Dienstag, 27. Oktober 2009

In dem von Behr [1982] zusammengestellten Haschischbuch finden sich viele Einzelheiten zur Geschichte des Cannabiskonsums, die teilweise auch mit Abbildungen versehen sind. Insoweit ist ds Buch durchaus lesenswert, wobei allerdings manchem Leser die journalistische Vorgehens- und Darstellungsweise leicht dadurch "wissenschaftlich" vorkommen mag, als der Autor eine Vielzahl von Literaturstellen im Register aufführt und viele wirkliche Zitate einflicht, die mehr als die Hälfte des Textes ausmachen. Der polemische Tonfall und die Vielzahl persönlicher Attacken, die das Buch enthält, mindern dessen Wert allerdings beträchtlich. Da er keinerlei eigene Untersuchungen vorlegen kann und seine Recherchen nicht als zuverlässig anzusehen sind, kann man sich mit seinen Ausführungen und Meinungen nicht beschäftigen. So sind beispielsweise die Angaben Behrs zur Biographie von Lewin in seinem Vorwort zur Neuausgabe des Buches "Phantastica" [Linden 1980] anhand detaillierter Nachprüfungen in zahlreichen Einzelheiten als falsch erkannt worden; sie beruhen offensichtlich auch nicht auf einer Verwechslung [Müller, Wagner 1982].

Die Geschichte des Cannabis wird dann mit dem Aufkommen der sogenannten Drogenwelle unter den Jugendlichen Westeuropas 1967/1968 weitergeschrieben. Seit dieser Zeit werden weitgehend übereinstimmende Beobachtungen bezüglich des Cannabiskonsums in nahezu allen westlichen Ländern gemacht. Auf die Verhältnisse in Deutschland, die uns naturgemäß am meisten interessieren, und in Europa, Australien, Afrika und Asien gehen wir in Kapitel 2 ein.

1.5 Anbau von Hanf als Nutzpflanze

Haschisch bzw. Marihuana ist das Produkt der Hanfpflanze Cannabis sativa, die als indischer Hanf oder auch einfacher als Hanf seit Jahrtausenden vom Menschen kultiviert wird. Dabei haben sich die Menschen für die Hanfpflanze besonders deshalb interessiert, weil sich daraus vielfältig verwendbare Fasern gewinnen lassen. Diese Fasern sind Ausgangspunkt für die Herstellung von Garnen, die ihrerseits zu Gewebe weiter verarbeitet werden können. Die Gewebe dienten vor allem gröberen Zwecken, wo es mehr auf Haltbarkeit, Dauerhaftigkeit, Reißfestigkeit und weniger auf Feinheit oder Geschmeidigkeit ankommt. So wurden beispielsweise anscheinend schon in der Antike Schiffssegel aus versponnen Hanffasern hergestellt. Aber auch Taue, Fischnetze, Dichtungsmaterial bis hin zu grober Kleidung wurden aus Hanffasern gefertigt.

Ein anderer Verwendungszweck war die die Papierherstellung. Es bedarf offensichtlich nur weniger Zusätze, um aus entsprechend aufbereiteten Hanffasern Papier herzustellen. Diese Zusätze jedoch, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts in dem aus Holz gefertigten Papier vorhanden sind, führen auch zu dessen mangelnder Haltbarkeit. Die verwendeten Säuren lösen mit der Zeit das aus Holz gefertigte Papier auf und führen zum Zerfall ganzer Bibliotheken, die aus Büchern jener Zeit bestehen. Hingegen scheint Hanfpapier wegen des Fehlens der entsprechenden Zusätze wesentlich haltbarer zu sein.

Herer [1993] berichtet, dass in den USA bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts aber auch in den meisten Teilen der übrigen Welt zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein großer Anteil aller verwendeten Textilien aus Hanffasern hergestellt worden sei. Selbst feinste Kleiderstoffe italienischer Produktion seien noch im 19. Jahrhundert aus Hanf hergestellt worden. Aber auch Flachs war eine in jener Zeit vielfältig verwendete Pflanze, die der Fasergewinnung diente.

Im 19. Jahrhundert erhielten Flachs und Hanf dann Konkurrenz durch die stärker aufkommende Baumwolle, die aber schließlich in der Textilwirtschaft die Oberhand gewann.
  • Baumwollplantagen waren der Grund für den Beginn und der Aufrechterhaltung der Sklaverei ! In anderen Worten: die Vormachtstellung der Baumwolle wurde mit der Versklavung von 100.000en bis Millionen von Schwarzafrikanern und deren Tod bezahlt !
Bei der Papierherstellung waren aus Hanffasern hergestellte Papiere bis 1883 weitaus überwiegend, und man konnte sogar ausrangierte Segel und Taue zu Papier weiter verarbeiten. Auch Büttenpapiere, die als besonders hochwertig gelten und einen hohen Anteil an Textilfasermaterial (Lumpen, Hadern) enthalten, weisen in der Regel einen hohen Hanfanteil auf.

Am bekanntesten jedoch sind die Seile, Bindfäden und Taue aus Hanf. Bis 1937 seinen 70-90% aller Seile, Schnüre und Taue aus Hanf hergestellt worden, berichtet Herer [1993]. Danach wurden die Naturfasern durch synthetische Fasern ersetzt.

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