Sonntag, 14. März 2010

"Rosentag" = "Lätare"

Es ist schwer, an einem Sonntag sich um 6:30 aus dem Bett zu quälen, aber es steht ein Wandertag bevor. Am Bhf. angekommen, sehe ich aber keine Wanderer oder Wandergruppe. Diesmal mich um einen ganzen Tag vertan, letztes mal ist es ausgefallen wegen Eis und Schnee: was tun mit dem angebrochenen verregneten Sonntag ? Ab zur Kirche, da ist es wenigstens schön trocken und war. Vorher noch schnell beim Delfkeller vorbeigeschaut, einen schönen warmen Tee getrunken: es macht doch Spaß, sich mit Gästen zu unterhalten, die leicht bis schwer angeschlagen an der Theke sitzen. Was bei vielen Menschen auffällt, die nach ein paar Stunden zu tief ins Glas geschaut haben, ist ihr sehr lautes Reden und Lallen !

Mit den Liedern von den Böhzen Onkels in den Ohren, geht es um 10h zur Martin-Luther-Kirche.
relativ große Kirche, für gut 600 Leute ist Platz
  • Holztäfelung an der Decke
  • rechts vom Altar hängt ein großes Schiff
  • alles blütenweiß getüncht, keine Bilder, kein Schriftzug (s. Film, "Das weiße Band")
    Ausnahme: hinter dem Altar ein großes Bild eingemeißelt vom Sturm auf dem See Genezareth

     Der Sturm auf dem See Genezareth;

    Rembrandt 1633


    Bildbeschreibung (i.d. Martin-Luther-Kirche in Emden)
    • bis auf Jesus haben die 12 Jünger Angst, die sich bei allen verschieden ausdrückt
    • ein Teil schreit mit großen angsterfüllten Augen sich die Angst aus dem Leib,
    • manche verbergen ihre Angst, in dem sie die Hände vor die Augen schlagen oder sich ängstlich  wegducken
    • ein weiterer Teil schmiegt sich hoffnungs- und vertrauensvoll an Jesus, der als einziger aufrecht und furchtlos in Bugnähe steht und den Wellen trotzt
    Orgelwerk vanuit Riga Dom in Letland

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      Orgelklang ist super, es wird bald ein Orgelkonzert geben:
      • Zwischendurch gibt der Organist ein paar Infos über das kommende Orgelkonzert
      • es wird wie in vielen Kirchen, auch für die Reperatur und Restaurierung der "Königin der Instrumente" Geld gesammelt
      • hat in Schweden lange nach den Originalnoten suchen müssen
      • diese Geschichte sei jetzt aber für diesen Gottesdienst zu lang

      Organist spielt in einem moderaten Tempo, habe den Eindruck, dass die Leute hier etwas stimmgewaltiger sind als in anderen evangelischen Kirchen ... leider muss man für die Bibellesung des Presbyters dreimal aufstehen, sehr anstrengend ! Beim Pfarrer musste man nur zweimal aufstehen, einmal für das Fürbittengebet (inkl. Vaterunser) + Glaubensbekenntnis ! Die Liturgie war nicht durchsetzt von tausend "Amens".

      Predigt (Gedächtnisprotokoll)
      • Hinführung zur Thematik "Rosensonntag": "Man stelle sich vor, die Kirche wird ganz in Rosa gestrichen ... ist auch mal was anderes! "
      • Er nennt einen großen deutschen Dichter mit "L" ... habe ich wohl seinen Namen vergessen ... der geht in Paris mit seinem Freund spazieren und sieht wie immer eine bekannte Bettlerin an der Ecke verweilen ... kurze Beschreibung, wie verschiedenartig Menschen ihre Armut präsentieren ... der Schriftsteller und Lyriker gibt aber diesmal kein Geld sondern eine Rose ... am nächsten Tag steht die Frau nicht mehr an gewohnter Stelle ... erst eine Woche später sehen sie sie wieder ... daraufhin fragt der Freund den Rosenspender: "Von was mag sie sich die ganze Woche wohl ernährt und vesorgt haben ?" ... Antwort: "Ich nehme an: von der Rose !"
      • Pfarrer: "Die Geschichte ist zu schön um wahr zu sein, kann aber vermitteln, dass es mehr als Geld geben muss, um unser Leben zu gestalten !"
      • der Bruder von Schwester Trauer heißt Trost: er kann nur gespendet werden, wenn die Trauer nicht einen übermannt hat bzw. alles erdrückt !
      • Der Anblick und der Duft einer Rose können trösten !
      • Trösten ist manchmal ein Kunststück, da man nicht aufdringlich sein will aber auch nicht belanglos !
      • Paulus, 2. Korinter-Brief: "Trost spenden, deutlich seine Stimme erheben" ... manche Briefe von Paulus seien zugegebenermaßen manchmal etwas trocken, aber in seinem realen Leben, muss Paulus ein Mensch gewesen sein, der im Gespräch motivierend und auffordernd auf seine Mitmenschen gewirkt hat !
        Abendmahlsfeier:

        "Wir feiern das Abendmahl in zwei Gruppen, in der ersten gibt es Traubensaft, in der zweiten Wein."
        • Vor dem Altar standen kleine Metallpinnchen für diejenigen, die nicht gemeinsam aus einem Kelch trinken wollen => sehr gute Einrichtung
        • Man konnte also gespannt sein, wo sich mehr einfinden. In der ersten Gruppe waren ca. 20 Leute, in der zweiten fast 40: der Wein schmeckte richtig gut ... ein kühler Schluck, der trotzdem den Magen ein wenig wärmt, ein leichter angenehmer Geschmack auf der Zunge => die Leute wissen, warum sie die zweite Gruppe bevorzugen ;-)
          Nach dem Segen gibt es noch Tee und Plätzchen, erfahre noch einige Dinge:
          • ein Ehepaar aus dem Sauerland hat vor einem halben Jahr in dieser Kirche geheiratet: Anfang 60
          • Ende des 2. Weltkrieges sind alle Kirchen bis auf die Grundmauer zerbombt worden und abgebrannt
          • ursprünglich ist in Emden die Reformierte Kirche dominant, es kamen im Laufe der Zeit aber auch immer mehr Lutheraner hinzu. Heute gehört die Region zur Unierten Kirche (=also alle Schattierungen und Richtungen unter einem Dach vereint !)
          Kurzes Gespräch noch mit dem Pfarrer und dann wieder nach Hause radeln. Kurzer Zwischenstopp in einem Fischladen am Delft + Besuch der Fußballkicker (Kreisklasse): erster Spieltag nach der wettermäßigen Winter- und Zwangspause!

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