Sonntag, 14. Februar 2010

... hier kommt seit etlichen Tagen ein sehr ruhiger und bescheidener Matrose in den Fernsehraum, setzt sich immer in die linke Ecke am Fenster, packt sein Notizbuch heraus, schreibt und liest die ganze Zeit ... er sagt kaum ein Wort und konzentriert sich ganz auf seine Arbeit: ich kann diesen Mann sehr gut leiden. Er erinnert mich ein wenig an die Lernräume der RWTH-Aachen, wo die Studenten besonders in den Klausurphasen zum größten Teil stundenlang konzentriert arbeiten und lernen: Hut ab !

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... im Fernsehen sehe ich gerade, wie in Dresden Demonstrationen ablaufen: Polizei, Rechts- und Linksradikale und friedliche Demonstranten ! In diesen Momenten, denke ich, schaut die Welt ganz intensiv auf Deutschland ... aber wie schon Komillitone Daniel sagte: "Eine gefestigte und selbstbewusste Demokratie muss Rechtsradikalismus aushalten können !" ... und ich fahre mit diesem Gedanken fort: "Sobald sie dazu nicht mehr fähig ist, so hat schon von innen eine faule Bräune einen Apfel befallen, der wiederum zu lange sanktionsfrei die anderen Äpfel verseucht hat." Es ist also die Aufgabe eines jeden Bürgers und Politikers, jede Form von gewaltätigem Radikalismus, egal ob von Rechts oder Links oder Religionsfanatikern kommend, in Frage zu stellen !

Der nationale und weltweite Rechtsradikalismus allerdings tritt Deutsche und Europäische Geschichte mit einer menschenverachtenden Einstellung und hat für die Millionen von Toten, die in Konzentrationslagern grauenvoll gefoltert und ermordet wurden nur Hohn und Spott übrig ! Diese Form von Verleugnung und Beleidigung, die man nur geistig Entrückten und Verrückten zutrauen würde, setzt sich in die moderne Zeit fort: manchmal augenscheinlich in subtiler Form, indem man Menschen beleidigt, manchmal in offener gewaltätiger Form, indem man Häuser in Brand steckt, Menschen lebensgefährlich angreift und verletzt.

Wie also soll man da als halbwegs denkender Mensch noch Sympathien für diese Form von Lebenseinstellung, Denkweise und Ignoranz haben ? Und von viel größerer Bedeutung ist die alltägliche Frage: wie soll ein Rechtsradikaler zu sich selber und zu seinen  Mitmenschen mit schwachem bis starkem Migrationshintergrund finden, wenn er im stillen Kämmerchen mal über den unschätzbaren Wert von Leben, Leben lassen und Zusammenleben nachgedacht hat, aber sein permanent vorgeschobenes (=man versteckt sich hinter etwas), verzerrtes bis krankhaftes Nationalbewusstsein seinen persönlichen Fortschritt schon im Ansatz zerstört ?!

Mein Vater ist ein durchaus "traditionsbewusster Deutscher," stolz auf deutsche Werte und Errungschaften, mit einem langen deutschen Ahnenbaum und mit Genen ausgestattet, die ihm blonde Haare und kristallklare blaue Augen beschert haben. Aber er beleidigt, beschimpft, schlägt und tötet keine Mitmenschen, und erst recht keine, deren Wurzeln und Herkunft vollständig oder zum Teil im Ausland zu finden sind. Denn er hat in seinen über 12 Jahren dauerndem Leben und Arbeiten außerhalb Deutschlands Grenzen, weit weg von der Deutschen Heimat und dem Deutschen Vaterland erfahren, was Gastfreundschaft bedeutet: sie ist das Paradies auf Erden !

Meine Mutter ist Kosmopolitin: für sie stellen sich erst gar nicht die beengenden und eingrenzenden Fragen nach National-bewusstsein, ethnischen Herkunftsfragen und nach künstlichen Grenzen, menschlichen Barrieren & und erst recht nicht nach politisch-wirtschaftlichen Hindernissen => ... so am I !
  
Weiterhin vertrete ich persönlich die Meinung: "Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen, und nur dann, wenn es konsequent und bewusst vernunftsorientiert, fortschrittlich & human in und für die Welt formuliert, vermittelt und gestaltet wird !"

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