Sonntag, 24. Februar 2008

Themenabend "Russland im Bann Putins"

Politik ohne Rücksicht auf Verluste

"Strukturen des russischen Regimes"

Archiv Das politische Regime hat in Russland ein System geschaffen, das jede Form von Widerspruch im Keim erstickt. Und diese systematische Unterdrückungsmaschinerie greift immer früher ein. Davon zeugt die Inhaftierung von Gary Kasparov ebenso wie die immer gewaltsameren Methoden zur Einschüchterung von Oppositionsparteien und Medien. Es passt ins Bild, dass unliebsame Regimekritiker heute in Russland wieder in psychiatrische Anstalten zwangseingewiesen werden. Und bei dieser Hexenjagd greift in Russland zusätzlich eine anti-westliche Stimmung um sich. Andrei Lugowoi, der Hauptverdächtige im Mordfall Alexander Litwinenko, wird in Russland geradezu als neuer Volksheld verehrt. Im Dezember 2007 gelang ihm sogar der Einzug in die Duma, ins russische Parlament. Sein Name steht für das Erstarken des russischen Nationalstolzes mit einem Beigeschmack von Kaltem Krieg.

Die Dreharbeiten zu der Dokumentation dauerten nahezu acht Monate. Es kommen die Protagonisten des Falls Litwinenko, aber auch ehemalige Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes, Politiker und Angehörige der Opfer zu Wort. Sie berichten über die Logik der Vernichtungsmethoden des russischen Regimes. Parallel dazu wird der unaufhaltsame Aufstieg des Andrei Lugowoi dokumentiert, der das stolze "moderne" Russland verkörpert. (ARTE, Di, 21h)

Der neue Stolz des russischen Adlers

"Politische und wirtschaftliche Zukunftsvisionen"

Archiv Der russische Nationalstolz kennt vielerlei Ausdrucksformen, und er ist nicht zu übersehen. Die Russen huldigen ihrer Vergangenheit bei jeder Gelegenheit, die stolzen autokratischen Minderheiten wie die Kosaken genauso wie Jugendliche bei unkontrollierten Alkoholexzessen. Ehrungen nach sowjetischem Vorbild - sei es von verdienten Erntehelfern oder von Helden des "großen vaterländischen Krieges" - haben denselben Stellenwert wie die Erinnerung an orthodoxe Bräuche und die eleganten Sitten des großrussischen Zarenreichs.

Mit der Sowjetunion verbinden die Russen teilweise stark nostalgische Erinnerungen. In dem typisch russischen Kubangebiet - nördlich des Schwarzen Meeres gelegen und bekannt durch Kohlevorkommen und Ölförderung - sprach Filmemacher Jossif Pasternak mit Menschen, die glauben, eine Demokratie nach westlichem Vorbild sei nicht das Richtige für ihr Land.

Nach den Umbrüchen des vergangenen Jahrhunderts brauche Russland vor allem Stabilität und eine Zukunftsvision, die nicht auf der Ablehnung der Vergangenheit aufbaut. Der russische Adler soll zeigen, dass er über den Wirren der Geschichte schwebt. Für die Mehrheit der Russen stellt Wladimir Putin derzeit die einzige Alternative zu politischem Chaos und Wirtschaftskriminalität dar, selbst wenn der Preis dafür hoch ist, indem Solidarität und staatliche Fürsorge drastisch abnehmen. (ARTE, Di, 21:55)


Countdown in Moskau

"Russland wählt einen Präsidenten"

Putins Präsidentschaft in Russland neigt sich dem Ende entgegen und die Frage nach seinem Nachfolger und damit nach der Zukunft Russlands beschäftigt die Weltöffentlichkeit. Über den zukünftigen Weg Russlands unter einem neuen Präsidenten sprechen die Moderatoren Annie-Claude Elkaim und Thomas Kausch mit Journalisten, Politikern und Regimegegnern. Im Rahmen einer großen prominent besetzten Diskussionsrunde mit aktuellen Reportagen des Journalisten und Russlandexperten Stephan Kühnrich gehen sie dabei unter anderem folgenden Fragen nach:

Wird der direkt vom Volk gewählte Präsident künftig der erste Angestellte eines möglichen Ministerpräsidenten Putin sein?

Welche Rolle spielt die orthodoxe Kirche in der russischen Politik? Wird sich unter dem neuen Präsidenten die Situation von Presse und Medien ändern?

Wie steht es um die Meinungsfreiheit in Russland?

Putins Wunschkandidat für das Präsidentenamt ist der derzeitige stellvertretende Ministerpräsident und Vorsitzende des Gazprom-Aufsichtsrats Dimitri Medwedew. Russland wird also künftig von Politikern regiert, die aufs engste mit der Öl- und Gasindustrie verbunden sind. Welche Folgen hat die neue russische Außenpolitik, die ungehemmt mit ihrer Macht über die für Europa wichtigen Ressourcen Öl und Gas spielt und den Handel als Mittel der Außenpolitik missbraucht? (ARTE, Di, 23h)

...von Studenten russischer Herkunft erfährt man herzlich wenig über die politischen und gesellschaftlichen Strukturen in Russland ... das gilt aber auch für die allermeisten anderen Studenten aus dem Ausland: Politik scheint irgendwie tabu zu sein ... oder liegt es wohlmöglich daran, dass von ihnen die meisten aus gutbürgerlichen und besseren Verhältnissen stammen, und selber zu diesem Establishment gehören, die an einem Fortschritt im eigenen Lande gar nicht interessiert sind ???

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