Samstag, 8. Dezember 2007

Von Köchinnen, Jägern und SPAM

Man bekommt ja schon reichlich SPAM, Sex- und ähnliche bescheuerte Angebote und Müll, aber manche Geschichten verstehe ich einfach nicht: liegt das an meinen begrenzten IQ ?

DoppelAnal
Ich hatte eine Jagd im Wiener Wald gepachtet und wollte, weil sich das Revier durch Zupachtung vergrößert hatte, noch einen zweiten Jäger für den Jagdschutz nehmen. In einer forstlichen Wochenzeitung schrieb ich diese Stelle aus. Was dann die nächsten vierzehn Tage brachten, das war eine schreckliche Sache. jeder Tag produzierte ein Dutzend »Anwärter«. Und immer nur mit Aufwand eines gereizten Scharfsinnes gelang es mir, diese muffig gekleideten, nach Bier, schlechten Regiezigarren, saurem Wein, Dreikönigstabak und Schnaps duftenden Kerle wieder zur Wohnung hinauszubringen. Die fürchterlichsten waren jene, die sich streng an die Weidmannssprache hielten und mir mit hoheitsvollem Lächeln das Geständnis machten, daß sie Mitarbeiter von Jagdzeitschriften wären. Und die Geschichten, die sie mir von ihrem Lebenslauf und seinem Unstern erzählten! Einer sagte: widriges Gestirn. Ein zweiter: Dianens Ungunst. Ein dritter: Huberti Grimm. Und von ihren Lebensgeschichten glich eine der anderen, wie sich die Geschichten der verlorenen Mädchen gleichen. Schließlich wurde mir die Sache zu bunt, und ich gab unserer Köchin den strengen Auftrag, keinen stellensuchenden Jäger mehrvorzulassen. Das befolgte sie getreulich. Eines Morgens aber kam sie lachend und ein bißchen verlegen zu mir ins Arbeitszimmer: »Herr Dokter, i glaab, jetzt wearn S' mir schimpfen. Aber da steht jetzt aner draußt. Den hab i net stampern könna. A so a netter Kerl is 'r! Der schaugt anders aus wia die andern.



Es lebt ein Heiligenmaler ...

Es lebt ein Heiligenmaler
Zu Brüssel in der Stadt,
Der viele fromme Bilder
Mit Fleiß gemalet hat.

Sein langes Haar, es wallet
Ganz nach Prophetenart,
Und um die keuschen Wangen
Weht ernst der Mosesbart.

Ins Auge flattert mystisch
Begeisterungs=Flammenglut.
Die heiligen Bedenken
Bedeckt der Felbelhut,

Die Waden, einfach biblisch
Und altdeutsch stilisiert,
Umhüllen Rock und Hosen,
Daß man nichts weiter spürt.

So wandelt er auf Erden
Verkannt und dennoch keck
Im heil'gen Selbstvertrauen -
Die andern sind ihm Dreck.

Das erste Bild, das er gemalt,
Das kostet ihn nicht viel,
Er saß sich selbst dazu Modell,
Drum hat's auch guten Stil.

Er saß sich selbst dazu Modell,
Er malte, wie er's fand:
Der Adam sitzt im Paradies,
Den Apfel in der Hand.

Das zweite Bild, das er gemalt,
Das kostet ihn viel Geld,
Dieweil ein weibliches Modell
Er sich dazu bestellt.

Doch läßt man oft beim besten Werk
Den Augenblick entwischen,
So kam auch ihm, eh' er's vernahm,
Ein Hindernis dazwischen.

Das zweite Bild, das er gemalt,
Verriet schon mehr Gefühl.
Der Adam hält den Apfel noch,
Die Eva hält den Stiel.

Nun hätt' er gern das dritte Bild
Zur Arbeit gleich genommen,
Wie Adam und die Eva dann
Zu Falle sind gekommen.

Drum malt er, weil's nicht anders ging,
Die Schulden so zu decken,
Wie Adam und die Eva schnell
Sich vor dem Herrn verstecken.

Ein jedes Ding hat seine Zeit
Und geht einmal zu Ende.
Man kommt vom Alten Testament
Zum Neuen Testamente.

So malte unser Maler nun
Mit christlich frommem Sinne
Der Jungfrau höchstes Ideal,
Die Himmelsköniginne.

Doch wie's im Leben einmal geht,
Das höchste Ideale
Schlägt seine Wurzel insgeheim
Hinab in das Reale.

Sogar ein Heiligenmaler braucht
Am Ende das Reelle.
Drum nahm sich unser Maler auch
'ne Köchin zum Modelle.

Bei Tage tät er sie mit Fleiß
Sich malen und skizzieren
Und führte die Madonna dann
Bei Mondenschein spazieren.

Gar wunderlich geht's manchmal zu
Hienieden auf der Erden!
Die Suppe, die ein andrer kocht,
Muß dennoch gegessen werden.

Kaum daß ein Jahr vergangen war,
Ereilt ihn das Verhängnis -
Ein neues Beispiel zeigte sich
Von unbefleckter Empfängnis.

Die Jungfrau=Mutter konnt' er nun,
Sich selbst als Joseph malen -
Und was der Heil'ge Geist getan,
Das mußt' der Joseph zahlen.

(Quelle: Wilhelm Busch)


"... Gar wunderlich geht's manchmal zu Hienieden auf der Erden!..." Mensch Wilhelm, Du triffst den Nagel auf den Kopf, wir müssen uns mal näher unterhalten, am besten in meinen Träumen, wo wir uns dann gemeinsam mit all den Geistesgrößen am Lagerfeuer treffen und unsere Erfahrungen aus den verschiedenen Jahrhunderten und Jahrtausenden austauschen...

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