Mittwoch, 3. Dezember 2014

" Kein Meister ist vom Himmel gefallen "

Liebes Tagebuch,

das Projekt "Männer-WG: Fidel bis Invalide" läuft an, und ich kann jetzt schon sagen, dass ich wenigstens im Ansatz verstehen und nachvollziehen kann, was es bedeutet, sich um einen pflegebedürftigen Menschen zu kümmern, oder gar Kinder groß zu ziehen !
  •  => das ist eine Lebensaufgabe, das habe ich so langsam begriffen, die man nicht im Vorbeigehen erledigt !
Es kann aber auch total schieflaufen, wenn
  • man sich nicht ausspricht,
  • der Partner nicht mitzieht,
  • nicht gemeinsam plant und die Zeit und Aufgaben fair einteilt
oder
  • ein sozial destruktives Umfeld einen verheerend kontaproduktiven Einfluss ausübt !
Wichtige Vorraussetzung für das praktische Arbeiten, von den ganzen nervigen, formalen, teilweise überregulierten bürokratischen Angelegenheiten mal abgesehen, ist die Zusammenarbeit mit dem Pflegedienst das A und O.

a) Arzt und Gesundheitsschwester kamen gestern zur Erstuntersuchung, zeitlich nach Geriatrie u. Palliativstation: Gespräch, Amnanese, Tabletteneinstellung- und Überprüfung der Gesamtlage. Zwischendurch wurden Medikamente u. Pflegeutensilien von der Apotheke nach Hause geliefert.

b) Morgens und Abends kommt eine Gesundheitskraft f. symptombegleitende Maßnahmen, die erst mal nichts mit der Pflege zu tun haben, sondern sich z.B. um die Einstellung von Zucker- und Blutwerten, Katheterisierung kümmern. D.h. dass z.B. der Katheterwechsel nicht zur Pflege gehört.

c) Da eine "Thrombosespritze" wegfällt, braucht jetzt nur noch morgens jemand kommen.

d) Möchte man pflegerische Hilfe haben, muss das noch mal extra vertraglich festgelegt werden, kostet natürlich mehr. In meinem Fall brauche ich nur Anleitung für die pflegerische Maßnahmen, die ich später alleine erledige.

e) Über die Medikamente sollte man sich in Ruhe mit Arzt und Pflegepersonal unterhalten, vll. fällt ja doch das ein oder andere pharmazeutisch erzeugte Medikament weg !

f) Was die Auscheidungen wie Urin und Stuhlgang anbelangt, ist hier der Punkt angelangt, wo manche Menschen die Pflege anderer Menschen nicht übernehmen können und wollen. Es ist letztendlich aber nur eine Gewöhnungssache, die am besten vonstatten geht, wenn man alle notwendigen Schritte kennt und dutzend mal durchgespielt hat:
  • alles Arbeitsmaterial vorher organisieren und griffbereit in der Nähe positionieren:
  • Unterlage, neue Windel, Handschuhe, Schüssel mit warmen Wasser + Waschlappen oder Feuchttücher, Stofftücher oder Handtuch, bei Bedarf Wundcreme, Abfalltüte
  • Zimmer danach "stoßlüften" + Abfall geruchsfrei entsorgen
Denke ich an Dieter und die Schwerstbehindertenbetreuung in Baesweiler während u. nach dem Zivildienst, so hat seine Mutter ihm im Bett einen Einlauf gegeben, ein wasserundurchlässiges Tuch unter das Gesäß gesetzt und ihn in eine angenehme Position gebracht ... nach erfolgtem Stuhlgang gut gewaschen oder mit einem ganz einfachen Lift ins Badezimmer gebracht.
  • Wichtig ist, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und keine Türgriffe, Halterungen u. Ablagen durch Zeitdruck, Unachtsamkeit, hektisches und unkonzentriertes Arbeiten zu kontaminieren.
g) Nahrungszugabe, Flüssigkeitszufuhr, Wohlbefinden, Ruhe und Unterhaltung und vieles mehr in einem Gleichgewicht zu halten, das ist schon eine Herausforderung, und kann niemals in Eigenregie, sondern nur in Absprache mit dem anderen sich erfolgreich gestalten.

Und ist alles besprochen, so kommt es doch auch zu Pannen, die aber kompensiert werden können, wenn man im Vorfeld sich gut vorbereitet oder aus Fehlern gelernt hat ... das wäre erst mal der erste Eindruck.

* * * *

( Ach ja, da wäre noch die Sache mit dem Geld => da wird mir angst und bange, wenn ich an die vielen unterversorgten Menschen denke, die sich eine gute Pflege nicht leisten können )

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