Sonntag, 24. Januar 2010

Motorradfahrer

Fachzeitschrift


Februar 2010

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Editorial:


Phänomen GS von Guido Saliger

Seit Jahren an der Spitze der Zulassungsstastik, hat BMWs 1200er Reise-Enduro eine Marktdurchdringung erreicht, die einem Kultstatus gleichkommt. Selbst Fahrer, die nie etwas mit Weiß-Blau zu tun haben wollten, liebäugeln mit der nicht gerade billigen GS.

BMW 1200 GS

motorrad-news.com

Dabei handelt es sich teils um eine Art Hassliebe, bedenkt man die Liste der Kritikpunkte, über die sich GS-Treiber auf Treffs und Messen echauffieren. Trotzdem verkauft sie sich wie warme Semmeln, und der Zubehörmarkt boomt. So sehr, dass wir unser Zubehör-Special (Teil 2 in diesem Heft) zu diesem Thema deutlich ausweiten müssen.

Ein Motorrad, so kompromissbehaftet, wie man es sich nur vorstellen kann:
  • ein Schuss Reise gewürzt mit Gelände-Ambitionen
  • einem Hauch sportlicher Agilität 
und
  • einem Zubehörpaket, das eher an die Ausstattungsliste eines Automobils denn eines Motorrades erinnert.
Dazu Design-Merkmale wie der Entenschnabel, für den ein anderer Hersteller schon einen Rüffel bekam und Form-follows-function-Details mit jeder Menge offen zur Schau gestellter Kabel und Leitungen.
 DOHC-Boxer

dalefranks.com

Dem Erfolg tut das keinen Abbruch; offenbar finden hier die vielen verschiedenen Geschmäcker ihre jeweilige Erwartungshaltung hinreichend befriedigt. Dagegen haben es andere Hersteller schwer, in diesem Segment überhaupt wahrgenommen zu werden. Dabei gibt es durchaus die eine oder andere Alternative, die hinsichtlich ihrer Stärken deutlichere Akzente setzt. 

Sie sprechen vielleicht nicht ganz so viele Gemüter an, aber vermögen der "Unvergleichlichen" in bestimmten Belangen nicht nur das Wasser zu reichen, sondern auch abzugraben, wie der Vergleichstest zwischen der der brandneuen BMW R 1200 GS mit dem DOHC-Boxer und der KTM 990 Adventure ab Seite 28 zeigt.

 KTM 990 Adventure

raptorsandrockets.com


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Kopfschütteln

von Jürgen Schons

 Was die Recherchen über die Helmnorn ECE 22.05 zu Tage förderten (s. Report ab Seite 36), sollte jeden Motorradfahrer dazu veranlassen, seinen nächsten Knitterfreien mit noch mehr Sorgfalt auswählen. Lobbyismus in den zuständigen Gremien EU-Gremien, entschieden zu hohe Grenzwerte, die erhebliche Verlustrisiken bergen, Prüfungen, die die Hersteller in Eigenregie durchführen können auf Prüfständen, die niemand kontrolliert - so sieht die traurige Realität aus. Das ECE-Prüfsiegel bestätigt lediglich, dass der Helm die Anforderungen der Norm erfüllt - was für die 50-Euro-Baumarkt-Mütze ebenso zutrifft wie für den 500 Euro teuren Helm, in den viel Geld für Forschung und Entwicklung geflossen ist.

Leider hat der Konsument nur anhand des Stickers keine Möglichkeit, einen sicheren Helm mit niedrigem Verletzungsrisiko von einem weniger sicheren Helm mit höherer Verletzungsgefahr zu unterscheiden. Gemeinhin sieht der Verbraucher die ECE-Norm als Qualitätsmerkmal an, die sie aber genauer Betrachtung nicht ist. Als verlässliche Angabe, mit einem ECE-geprüften Helm die bestmögliche Sicherheit zu kaufen, taugt die 22.05 nicht.

Es wäre wünschenswert, wenn der Gesetzgeber die Hersteller dazu zwänge, die Schlagdämpfungswerte ihrer Helme auf den Verpackungen oder im Internet zu veröffentlichen. Das funktioniert mit den Angaben zum Benzinverbrauch von Autos oder zum Strombedarf von Elektrogeräten schließlich auch. Bis dahin hilft nur, beim Helmkauf eher einem Markenprodukt als einem No-Name-Hersteller zu vertrauen. Bei ersterem ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Normen im Sinne eines höchstmöglichen Schutzes nicht nur einfach nur eingehalten, sondern unterboten werden, deutlich höher. 

Vor vielen Jahren warb der ehemalige Helmfabrikant Nava mit dem Spruch: "Wir bieten Ihnen keine absolute Sicherheit, sondern die höchste nach dem heutigen Stand der Technik." Dieser Spruch sollte auch heute gelten.

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