Donnerstag, 4. Juli 2013

Manipulation durch Täuschung

 Das getäuschte Gehirn

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Wie sich unsere Schwachstellen nutzen lassen
  • Das scheinbar unbestechlichste aller Sinnesorgane, das Auge, täuscht uns von Zeit zu Zeit. 
Es hat lange Zeit des Forschens gebraucht, bis man wenigstens einige der Täuschungen verstanden hatte. 
  • Dabei stelle sich heraus, dass es weitaus schwieriger als gedacht war zu klären, warum wir etwas sehen, das in Wahrheit entweder nicht existiert oder ganz anders aussieht. 
  • Die Sendung wird einige dieser immer wieder verblüffenden Beispiele zeigen.
Unsere Sinne mögen viel können.
  • Aber sie können uns auch täuschen. 
  • Deshalb sind sie unzuverlässig. 
Man kann den Sinnen eben sowenig wie den Augen trauen. 
  • Für die Erarbeitung absolut sicherer Erkenntnis scheiden sie daher aus. 
Denker und Wissenschaftler wie René Descartes hatten daraus den Gedanken abgeleitet, dass allein das Denken, allein die Vernunft, zu sicherer Erkenntnis befähige. 
  • Denn die Vernunft selbst sei körperlos und nicht den Täuschungen der Sinne unterworfen. 
  • Heute wissen wir, dass auch diese Vorstellung zwar naheliegend, aber falsch ist.
Permanente Farbtäuschung
  • Denn insofern das Gehirn das Organ des Denkens ist, hat auch das Denken eine körperlich-evolutionsbiologische Komponente
Mehr noch: gerade das Gehirn selbst ist die Ursache vieler (und nicht nur optischer) Täuschungen. 
  • Was wir sehen, bestimmen eben nicht nur unsere Augen als objektive Kameras, sondern wir, d.h. unser Gehirn und Bewusstsein. 
Hinzu kommt, dass Licht, also Photonen, selbst keine Farbe haben. 
  • Wenn wir Farben sehen, ist dies eine Leistung des Gehirns, das aus den Lichtbündeln so etwas wie Farben herstellt.
Wenn heute der Denkweg von Descartes, sich auf ein reines, körperloses Denken zu beziehen, nicht mehr gangbar ist, scheint eine Folgerung unabweisbar zu sein: 
  • Unsere Wahrnehmung der Welt ist und bleibt schlicht und einfach etwas anderes als die Welt selbst. 
Einfacher formuliert: 
  • Wir täuschen uns permanent darüber, wie die Welt wirklich ist. 
Ist die Welt also eine Konstruktion des Gehirns? 
  • So einfach ist es auch nicht. 
  • Aber es ist genau diese Frage, die im Zentrum der Sendung steht.
Die Welt als Konstruktion 
 
Die Neurowissenschaftler verstehen das Gehirn als ein Organ, ein komplexes, dynamisches System, das das Wirrwarr der Eindrücke zu einem Ganzen verbindet. 
  • Das bedeutet aber auch, dass das Gehirn zuweilen Zusammenhänge und Verbindungen konstruiert, wo es keine gibt. 
  • Auf diese Weise entstehen Täuschungen. 
Den Umstand, dass das Gehirn pausenlos deutet und nach Mustern und Sinn sucht, machen sich Zauberer ebenso zunutze wie Politiker, religiöse Führer, Dichter oder die Medien
  • sie alle spielen mit dem Gehirn auf ihre Weise.
Tatsache ist, dass wir nicht nur mit Hilfe unserer Gehirne Dinge herstellen, mit denen wir dann umgehen müssen.
  • Tatsache ist vor allem auch, dass unsere Gehirne gerade durch unsere Zusammenarbeit etwa in den Medien Tatsachen schaffen, die auf uns (und unsere Gehirne) zurückwirken
  • Ist es also doch die Welt, die - anders als der Konstruktivismus behauptet - unser Gehirn bestimmt?
Mich beschäftigen diese Fragen seit langem - und die Sendung versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Täuschungen über die Welt mit der Welt selbst und mit unserem konstruktiven Vermögen zusammenspielen, das aus der Mannigfaltigkeit der Eindrücke die Einheit des Ichs und der Welt konstruiert.

(Quelle3sat.de)


Der Blinde Fleck – 

Warum die Realität oft anders ist als die Wirklichkeit
 
http://munichmagiccon2011.files.wordpress.com/2011/08/frapshirn1.jpg
Zitate / Notizen:
  • Das Auge ist ein Gewohnheitsorgan
  • Kann aber auch Strukturen aus Chaos erkennen
  • 1/4 des Gehirns verarbeitet und interpretiert visuelle Eindrücke
  • Netzhaut, Thalamus, visuelle Cortex, temporale und dorsale Pfade
  • wie stehen Objekte zueinander im Raum
  • Scheinbewegungen eines blinkenden Quadrats
  • 87 Prozent sehen in diesem Experiment eine vertikale Bewegung
  • Größenwahrnehmung, 
  • anatomischer Bau, Dicke und Oberfläche von Arealen, Zusammensetzung, Verknüpfung
  • das Gehirn filtert
  • Robotik, 
  • Aikido mit ganzheitlichem Einsatz
  • erst Selbstwahrnehmung dann Konzentration auf den Gegner
  • Angriff ist die beste Verteidigung => aber vll. wollte der andere nicht angreifen
  •  warten und dann sich verteidigen => aber vll. ist es dann zu spät
  • von daher wird ein diffuser Blick trainiert, mein Blickfeld wird größer
  • Bewegungen können besser im Gesamtkonzept verstanden und interpretiert werden
  • aus der Gesamtbewegungen sofort (!) Schlüsse ziehen und die eigenen Bewegungen einbeziehen
  • Automatismen der Bewegungen und Handlungen
  • Synchronisation, Interaktion
  • Massenmedien beeinflussen manchmal mehr als unsere biologischen Eltern
 https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPaecv2DPjbCHAk82HC1IyYH2QdU6QV69hXfj8imtr6otYgtIWHSAXYC3WHJNPjpvdxsbkWPDQA0JcOYVcU9miIYDvBaF2_InrAB3tS8hyphenhyphenUO_rJ3kvGmYIeiKzOIL8a-xQ4kAnKrP1Evie/s1600/020_So_einfach_ist_Medienmanipulation.jpg 
  • die von uns konstruierte Welt, schlägt sie auf uns zurück ?
  • Kriegsberichtserstattung, die Armee bestimmt die Inhalte,
  • Medien dienten oft als gefilterte oder verschleiernde Waffe
  • das gefährdet die Objektivität der Medien
  • Sensationslust wird befriedigt
  • es ist kein Wunder, dass sich Politiker der Medien bedienen, z.B. im Wahlkampf
  • Massenmedien erzeugen eine eigene Medienrealität
  • Symbolträchtige Objekte in Museen, Assoziationskette,
  • Spannungsfelder bedienen, was ist echt und bedeutend ?
  • Artefakt und Medien fördern das kollektive Gehirn ?
  • Gehirn und Geist 
  • aus Täuschung die Wahrheit filtern => eine Gemeinschaftsaufgabe

Der Mensch nimmt seine Umwelt vor allem durch die Augen wahr. 
  • Aber ist das, was wir sehen, auch tatsächlich "die" Realität? 
  • Oder ist es nur eine Vorstellung von der Wirklichkeit? 
Neurowissenschaftler haben in verschiedenen Experimenten nachgewiesen, wie sehr unser Bild von der Umwelt durch das Gehirn konstruiert wird. 
  • Diese Konstruktionsleistung ist Ursache vieler Täuschungen und Illusionen. 
  • Bedeutet das jedoch, dass die "gesamte" Sicht der Welt reine Konstruktion ist? 
Fest steht, dass sich das Gehirn durch gezielte Techniken und Übungen trainieren lässt. 
  • Wir können, bis zu einem gewissen Grad, Wahrnehmung steuern. 
Diese Fähigkeit setzen wir – vor allem wenn es sich um unbewusste Vorgänge handelt – gerne ein, um andere zu manipulieren
  • Von ihr machen Zauberkünstler ebenso Gebrauch wie Kampfsportler, Politiker und die Medien
Auch wenn das Gehirn die Wahrnehmung der Welt entscheidend mitkonstituiert, so interagieren die neuronalen Netzwerke des Gehirns dennoch mit Objekten in der Welt und mit anderen Menschen
  • Täuschen wir uns am Ende also über die Bedeutung des Gehirns? 
  • Steuern nicht auch "Artefakte" oder soziokulturelle Strukturen unsere Wahrnehmung und unser Gehirn? 
  • Wie genau ist das Wechselspiel zwischen Außenwelt und Gehirn zu verstehen? 
Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel in dieser Ausgabe von "scobel" mit seinen Gästen im NeuroForum 2013. Teilnehmen an der Diskussion werden der 

(Quelle: tvtv.de)

 http://www.martin-missfeldt.de/images-pictures/wahrnehmung-sehen/sehbahn-aufschnitt.jpg

  
 der Augenarzt Helmut Wilhelm
  • das Auge soll nicht täuschen, sondern ein anständiges Bild liefern,
  • es arbeitet mit einem Riesenaufwand (Helligkeit, Kontrastierung)
  • wir sehen nur Teile auf einmal scharf, Stichprobensehen, hohe Rechenkapazität
  • das Hirn filtert Erscheinungen + kann Bilder produzieren trotz Augenerkrankungen
  • zenrales und peripheres Sehen
  • Pluralität der Systeme
  • wie wirken sich Störungen aus, Gleichzeitigkeit, Bezugssysteme,

Neurowissenschaftler Andreas K. Engel,
  • wo hört das Auge als Fotoapparat auf und das Hirn übernimmt die weitere Verarbeitung => ab dem Thalamus
  • Audiovisuelles System wird getragen: 7 % vom Auge, der Rest vom Hirn
  • Hirn arbeitet mit Vorhersagen und Erwartungen (s.a. Anatomie des Verarbeitungssystems)
  • wie funktioniert die dynamische Zusammenarbeit
  • Hirn ist ein selbstfunktionierendes dynamisches System (Zirkularität)
  • lange Lernprozesse für Automatisierung
  • Handlungen anderer beobachten, Spiegelneuronensysteme, Imitationslernen
  • Synchronisation: spannende Versuche, z.B. zwei Gitarrenspieler spielen zusammen
  • 3-8 Silben pro Sekunde ?
  • komplexe Schleifen, Kopplung von künstlichen Schleifen, zirkuläre Kopplung
  • Lokalisation von Störungen => Ursachen in zirkulären Prinzipien suchen (Bsp. des Autos, Reifen weg => liegt das Fahrsystem also nur in den Reifen ?)

 der Philosoph Siegfried J. Schmidt
  • Geist ein Spiegel der Natur ?
  • zögerlich beim Begriff der Täuschung - wie soll sich das Gehirn selber täuschen ?
  • Täuschung ohne Intention ist schwer vorstellbar
  • abgeschlossener Prozess - was wir immer über das Gehirn sagen, wir sagen es als Beobachter !
  • wir stellen den Zusammenhang her und glauben deshalb daran
  • es sind Beobachterkonstrukte
  • hier sind Prozesse in einem Gesamtsystem aktiv - was wissen wir aber über die einzelnen Prozesse !
  • Philosophenfehler: was ist Wirklichkeit ?
  • was halten wir für Wirklichkeit => Wir sind nicht nur Maulwerker sondern auch Handwerker
    (Zitat)
  • in Begriffen die Beobachtung beschreiben
  • Automatismus, alte aufgeben, neue erlernen
  • Synchronasition, nonverbale Kommunikation, angewiesen auf Akzeptanz des Gegenübers
  • Enttäuschung von Erwartungen kann die nonverbale Kommunikation stören oder zerstören (Bsp. von Alice Schwarzenegger und einem Kommunikationspartner, der zwar nicht "Böses" gesagt hat, aber völlig asynchron nonverbale Aktionen startete => völlige Verwirrung ;-)
  • ohne Gehirn keine Kultur, sich selbst organisierende Systeme
  • Einwirkung: wie verändert sich unser Gesamtsystem
  • Medienangebot, Mediensystem wie verhält es sich zur Realität ?
  • Erwartungen bedienen:
  • Medieninszenierung, Medienkompetenz ist fragwürdig, Überforderung,
  • Medienkritik ist vor die Hunde gegangen
  • kritische journalistische Rückfragen sind rar gesät
  • wir müssen mit begrenzten Mitteln hohe Abstraktionsstufen erarbeiten (s.a. Schleifen, Schlaufen)
  • Übergang vom neuronalen System zum Bewusstsein
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Frankfurt am Main statt.

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