Samstag, 21. Juni 2008

"Das Dschungel-Orchester"

360° - Die GEO-Reportage

Bis tief in die Nacht bereitet sich der 15-jährige Simon auf das wichtigste Konzert seines Lebens vor. Er spielt Geige im Dorforchester von Urubichá. Er beherrscht Werke von Bach und Vivaldi ebenso wie Barock-Partituren, die einst seine Vorfahren geschrieben haben.

Ende des 17. Jahrhunderts hatten Jesuiten Noten und Instrumente nach Süd-Amazonien gebracht. Und tatsächlich ließen sich viele Ureinwohner mit Hilfe der Musik missionieren, denn nach ihrem traditionellen Glauben stellt sie die Verbindung ins Jenseits her. Sie bauten Instrumente, schrieben Messen und Opern, bis die Spanier 1767 die Jesuiten verjagten und viele Indianer versklavten.

Durch das Orchester in Urubichá erlebt der südamerikanische Barock eine Renaissance. In Urubichá werden wieder Geigen und Celli hergestellt. Aus der Dorfkirche, der Musikschule und den strohgedeckten Hütten Urubichás klingen von früh bis spät Streichinstrumente und Trompeten, Fagotte und Klarinetten, Harfen und Posaunen.

Auch Simon lebt mit seinen beiden Brüdern, einer Schwester und den Eltern in einer Lehmhütte ohne Strom und Wasser. Seine Brüder sind beide begnadete Cellisten. Der 18-jährige Dionisio hat auf Einladung der bolivianischen Kirche dem Papst ein Geburtstagsständchen gespielt, der 22-jährige Juan-Carlos vor dem spanischen König musiziert.

Nun wird Simon auf einer Tournee durch Peru die erste Geige spielen. Spontan verwandeln er und seine Begleiter unterwegs Flughäfen und Eisenbahnzüge in Konzertsäle, bis Simon in der alten Inka-Hauptstadt Cuzco sein großes Solo gibt.
(Quelle: tvtv.de, ARTE, Sa, 17:10)

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