Montag, 7. Mai 2012

Ich bin's nur, Dein "dreckiger Ausländer"

Liebes Tagebuch,

nun ist der Tag gekommen, den ich solange befürchtet habe.

Ich komme von der Goa-Party in Stemwede, fahre mit dem Zug über Bremen und Oldenburg nach Emden HBf, und komme um 23:33 an. Laufe die "Große Straße" runter und bleibe an der Ampel am Otto-Huis-Haus stehen. Sehe wie vor dem La Grotta (Tanzlokal) sich zwei Männer streiten, wobei der eine ganz ruhig bleibt, der andere aber wie ein  Wahnsinniger ihn anschreit und anpackt.

Kommentare wie:
  • "Ich mache Dich fertig" 
oder
  • "Am liebsten würde ich deinen Schädel durch die Glasscheibe hauen". 
Dabei sagte der andere Mann noch zu ihm:
  • "Wenn du morgen nüchtern bist, dann lade ich dich (zu einem Getränk ?) ein"
Die Zivilcourage verlangt, dass man zumindestens sich von Ferne die Sache anschaut (hier ca. 15m) um eventuell Meldung zu machen. Plötzlich kommt der sehr aggressive Mann auf mich zu und schreit mich an, warum ich so blöd gucke.

Ich entgegne ihm, was das solle, neutrale Personen zu beleidigen. Daraufhin schubst er mich. Ich stehe auf und sage zu ihm, ob er verrückt sei, einen friedlichen Menschen tätig anzugreifen, der von Bremen kommt und einfach nach Hause will. Darauf hin nimmt er den Bambusstock (Öllampe) aus meiner Isomatte und will mich schlagen.

In diesem Moment schrillen alle Alarmglocken, und ich sage noch einmal zu ihm, was das solle ?
  • Er wartet aber gar nicht  mehr ab und holt zum Schlag aus.
  •  Ich gehe natürlich einen Schritt zurück, er geht weiter auf mich zu. 
Da gibt es nur noch zwei Möglichkeiten, entweder Abwehr oder Flucht. Ich entscheide mich instinktiv für die Flucht, weil ich einfach nicht weiß, wie aggressiv und kampfbereit der Mann ist. Mitten auf der Straße erwischt er mich zweimal am Kopf, was zum Glück keine Wunden hinterlassen hat.

Ich kann die Distanz wahren, so dass es für ihn unmöglich ist, mich weiter zu schlagen. Er wirft den Bambusstock zur Seite und geht wieder zurück mit weiteren wüsten Beschimpfungen. Ich gehe wieder in Richtung La Grotta zurück rufe ihm zu: "Du Wahninniger, Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, ich rufe jetzt die Polizei".

Ich lege den Rucksack ab und gehe zu einem Taxifahrer (dunkler Mercedes) der mit einem anderen Taxifahrer am Rondell alles gesehen hat, und bitte ihn, die Polizei zu rufen, da ich mein Handy in der Hektik im Rucksack nicht finde. Er macht aber keine Anstalten und auch der andere Taxifahrer will  nicht die Polizei rufen.

Dann kommt der Mann wieder auf mich, diesmal mit einem Metallstück in der Hand, was von Weitem aussah wie ein Schraubendreher. Schreit mich noch an:
  • "Du dreckiger Ausländer + ich weiß, wo du wohnst " und und und ...
Also wieder Flucht in Richtung Stadtgarten. Aus sicherer Entfernung schätze ich die Situation ab, und von einem Moment auf den anderen überkommt mich die kalte Wut.
  • Ein friedlicher Bürger Emdens mit Migrationshintergund, kommend vom Bremer Hauptbahnhof, wird in Emden kurz vor Mitternacht tätig angegriffen.
  • Taxifahrer schauen tatenlos zu und rufen nicht mal die Polizei.
  • Und irgendwie muss ich wieder an meinen Rucksack und an meine Sachen kommen.
Ich nehme mir einen losen Poller, um wenigstens einigermaßen geschützt zu sein. Gäste aus dem Lokal und endlich, ein anderer mutiger Taxifahrer stellen sich dem "Wahsinnigen" im Weg. Der lässt sich aber nicht beruhigen und lässt weiter wüste Beschimpfungen los. Immer wieder kann er an mich herankommen, diesmal aber lass ich mir das nicht gefallen.
  • Er versucht mich zu treten, ich kann ausweichen. 
  • Meinen Konter kann er erstaunlicherweise ausweichen, so dass ich einen Gegenkonter erhalte, einen Schlag, der aber nicht wehtut, weil ich diesmal auch mit Adrenalin vollgepumpt bin.
Dann will er wieder zuschlagen, aber diesmal habe ich die richtige Entfernung gefunden, so dass er mich gar nicht erreichen kann. Und wenn ich auch richtig Muffesausen hatte, im Gefühl lag ich richtig, dass er jetzt im angetrunken Zustand mich nie richtig treffen kann.

Zum Glück kommt der Mann, der selber beleidigt worden ist, beruhigt mich, und sagt, dass er die Polizei gerufen hat. Bis die aber da ist, kann man sich vorstellen, dass noch mindestens einmal ein kleines "Stelldichein" passiert ist. Und nur den Passanten und Gästen ist zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Später kam dann auch die Polizei, hat den flüchtigen Mann auf dem Fahrrad leider nicht erwischt, aber die Daten vom Zeugen und mir aufgenommen. Leider kennt man nur den Vornamen des "Schlägers", diesmal werde ich aber nicht ruhen, ihn zu finden, es sei denn "meine Freunde" kommen mir zuvor.

Und was Deutschland anbelangt, es wird für mich allerhöchste Zeit, die Weichen für Indonesien zu stellen ... und wie lange ich noch in Emden bleibe werde, das kann sich jeden Tag von heute auf morgen ändern.

* * *

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen