicht gewohnt bin ... besonders in den Nächten, wo es bitterkalt war und ist, gibt es immer eine Orgie von Geräuschen, die mich anfangs nicht schlafen ließen ... und dann fiel mir im ungünstigsten Moment wieder ein: verdammte Hacke, nebenan befindet sich ja ein Friedhof: steigen jetzt all die gequälten Geister und Seelen aus den Gräbern und kommen zu mir, ist ja kein anderer Mensch weit und breit, den sie besuchen könnten !

Und dann kam der Hammer: während ich also mir Gedanken über Spuk, Seemannsgarn, Klaubautermann und Untote mache, höre ich eindeutig Klopfgeräusche: wer zum Teufel will mich denn noch weit nach Mitternacht stören ? Das Klopfen will einfach nicht aufhören, so dass ich mich genötigt sehe, aufzustehen und nachzuschauen. Nehme also meine Taschenlampe, gehe auf den dunklen Flur und finde im Dunkeln den Knopf nicht. Zu faul, um das Flurlicht anzumachen, werde immer nervöser ... besonders diese fahle Mondlicht, das nebenan in das dunkle leere Wohnzimmer scheint, macht mich nicht mutiger !

gruselromane.de

Und dann bleibt mir das Herz stehen, das Geräusch kommt eindeutig von einem Raum, in dem sich kein Licht befindet. Ich denke noch mindestens eine Minute nach, ob ich hineingehen soll ... fange schon an zu frösteln, da ich die Heizung ziemlich niedrig gestellt habe und nur mit einer Bermudashort bekleidet im kalten Flur stehe ! Also doch hineingegangen, den Knopf der Taschenlampe immer noch nicht gefunden (da stoney horny) ... im Dunklen versucht, das Geräusch zu orten, aber es kam irgendwie von allen Seiten: this was a real horror picture show !

Nach ca. einer Minute finde ich den Anschaltknopf der Taschenlampe und schaue mich genauer um ... Gott im Himmel sei Dank, die Geräuschquelle gefunden: der Gasbrenner/ofen steht auf einem gefliesten Holzboden ... die Statik ist zu schwach ausgelegt, der Boden gibt an diese Stelle nach, man sieht schon förmlich eine kleine Senke ... daher knackt und klopft es in regelmäßigen Abständen + die Gasgeräusche vermischen sich mit anderen diversen Geräuschen ... die Erkenntnis diese Abends: jedes Haus lebt und erzeugt seine individuelle Geräuschkulisse ... wenn man nach einer gewissen Zeit  weiß, wo sich die Quelle ungefähr befindet, dann kann man wieder in Ruhe schlafen !