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Zitat:
(Zusammenfassung)
Herr Lazarescu ist Rentner und lebt einsam mit seinen drei Katzen in einem seelenlosen Bukarester Plattenbau.
- Heute abend stimmt etwas nicht mit seinem Körper.
- Er erbricht sich und seine alte Operationswunde schmerzt.
- Er holt den Notdienst und wird von den zögernden Sanitätern ins Krankenhaus gebracht.
In dieser Nacht wird Herr Lazarescu sterben.
- Denn die Krankenhäuser sind wegen einer Massenkarambolage überfüllt – doch der Hauptgrund ist die Ignoranz und Kälte der Ärzte und Krankenpfleger.
Nur die mitfühlende Sanitäterin Mioara bemerkt, dass Herr Lazarescu immer weniger wird, während sie mit dem „alten Trinker“ von einem Krankenhaus zum nächsten geschickt wird.
(Inhaltsangabe)
Samstagabend, Bukarest in den 1990ern:
- Herr Lazarescu sitzt mit seinen drei Katzen und etwas angetrunken in seiner Bukarester Plattenbau-Wohnung.
- Weil ihn Kopf und Bauch schmerzen, ruft er eine Ambulanz.
Die Notfallärzte haben es allerdings nicht eilig zu ihm zu kommen;
- seine lallende Stimme verrät den Alkoholiker, und überdies sind wegen einer schweren Massenkarambolage alle Einsatzwagen belegt.
- Seine Nachbarn erweisen sich wenig hilfreich, wenn sie dem Magenkranken Fleischauflauf und aggressive Schmerzmittel aufdrängen.
Erst spät kommt endlich der Krankenwagen.
- Die Sanitäterin Mioara Avram begegnet Herrn Lazarescu zunächst mit derselben Reserviertheit, die der grantige Trinker bei all seinen Mitmenschen hervorruft; doch wird ihr bald klar, dass der alte Mann tatsächlich gravierend krank ist.
- Eine Operationsnarbe ist aufgebrochen.
Zusammen mit dem Fahrer Leo bringt sie Herrn Lazarescu in das einzige Krankenhaus, das seine Aufnahme gestattet.
- Wegen seiner Alkoholfahne und der Überfüllung durch den Großunfall werden die drei in ein anderes Krankenhaus weitergeschickt, in dem jedoch die geeigneten Diagnose-Apparaturen fehlen.
So beginnt eine Odyssee durch die Spitäler Bukarests.
- Unterschiedliche Ärzte stellen unterschiedliche Diagnosen, ohne jedoch eine Behandlung einzuleiten.
- Mit jeder neuen Diagnose verliert sich Dante Lazarescu, dessen Bewusstsein allmählich schwindet, tiefer in der Nacht Bukarests.
Sein Tod ist nur der Schlusspunkt einer Anklage des kaputten Gesundheitssystems Rumäniens, die sich auf andere Länder übertragen lässt.
(Hintergrund)
Seit 2004 hat die verhältnismäßig kleine rumänische Filmindustrie mit schöner Regelmäßigkeit die wichtigsten Preise erhalten, die in Europa vergeben werden.
- Wer „Der Tod des Herrn Lazarescu“ gesehen hat, weiß, warum dies so ist.
- Der Film, der bei seiner Premiere 2005 den Preis „Un Certain Regard“ beim Filmfestival in Cannes erhielt, danach mit über 40 internationalen Auszeichnungen belohnt und von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert wurde, ist kompromisslos im besten Sinn.
Fast in Echtzeit erzählt er ohne dramaturgische Umschweife, nur bewaffnet mit schneidendem Realismus und seinem tiefschwarzen Humor, eine an sich todtraurige Geschichte:
- Ein alter, sozial vergessener Trinker gerät in die Mühlen eines auch nach der Revolution kaputten Gesundheitssystems und geht dabei langsam zu Grunde.
Regisseur Cristi Puiu gelingt es, gestützt auf ein exzellentes Drehbuch und herausragende Darsteller, der bitteren Geschichte viele komisch-sarkastische Seiten abzugewinnen.
- Wer jemals längere Zeit in einer Klinik verbracht hat – sei es als Patient oder auf Seiten des Krankenhauspersonals – wird erkennen, wie genau der Film auf die Atmosphäre, den Umgangston und den oft makaberen Humor des Krankenhauslebens blickt.
- Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass das rumänische Gesundheitswesen sicher maroder ist als das westeuropäischer Staaten.
Die Art und Weise, wie unbequeme Patienten verschoben werden, überarbeitete Ärzte ihren Frust an Krankenschwestern und Sanitätern auslassen und dazu makabere Witze reißen, scheint sich in den meisten Ländern Europas aufs Verblüffendste zu ähneln.
Das größte Verdienst des Films ist es, über die Schilderung der katastrophalen Verhältnisse hinaus tiefes Mitleid und Sympathie für eine Figur zu erzeugen, der man zunächst genauso reserviert begegnet wie die Sanitäter und Ärzte.
- Wie oft im Neuen Rumänischen Film stehen nicht nur politisch bedingte gesellschaftliche Verhältnisse, sondern universelle, zwischenmenschliche Zwänge und Normen im Fokus.
So zeigt der Film auch, dass Dante Lazarescu vielleicht nicht gestorben wäre, hätte sich in seiner Familie irgendjemand für sein Problem interessiert.
Herr Lazarescu mag ein verbitterter und plumper alter Alkoholiker sein; am Ende des Films wünscht man sich dennoch, dass er es seinem Namensvetter Lazarus gleichtut, vom OP-Tisch aufsteht und ins Leben zurücktorkelt.
- "Der Tod des Herrn Lazarescu“, der leider nie einen deutschen Kinoverleih gefunden hat, läuft als deutsche TV-Erstaufführung und ist Teil von drei Filmen des Neuen Rumänischen Kinos, die ARTE im Mai 2010 zeigt.
Die anderen beiden Filme sind
- "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ (2007) von Cristian Mungiu (12. Mai)
und
- "12:08 Jenseits von Bukarest“ (2006) von Corneliu Porumboiu (19. Mai).
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