Samstag, 13. Dezember 2008

Siedlungsentwässerung - Skript - 2. Entwässerungssysteme

Siedlungsentwässerung

Skript

3. Auflage

Pinnekamp
Haußmann
Staufer

2 Entwässerungssysteme


2.1 Ziele von Entwässerungssystemen

Ortsentwässerung
  • schnell
  • einwandfrei
  • vollkommen
aus Abwässer aller Art
  • Haushalt
  • Gewerbe
  • Industrie
Ableitung der Niederschlagswässer aus
  • Grundstücken
  • Straßen
Entwässerungsverfahren
  • Mischsystem
  • Trennsystem
2.2 Mischverfahren

Schmutzwasser + Regenwasser im gemeinsamen Mischwasserkanal
  • häuslich
  • gewerblich
  • industriell
  • nicht vermeidbares Fremdwasser (s. Kapitel 3)
  • +
  • Regenabfluss
Kanalnetz
  • die Profilgrößen der Rohre nehmen von den Hausanschlussleitungen bis zu den Sammlern der Kläranlagen stetig zu
  • aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sind die Abmessungen der Kanäle begrenzt => man nimmt Überschwemmungen pro Jahr, alle zwei Jahre etc. in Kauf
Entlastung des Mischwassers aus dem Kanalnetz
  • Regenüberlaufbecken
  • Kanalstauräume
  • Regenüberläufe
Funktion der Regenentlastungsbauwerke
  • Speichervolumen
  • Reinigungswirkungsgrad

Bild 2.1 Schematische Darstellung des Mischsystems

im Mischwasserkanal gelangt
  • Regenwasser vom Oberflächenabfluss (Dach, Verkehr)
  • Industrieabwasser
  • Häusliches Schmutzwasser (Trockenwetterabfluss)
  • Fremdwasser
von dort gelangt es über Regenüberlaufbecken zur Kläranlage

Direkte Gewässerbelastung
  • Mischwasserüberlauf von Regenüberlaufbecken in den Vorfluter (nicht gereinigt)
Indirekte Gewässerbelastung
  • gereinigtes Abwasser von der Kläranlage in den Vorfluter
2.3 Trennverfahren

Schmutzwasserkanäle mit kleinen Durchmessern
  • häuslich
  • gewerblich
  • industriell
Regenwasserkanal
  • Regenabfluss
  • +
  • gezielt eingeleitetes unverschmutztes Wasser
  • Bach-
  • Quell-
  • Brunnen-
  • Kühl-
  • Drän-
  • Grundwasser
  • Schmutzwasser wird der Kläranlage zugeführt
  • Regenwasser wird in künstliche oder natürliche Vorfluter eingeleitet
  • Ist Regenwasser mit Schad- und Schmutzstoffen belastet muss es gereinigt werden, z.B. Niederschlagswässer von Straßen
2.4 Gegenüberstellung von Misch- und Trennsystemen

Tab 2.2: Vor- Nachteile von Trenn- und Mischverfahren für
  • Straßenkanalnetz
  • Hausanschlüsse
  • Kanalausbildung
  • Trockenwetterabfluss
  • Pumpwerke
  • Kläranlage
  • Unterhaltung
Trennverfahren
  • gemeinsamer Rohrgraben für Schmutz- und Regenkanal mit abgetrennter Sohle
  • Breite ist geringer als die Summe zwei getrennter Rohrgräben
  • übereinander anordnen ist nicht zweckmäßig, wg. mangelhafter Bett- und Standsicherheit (s. Bettgeschichten)
  • In der BRD ist seit 1957 die Entwicklung zu Trennsystemen zu beobachten
... für die Wahl des Entwässerungssystems nicht verallgemeinern, denn sie hängt ab von
  • Topographie
  • Art der Bebauung
  • Grundwasser
  • Tiefenlage der Kanäle
  • Vorflutmöglichkeit
  • Belastbarkeit der Gewässer
Voraussetzung und zu beachten sind vergleichende Untersuchungen (Differentialdiagnose oder Zweitmeinung)
  • Bau- und Betriebskosten
  • Wartung und Unterhaltung
  • Auswirkung auf das Klärwerk und auf das Gewässer
Tab. 2.1: Anteile der Kanalisationssysteme an der kommunalen Kanalisation (1957 bis 2004)
  • Mischwasserkanalisation fällt von 84,2 auf 58,3 % vom Gesamtvolumen
  • Trennkanalisation (Schmutzwasser) steigt von 15,8 auf 41,7 %
Abflussspitzen
  • beeinflussen und überfordern das Abflussvermögen von Kanälen und Gewässern
  • sie können aber durch Wahl des Entwässerungsverfahrens + Zahl der Einleitungsstellen in Grenzen gehalten werden
entscheidende Faktoren für die Kontrolle der Abflussspitzen
  • hydraulische Belastbarkeit
  • Rückhaltemaßnahmen
  • entsprechender Gewässerausbau ("oh du, mein, Deutschland, deine Auen und Feuchtgebiete - alle ausgetrocknet, alle Fließgewässer begradigt => manchmal schießt auch du über dein Ziel hinaus und ärgest dich über die jährlichen Jahrhundertüberflutungen => nicht ärgern, nur über die eigene Dummheit und Ignoranz wundern !)
  • wenn Trenn- und Mischverfahren in einem Gebiet gleichzeitig angewendet werden, muss auf eine klare Abgrenzung geachtet werden => Gewährleistung eines übersichtlichen und ordnungsgemäßen Betrieb der Kanalistionsanlage
Vorteile von Trennverfahren wenn
  • große Distanzen vom Einzugsgebiet bis zur Kläranlage
  • ortsnahe Einleitung des Regenwassers
  • Anschluss neuer Gebiete an bereits bestehende Mischwassersysteme (man möchte oder kann die bestehenden Regenüberlaufbecken oder Stauraumkanäle nicht vergrößern)
Vorteile von Mischverfahren wenn
  • für schon bestehende Systeme
  • dicht besiedelte Räume sollen Entwässerungsnetze errichtet oder saniert werden (Überlastung durch evtl. Fehlanschlüsse)
2.5 Zusammenfassung

1) Kanalisationen die im Misch- und Trennsystem entwässern

2) Mischsysteme
  • alle Abwasserteilströme werden abgeleitet
  • nicht verunreinigtes Regenwasser wird durch Schmutzfracht unnötigerweise belastet
  • für Wirtschaftlichkeit werden Regenentlastung gebaut, die Mischwasser (ungereinigt) bei Überschreitung der Kapazität von Kläranlagen und Speicherbauwerken direkt in die Gewässer gelangen
  • für ökologische Bewertung sind Speichervolumina und Regenwasserentlastungsanlagen von entscheidender Bedeutung
3) Trennsystem
  • wie der Name schon sagt: Schmutz- und Regenwasser werden getrennt voneinander abgeleitet
  • Schmutzwasser direkt zur Kläranlage
  • Regenwasser direkt in die Vorflut
  • wenn Regenwasser belastet ist dann wird es im Regenklärbecken oder Leichtstoffabscheider gereinigt
4) Für die Wahl des Entwässerungssystems
  • kein bevorzugendes System
  • Berücksichtigung der örtlichen Begebenheiten
  • wirtschaftliche Gesichtspunkte

2.6 Kontrollfragen

a) Welches sind die beiden Hauptziele der Siedlungsentwässerung ?

b) Welche Vorteile werden allgemein mit dem Trennsystem verbunden ?

c) Welche Abwasserarten werden im modifizierten Mischsystem auf der der Abwasserreinigungsanlage (ARA) behandelt ?

d) Wie schlagen sich die heutigen Ziele in der Siedlungswasserwirtschaft auf die Gestaltung (Modifizierung) der Entwässerungssysteme nieder ?

e) Welche Vorteile liegen in einer nach Schadstoffgehalten differenzierten Entwässerungsstrategie ?

f) Warum sind Vakuumsysteme nicht im Mischsystem anwendbar ?

g) Ordnen Sie die Größenverhältnisse zwischen Trockenwetter- und Mischwetterabfluss ?

h) Nenn Sie drei Anforderungen an Benzinabscheider. Wie kommt es zu einer Verschlammung in diesen Anlagen ?

i) Warum gibt es im Trennsystem keine Regenüberläufe? Klären Sie zuerst wohin die einzelnen Abwasserteilströme abgeleitet werden.

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