Donnerstag, 20. September 2007

Vietnam, Teil 1

von Daniel Wilhelmi

Ich gratuliere den Fans des VFB Stuttgart zur Deutschen Meisterschaft. Eine fraglos sympathische neue Truppe haben Sie da. Ich habe nur die Vermutung, dass es in den kommenden Wochen noch eine Überraschung geben könnte. Ich sehe Timo Hildebrand nächste Saison im Bayern-Trikot. Hier nur ein kleines Puzzelteilchen: Wussten Sie, dass der bisherige Torwart des spanischen Clubs Valencia, zu dem Hildebrand ja wechseln soll, um 2 weitere Jahre verlängert hat? Und das ist nicht irgendein Torwart. Das ist die Nr.2 der spanischen Nationalmannschaft. Der hat das bestimmt nicht gemacht, um die nächsten 2 Jahre hinter Hildebrand auf der Bank zu sitzen. Denken Sie mal drüber nach.

Clevere Fragen erhalte ich auch immer wieder zu meinem neuen Buch „Unentdeckte Chancen“. Dabei dreht es sich um die Frage, was Leser dort erwarten können. Eine gute Frage. Und ich habe mich entschieden, sie zu beantworten, indem ich Ihnen diese Woche einfach 3 kurze Leseproben aus einem Kapitel über Vietnam im Profit-Radar vorstelle. Das ist besser als jede Erklärung. Los geht es. Hier ist der 1. Auszug aus „Unentdeckte Chancen“ aus dem Kapitel „Emerging Markets: Vietnam“:

„Wenn Sie sich jemals geärgert haben, dass Sie vor Jahren nicht frühzeitig in Indien oder China investierten – in Vietnam haben Sie diese Chance noch. Vietnam befindet sich heute auf dem Niveau, auf dem China vor ca. 20-25 Jahren war. Das zeigt Ihnen aber auch: Wenn Sie in Vietnam investieren und die großen Chancen, die sich dort bieten, nutzen wollen, dann müssen Sie den Atem eines karibischen Perlentauchers haben. Für schnelle Trader ist die Vietnam-Story ungeeignet.

Ähnlich wie China ist Vietnam offiziell ein kommunistisches Land. Aber das steht eigentlich nur noch auf dem Papier. Der marktwirtschaftliche Wandel vollzieht sich mit rasenden Schritten. Der Wandel begann 1986, nachdem der langjährige KPV-Generalsekretär Lé Duán verstarb. Richtig Fahrt nahm der Liberalisierungsprozess aber erst 1992 auf. Damals wurde die traditionelle kommunistische Planwirtschaft durch ein „reguliertes, nach marktwirtschaftlichen Prinzipien funktionierendes System“ mit sozialistischer Orientierung ersetzt.“

Vietnam ist „Little China“

„Diese Politik des wirtschaftlichen Wandels trägt den Namen „Doi Moi“ und bildet die Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung Vietnams in den letzten 15 Jahren. Dazu verabschiedete die kommunistische Parteielite auf dem 9. Parteitag im April 2001 den Entwicklungsplan „Sozialökonomische Entwicklungsstrategie 2001-2010“. Dieser steckt zusammen mit den für kommunistische Länder typischen 5-Jahres-Plänen (der jüngste 5-Jahres-Plan 2006-2010 wurde im April 2006 verabschiedet) die Richtlinien der Wirtschaftsentwicklung ab.

Laut diesen Richtlinien soll die vietnamesische Wirtschaft bis 2010 um 7,5% pro Jahr wachsen. Das ist ambitioniert, aber nicht irreal, denn in den letzten sechs Jahren ist der Tigerstaat jährlich um beeindruckende 7,4% gewachsen (+7,2% über die letzten zehn Jahre). Was viele nicht wissen, sehen Sie in Abbildung 20: Damit besitzt Vietnam nach China das höchste Wirtschaftswachstum in ganz Asien. Nicht ohne Grund wird Vietnam deshalb in asiatischen Finanzkreisen als „Little China“ bezeichnet. Die Parallelen sind von dem hohen Wirtschaftswachstum bis zur übergeordneten kommunistischen Ideologie zweifelsfrei vorhanden.

…. Auch in den kommenden Jahren soll das Wachstum zwischen 8,2% bis 9,4% liegen. Allerdings von einem extrem niedrigen Niveau: So besaß das gesamte BIP Vietnams 2005 gerade mal die Größe des BIPs von Mecklenburg-Vorpommern. Das soll Ihnen nicht zeigen, dass Mecklenburg-Vorpommern in Wirklichkeit ein Emerging Market ist, sondern in welch frühem Entwicklungsstadium sich Vietnam, dessen Bevölkerung ja so groß wie ganz Deutschland ist, befindet.“

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