* * *
Samstag, 30. November 2013
Buddy Holly - Oh, Boy !
All of my love
All of my kissin'
You don't know
All of my kissin'
You don't know
what you've been a-missin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
All of my life
I've been a-waitin'
Tonight there'll be no hesitatin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
I've been a-waitin'
Tonight there'll be no hesitatin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
Stars appear and shadows are falling
You can hear my heart a-calling
A little bit a-lovin' makes everything right
I'm gonna see my baby tonight
You can hear my heart a-calling
A little bit a-lovin' makes everything right
I'm gonna see my baby tonight
All of my love
All of my kissin'
You don't know
All of my kissin'
You don't know
what you've been a-missin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
Dum-dee-dum-dum
Oh boy
Dum-dee-dum-dum
Oh boy
Oh boy
Dum-dee-dum-dum
Oh boy
[Guitar Solo]
(ooh-ooh-ooh-oooooh)
All of my love
All of my kissin'
You don't know
All of my kissin'
You don't know
what you've been a-missin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
All of my life
I've been a-waitin'
Tonight there'll be no hesitatin'
I've been a-waitin'
Tonight there'll be no hesitatin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
You can hear my heart a-calling
A little bit a-lovin' makes everything right
I'm gonna see my baby tonight
All of my love
All of my kissin'
You don't know
All of my kissin'
You don't know
what you've been a-missin'
Oh boy,
when you're with me
Oh boy,
the world can see that you
were meant for me
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" In Hülle und Fülle "
Ein Labor ist nur der Abglanz und die Hülle
der Natur Reichtümer und all' ihrer Fülle
* * *
Der Schlüssel liegt in der Kombination aus " Med-High-Tech " und " Pflanzenheilkunde "
Forscher nutzen Infrarotspektroskopie zur Analyse
der Interaktion von Medikamenten mit ihren Zielproteinen
Zitat:
- „Wir haben jetzt ein Werkzeug in der Hand, um die Dynamik pharmakologisch interessanter Proteine im atomaren Detail zu erforschen“,
sagt Klaus Gerwert vom Lehrstuhl Biophysik der RUB.
- „Wir wollen Substanzbibliotheken gezielt nach potenziellen pharmakologischen Wirkstoffen durchsuchen.“
- „Mit unserer Technik können zukünftige Medikamente genauer auf die Proteine abgestimmt werden, was die Nebenwirkungen erheblich reduzieren kann“,
ergänzt Carsten Kötting vom
selben Lehrstuhl.
Zitat:
Schau in deinen Garten
dort wächst deine Medizin.
(... die Pflanze ist unbestritten die Königin aller Medikamente ... in ihr verbirgt sich ein reichhaltiger Kosmos aus komplexen Wechselwirkungen aller (!) Wirkstoffe ... die zu erlernenden Verarbeitungsmethoden, Kombinationen und Dosierungen fördern und verstärken die "Selbstheilungskräfte" und "Heilprozesse" ... ob man in einer industrialisierten und gewinnorientierten Welt dieses Wissen wieder wertschätzt und konsequent anwendet, ist mehr als fraglich, zumal die eigene natürliche "planetare" Lebensgrundlage bis zur Verwüstung zerstört und immer mehr durch teure und überteuerte "künstliche Produkte" ersetzt wird ...)
Donnerstag, 28. November 2013
Medizin in der Krise
Die
moderne Medizin kann viele Erfolge vorweisen und Leben retten, keine
Frage. Trotzdem sind viele Heilsversprechen mittlerweile ökonomischen
Interessen geschuldet.
- Der medizinische Overkill verschlingt Unsummen, doch gesünder macht er uns keineswegs.
Was ist los mit unserer Medizin?
- Patienten kommen nach Operationen immer früher aus dem Krankenhaus.
- Manche werden bereits nach Hause entlassen, obwohl die Wunden noch nicht verheilt sind oder sie sich nicht allein versorgen können.
Je früher die Kliniken die Patienten nach Hause schicken, desto mehr Kosten können sie sparen.
- Bleibt die Gesundheit der Patienten dabei auf der Strecke ?
- (Notiz: ... eine sehr rhethorische Frage => das Ziel der Klinikleitungen war schon immer, die Aufenthaltszeit der Patienten zu verkürzen und die Fluktuaktion zu erhöhen, entweder um den Gewinn zu steigern oder die Klinik aus wirtschaftlichen Gründen zu retten => allerdings ist das stark hierarchisch gegliederte medizinische Fachpersonal - aufgeteilt in Forschung und direkter Arbeit am Patienten - an der Entwicklung schuld, weil sie die ersten sind, die auf die Straße gehen müssten, um das System zu ändern ... allerdings waren sie aber auch die ersten, die dieser inhumanen Entwicklung Vorschub geleistet haben, indem sie die Hand, wo immer es möglich war, aufgehalten haben, um der Pharmazeutischen Industrie und den Interessensverbänden zu dienen und sich von ihnen füttern zu lasssen ...)
- In verschiedenen Beiträgen hinterfragt die Sendung das deutsche Gesundheitssystem und macht auf die Folgen für die Patienten aufmerksam.
Neue
Arzneimittel kosten in der Regel mehr als bewährte alte Präparate.
- Ihr Nutzen ist außerdem unzureichend erforscht.
Christiane Joswig ist Stammkundin in der Apotheke, schon seit den 1990er
Jahren.
Die Diabetikerin ist damit zufrieden, doch ihrer Ärztin reicht das nicht.
(Notiz: ... kennt man zur Genüge ... Ärzte erhalten ein Angebot eines Pharmaunternehmens... ein Formular mit ein paar Parametern zum Ausfüllen ... fehlen nur noch das Versuchskaninchen Patient ...)
Viele Ärzte vertrauen der Pharmawerbung
- Seit 20 Jahren nimmt sie Tabletten gegen Schilddrüsenprobleme, Diabetes und Bluthochdruck - und ist damit eine typische Diabetes-Patientin.
- Vier bis fünf Sorten von Tabletten täglich einzunehmen, daran hat sie sich gewöhnt.
- Allein gegen Diabetes waren es über die Jahre neun verschiedene Mittel, bis sie schließlich eins findet, das sie gut verträgt.
Die Diabetikerin ist damit zufrieden, doch ihrer Ärztin reicht das nicht.
- Irgendwann drängte die Medizinerin, "dass ich ein neues Medikament ausprobiere, was in Deutschland noch ganz frisch auf dem Markt war", berichtet Joswig.
- Der neue Wirkstoff Exenatide würde ihre Zuckerwerte stark verbessern, verspricht die Ärztin.
(Notiz: ... kennt man zur Genüge ... Ärzte erhalten ein Angebot eines Pharmaunternehmens... ein Formular mit ein paar Parametern zum Ausfüllen ... fehlen nur noch das Versuchskaninchen Patient ...)
Viele Ärzte vertrauen der Pharmawerbung
- "Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 30 bis 40 neue Wirkstoffe zugelassen, etwa 80 Prozent dieser neuen Wirkstoffe stellen keinen therapeutischen Fortschritt dar."
- "Das Problem ist, dass diese neuen Arzneimittel, die einen geringen Nutzen haben, sehr stark beworben werden, und die Ärzte glauben viel zu häufig diesen Versprechungen anstatt sich kritisch die Studien anzusehen und zu überlegen ob diese neuen Arzneimittel wirklich besser sind als die bereits verfügbaren."
Auch der Pharmakologe und
Arzt Wolfgang-Becker-Brüser kritisiert die unzureichenden Ergebnisse zum
Nutzen der Medikamente.
- Der Herausgeber von Deutschlands größter unabhängiger Fachzeitschrift für Arzneimittel beschäftigt sich seit rund 35 Jahren mit Medikamentenstudien.
- "Arzneimittel gegen Diabetes werden üblicherweise zugelassen, weil sie den Blutzucker senken, das sagt aber über den Nutzen, den der Mensch von dem Arzneimittel hat, überhaupt nichts aus",
- "Man will weniger Schlaganfälle, weniger Herzinfarkte, die Nerven und die Augen sollen nicht so geschädigt werden, wie es bei Diabetikern langfristig häufig der Fall ist, und das ist für die neueren Stoffe eben nicht belegt."
Die überdimensionierte Vielfalt
an Interaktionen der Wirkstoffe
Exenatide hat gefährliche Nebenwirkungen
- Nicht nur wegen des Nutzens, sondern wegen gefährlicher Nebenwirkungen.
- Trotzdem habe ihre Ärztin sie weiter zur Umstellung gedrängt, erzählt Joswig.
- Und sogar Todesfälle unter diesem Medikament passiert sind.
Arzneimittelexperte Becker-Brüser kennt die entsprechenden Studien.
- Der neue Wirkstoff Exenatide sei nur einer von vielen neuen Antidiabetika mit schweren Nebenwirkungen, sagt er.
- Während dieser Wirkstoff aufgrund negativer Forschungsergebnisse inzwischen nicht mehr verschrieben wird, sind die Untersuchungen zu Exenatide noch nicht abgeschlossen.
- "Wenn man bedenkt, dass der langfristige Nutzen noch gar nicht geklärt ist, dann wiegt es um so schwerer, dass bedrohliche unerwünschte Wirkungen auftreten können.
- Rosiglitazon beispielsweise senkte den Blutzucker, es wurde trotzdem vom Markt genommen, weil es die Menschen schädigte, und zwar hat es mehr Herzinfarkte ausgelöst, mehr Herzinsuffizienz."
Cardioprotective effects of exenatide
against oxidative stress-induced injury
(Notiz: ... ein typisches Beispiel ... der neue Wirkstoff Extanide besitzt zwar "kardio-muskuläre Schutzfunktion", soll aber im Endeffekt als Antidiabetikum dienen, ... bekämpft es aber auch die vielfältige Ursachen von Diabetes ? ... so prasselt es von allen Seiten auf den Arzt an Informationen der Pharmaindustrie ein + Verlockungen => am Ende ist die Filterfunktion ärztlichen Verantwortungsbewusstseins zerstört ... die Pharmaindustrie hat die Ärzte dort, wo sie sie haben will, nämlich als "Pillenverkäufer" und Handlanger ...)
Langfristige Untersuchungen fehlen
Natürlich kann es bei neuen Mitteln noch keine Langzeiterfahrungen geben.
- Aber auch wenn ein Wirkstoff schon etabliert ist, gibt es viel zu selten aussagenkräftige Nutzen-Risiko-Bewertungen.
- "Wir bräuchten eigentlich nach der Zulassung bei vielen dieser neuen Medikamente langfristige Untersuchungen. Pharmazeutische Unternehmen führen diese Studien nicht durch, zum einen weil sie viel Geld kosten und zum anderen weil sie natürlich an den Ergebnissen, die möglicherweise negativ sind für ihre Wirkstoffe, nicht interessiert sind."
Medikamente, die Leid bekämpfen,
aber neues verursachen
Obwohl es oft nur wenige Erkenntnisse zu Nutzen und Risiken gibt, werden neue Medikamente offensiv beworben, bemängeln die Experten Ludwig und Becker-Brüser. Genau davon, sagt Pharmakologe Becker-Brüser, lassen sich viele Ärzte offenbar beeinflussen:
- "Die großen Firmen der pharmazeutischen Industrie geben doppelt so viel Geld aus für das Marketing wie für Forschung."
- "Die neueren Antidiabetika sind um ein Vielfaches teurer als die bewährten älteren Mittel."
Patienten sollten kritisch nachfragen
- So kritisch reagieren aber nur wenige Patienten.
- "Sie sollten den Arzt fragen, wie viele Studien wurden durchgeführt, und gibt es gute Beweise, dass dieser neue Wirkstoff wirklich besser ist als die bereits zugelassenen Arzneimittel",
(Notiz: ... ist klar: ich hake nach und der Arzt erzählt mir etwas vom Pferd ... wie soll da der Laie zwischen Wahrheit, Vermutung, Schutzbehauptungen und Lügen unterscheiden ? ...)
Da die meisten neuen Präparate zu Nutzen und Sicherheit noch nicht abschließend untersucht sind, bekommen neu zugelassene Mittel ab Herbst 2013 als Erkennungssymbol ein auf dem Kopf stehendes schwarzes Dreieck im Beipackzettel.
- Denn neu ist eben nicht immer automatisch gleich wirksamer und sicherer.
- Statt sich nur auf Medikamente zu verlassen, macht sie regelmäßig Sport.
Diabetes und Sport
Ärzte als Pillenverkäufer
Ärzte
sollten Patienten nach bestem Wissen und Gewissen behandeln - und zwar
ohne finanzielle Hintergedanken.
- Das tun bestimmt auch viele.
- Indem sie das Vertrauen ihrer Patienten ausnutzen und an ihnen z. B. mit dem Verkauf von Pillen verdienen.
Lukrativer Nebenverdienst
- Denn viele Ärzte haben offenbar eine neue Einnahmequelle entdeckt.
Sie verkaufen in ihren Praxen Pillen.
Auch in Internetforen beschweren sich zahlreiche Patienten über Ärzte als Pillenhändler. Die Masche scheint weit verbreitet.
- "Also das ist einer der Gründe, warum wir in der Öffentlichkeit als Berufsgruppe mit den Raffkes gleichgesetzt werden, und das ärgert mich sehr. Patienten berichten mir, dass sie von ihren Ärzten unter Umständen Aufbau- oder Vitaminpräparate bekommen und das ist nicht legal, wenn Ärzte so etwas in ihrer Praxis verkaufen",
Auch in Internetforen beschweren sich zahlreiche Patienten über Ärzte als Pillenhändler. Die Masche scheint weit verbreitet.
- "Sie will leider nur Medikamente verkaufen",
- "Vorsicht Pillenverkäufer."
- "Der Arzt weiß im Zweifel immer besser über Gesundheit und was man dafür tun kann Bescheid als der Patient. Und wenn der Arzt diese Autorität nutzt, um private Geschäfte zu machen, handelt er mit Sicherheit standeswidrig. Nicht umsonst steht in der Berufsordnung der deutschen Ärzte der Satz: Der Arztberuf ist kein (!) Gewerbe."
(Notiz: ... und doch ist trotz aller gegenteiligen Beteuerungen und Beschwichtigungen der Arztberuf ein Gewerbeberuf par excellence geworden, denn das Selbstverständnis sich ausschließlich auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Heilungsprozesse zu konzentrieren, ist verloren gegangen, seitdem wirtschaftliche Prozesse sich in den Vordergrund geschoben haben und den Berufsalltag bestimmen ...)
(Notiz: ... die obige Statistik ist sicherlich geschönt ... die Wochenarbeitzeit beträgt wohl deutlich über 60 Stunden, das gilt auch für Lehrerberufe und andere, in denen die Vorbereitung und Nachbereitungen unter den Tisch fallen und nicht bezahlt werden ...)
Kranke werden zu Kunden
So werden Kranke immer mehr zu Kunden, bestätigt auch Prof. Rolf Rosenbrock: "Schon heute haben ein Viertel der Patienten, die eine Arztpraxis betreten, Angst davor, dass sie vom Arzt in irgendeiner Art und Weise übervorteilt werden. Das heißt nicht nur als Träger von Symptomen und als zu heilende oder zu unterstützende Menschen angesehen werden, sondern gecheckt werden unter dem Kriterium, was kann ich daran verdienen?"
Wie viel genau Ärzte mit dem Pillenhandel verdienen können, will Thomas Lindner für uns herausfinden. Im Internet nimmt er Kontakt zu mehreren Herstellern auf, und gibt sich als Interessent aus. Schon ein paar Tage später bekommt er Proben zugeschickt und eine detaillierte Preis- und Margenliste: "Da ist auch schon für die Ärzte ausgerechnet, wie viel sie da verdienen können, wenn sie ihren Patienten das verkaufen und es ist eigentlich durchgängig eine Marge von 50 bis 60 Prozent. Das ist wirklich bei jedem Medikament so, 50 bis 60 Prozent, also da kann der Arzt richtig absahnen."
Mit Tricks durch rechtliche Grauzone
Wie so etwas funktioniert, zeigt ein zweiter Praxistest. Diesmal empfiehlt die Ärztin persönlich die Pillen. Allerdings wieder ohne die Patientin gründlich zu untersuchen. Den Verkauf wickelt dann die Sprechstundenhilfe ab. 90 Tabletten kosten diesmal 37,30 Euro. Auch im Internet geben die Hersteller ausführlich Tipps, wie der Pillenhandel organisiert werden kann. Eine Empfehlung ist die Gründung eines praxisparallelen Gewerbes. Das könnte zum Beispiel von der Ehefrau des Arztes betrieben werden.
Pillenhandel schädigt auch Ruf ehrlicher Ärzte
Dr. Elmar Wille von der Berliner Ärztekammer belässt es bisher bei allgemeinen Erklärungen: "Wir sind ja keine Polizei. Wir können ja nicht wie die Strafjustiz vorgehen, da gibt es also juristisch ein bisschen mehr Einengung, aber im Prinzip wird ermittelt und auch sanktioniert. Aber in so einem Fall ist bisher noch nie eine Geldbuße erteilt worden."
Leidtragende des Pillenhandels sind neben den geschröpften Patienten die ehrlichen Ärzte. Aufgrund der Raffke-Mentalität einiger Kollegen leidet auch ihr Ruf.
Riskante Rezepte
Viele
Schmerzmittel, Psychopharmaka oder Rheumapräparate können eine Gefahr
sein – besonders für ältere Menschen. Jeder fünfte Patient über 65 nimmt
ein solches Präparat ein. Doch vielfach drohen schwere Komplikationen.
Nach vorsichtigen Schätzungen sterben in Deutschland mehr als 20.000
Menschen jährlich durch die unkoordinierte Behandlung mit Arzneimitteln.
Mal ist das einzelne Medikament das Problem, häufig der Cocktail
verschiedenster Mittel. Es gibt ältere Menschen, die schlucken 20
Tabletten und mehr am Tag. Selbst ein junger, gesunder Mensch würde das
kaum verkraften. Doch im Alter baut der Körper Medikamente noch
schlechter ab. Die Wirkungen verstärken sich, und die Nebenwirkungen
auch.
Wechselwirkungen: unbekannt
Behandlungsfreiheit oder Geldschneiderei?
Bei
High-Tech-Medizin ist Deutschland immer vorne mit dabei. Doch viele
neue Verfahren haben einen Schönheitsfehler: Sie sind experimentell. Oft
ist gar nicht belegt, dass sie für Patienten besser sind, als günstige
und sichere Standardverfahren. Erschreckend, aber wahr: In
Krankenhäusern sind deutsche Patienten immer wieder Versuchskaninchen
für teure High-Tech-Medizin.
Diese fehlende Kontrolle heißt in Deutschland schönfärberisch
"Behandlungsfreiheit". Florian Lanz vom Spitzenverband Gesetzliche
Krankenversicherung erklärt: "Es ist ein Kernproblem in Deutschland, die
Krankenhäuser können grundsätzlich einsetzen, was sie für richtig
halten. Es gibt kein Zulassungssystem, ähnlich wie bei Arzneimitteln zum
Beispiel. Das gibt es in Krankenhäusern schlicht und ergreifend nicht."
Aufstieg und Fall eines Roboters
Versuchsfeld Krankenhaus
High-Tech gehört in die Hände von Spezialisten
Das Gesundheitsministerium hingegen reagiert auf die neuen Verfahren mit einem Schwall bürokratischer Floskeln: "Es bleibt zu prüfen, ob es zukünftig spezielle Regelungen (...) geben sollte, um deren Einführung und Erprobung mit flankierenden Maßnahmen wie z.B. Vorgaben zur Leistungserbringung (...) verbindlich zu versehen." Alles klar? Den Patienten würde hier eine klare politische Entscheidung helfen.
Herzklappe: Kasse machen mit High-Tech
Bei
Herzklappen-Operationen wird immer öfter die minimalinvasive Methode
eingesetzt. Doch das ist nicht ohne Risiko für die Patienten. Günter G.
wurde 2008 eine neue Herzklappe eingesetzt - mit einer angeblich
schonenden, neuen Methode. Doch bei der Ultraschall-Kontrolle nach dem
Eingriff zeigen sich schwere Komplikationen.
Neues Verfahren - erhöhtes Risiko
Das Risiko, beim konventionellen OP-Eingriff mit Öffnung des Brustraums zu versterben, liegt bei gerade mal 2,4 Prozent. Beim vermeintlich harmlosen Katheter-Verfahren bei 9 Prozent – fast das Vierfache. Grund hierfür ist auch die Dichtigkeit der Klappen. Während es beim konventionellen Verfahren bei weniger als 2 Prozent zu Undichtigkeiten kommt, seien es beim Katheter über 40 Prozent, so die Fachärzte. Trotzdem werden immer mehr Patienten mit der neuen gefährlichen Methode behandelt.
Operation ist eine attraktive Hausnummer
Alte Klappe bleibt im Körper
Prof. Reichenspurner: „Es kann viel mehr passieren wie bei einer normalen Klappenoperation, weil man nicht über alles die maximale Kontrolle hat. Ein Risiko: Sie lassen ja die alte Klappe drin. Sie drängen sie mit dem Ballon sozusagen an die Wand. Es sind Fälle beschrieben, wo die Kalkbrocken, die in der Klappe hängen, gegen den Abgang der Herzkranzgefäße drückten und dann ein akuter Herzinfarkt entstand.“
Je kleiner, um so anfälliger
Wie sieht es mit der Haltbarkeit aus?
60 Prozent der Fälle zählen nicht zur Risikogruppe
Das bemerkt auch Prof. Mohr: "Es ist auffällig, dass viele Patienten behandelt worden sind, die entgegen der Empfehlung zu jung sind, und dass sie ein zu niedriges Risikoprofil haben, um mit diesen neuen Verfahren behandelt zu werden." Wie Günter G. Er hat die schweren Komplikationen nach dem Kathetereingriff überlebt. Doch er musste eine zweite Herzklappen-Implantation über sich ergehen lassen: Diesmal erfolgreich - mit der konventionellen OP.
Teurer Boom - fragwürdiger Nutzen?
Die
Kontrolleure der modernen Medizintechnik sitzen im Institut für
Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG). Im Bereich Gesundheitswesen
erstellt das Institut Empfehlungen für die Politik. Geprüft werden auch
Körperscans mit dem PET-CT, vor allem bei verschiedenen Krebsformen. Die
Berichte sind skeptisch: Meist "unklar" sei der Nutzen der
High-Tech-Bilder. Auch deshalb müssen die Krankenkassen das PET-CT oft
nicht bezahlen. Ein Affront gegenüber Ärzten und Patienten?
Faszinierende Körperbilder - bisher ohne Studien
Die Forderung, das nachzuholen, war ein Schock für die Anwender, so Prof. Windeler: "Das erleben wir auch bei Stellungnahmen, die das IQWiG zu seinen Berichten bekommt, dass uns gesagt wird, was das für eine absurde Forderung sei. Natürlich: Die bunten Bilder, das genaue Hingucken sind schon ein Vorteil, sind ein offensichtlicher Vorteil. Hingegen würde das IQWiG sagen: Das ist noch kein Vorteil. Der Vorteil ist erst zu zeigen."
Ein Dilemma: Da gibt es faszinierende Fortschritte der Diagnosetechnik, aber keine soliden Daten, ob der High-Tech-Zauber den Patienten wirklich nutzt. Manchmal schaffen die Bilder aus den Superscannern sogar Probleme: Fehlerhafte oder missgedeutete Signale, Zufallsfunde mit unklarer Bedeutung, das könne auch zu falschen Therapien führen.
Wie kontrolliert man den Nutzen der Apparatemedizin?
In der Mannheimer Uniklinik holt man die Kosten für unbezahlte Scans über die anschließende Behandlung wieder herein: Patienten, die das angeschlossene Therapiezentrum nutzen, bekommen das PET-CT von der Klinik bezahlt. Durch die Verzahnung von Diagnose und Therapie sei der Sinn der Bilder für die Behandlung auch nachvollziehbar, so Prof. Wenz: "Ich denke, wenn so ein PET-CT eingebunden ist, in die gesamte onkologische Versorgung, in Tumorboards, in ein Tumorzentrum, dann ist relativ sicher gestellt, dass kein Schindluder damit getrieben wird. Wenn ich ein PET-CT auf die grüne Wiese stelle und losgelöst von den Konzepten der Therapeuten betreibe, dann könnte dieser Vorwurf durchaus gerechtfertigt sein."
Ist das Neueste auch immer das Beste?
Das sind Fragen, die jeder Patient auch im Kopf haben könnte, und die er auch seinem Arzt, der ihm anbietet mal ein PET oder ein MRT zu machen, auch stellen kann." Ein frommer Wunsch, angesichts der faszinierenden Möglichkeiten? Die Vorstellung, dass die neueste Medizintechnik immer das Bestmögliche ist, ist tief in unseren Köpfen verankert. Gerade deshalb ist es notwendig geworden, genau hinzuschauen, ob das Machbare auch immer sinnvoll ist.
Neue Qualität der medizinischen Versorgung
Marktwirtschaft
mit mehr Wettbewerb: Das soll unser Gesundheitswesen besser und
billiger machen. Deshalb wird es derzeit umgebaut. Dabei wird die
Trennung zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung
aufgehoben.
Lange gab es eine recht strikte Trennung: Auf der einen Seite die
stationäre medizinische Versorgung in den Kliniken, auf der anderen
Seite die ambulante Versorgung. Diese wird von den zahlreichen
niedergelassenen Ärzten geleistet. Das Geld für diese beiden Systeme
kommt von uns Beitragszahlern. Es landet bei den Krankenkassen - und
wird von dort weiterverteilt.
Über 60 Milliarden Euro fließen jährlich aus den Gesetzlichen Krankenkassen in die Krankenhäuser. Noch mal über 27 Milliarden Euro fließen an die niedergelassenen Ärzte - allerdings nicht direkt. Von den Kassen geht das Geld erst an die Kassenärztliche Vereinigung, kurz KV, die dafür die ambulante Versorgung sicherstellt. Von dort wird es an die Ärzte verteilt. Dieses zweigeteilte System verbrauchte viel Geld.
Doch es war nicht nur teuer, es gab auch einen anderen gravierenden Nachteil: Die Versorgung der Patienten litt darunter. Sie wurden zwischen den beiden Versorgungssystemen umständlich hin und hergeschoben, ohne dass auf beiden Seiten der Mauer wirklich Hand in Hand zusammengearbeitet wurde. Um das System zu verbessern, wurde die Mauer deshalb eingerissen: Es gibt keine strikte Trennung mehr zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung, stattdessen eine bessere, schnelle Verbindung zwischen den beiden Systemen.
Über 60 Milliarden Euro fließen jährlich aus den Gesetzlichen Krankenkassen in die Krankenhäuser. Noch mal über 27 Milliarden Euro fließen an die niedergelassenen Ärzte - allerdings nicht direkt. Von den Kassen geht das Geld erst an die Kassenärztliche Vereinigung, kurz KV, die dafür die ambulante Versorgung sicherstellt. Von dort wird es an die Ärzte verteilt. Dieses zweigeteilte System verbrauchte viel Geld.
Doch es war nicht nur teuer, es gab auch einen anderen gravierenden Nachteil: Die Versorgung der Patienten litt darunter. Sie wurden zwischen den beiden Versorgungssystemen umständlich hin und hergeschoben, ohne dass auf beiden Seiten der Mauer wirklich Hand in Hand zusammengearbeitet wurde. Um das System zu verbessern, wurde die Mauer deshalb eingerissen: Es gibt keine strikte Trennung mehr zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung, stattdessen eine bessere, schnelle Verbindung zwischen den beiden Systemen.
Neue Konkurrenz zwischen verschiedenen Anbietern
Die Ärzte können sich aber nicht nur zu solchen recht losen Netzwerken zusammenschließen. Sie können auch ein Medizinisches Versorgungszentrum bilden, kurz MVZ. Dabei legen verschiedene Fachärzte ihre Praxen zusammen und bilden eine Art Poliklinik, wie früher in der DDR. Die MVZ können Verträge mit den Kassen schließen und bekommen von dort ihr Geld. Der Patient hat dann aber nicht mehr "seinen Arzt", sondern nur noch sein Medizinisches Versorgungszentrum, wo sich verschiedene Ärzte um ihn kümmern.
Bestmögliche Versorgung nicht mehr gewährleistet
Das können große Klinikketten sein, aber auch andere Großkonzerne, die sich auf Umwegen in diesen Markt einkaufen. Doch das Ganze hat eine gravierende Nebenwirkung: Nicht der Patient, sondern die Gewinnerwartung steht im Mittelpunkt.Die bestmögliche Versorgung ist deshalb nicht mehr gewährleistet. Trotzdem: Die Umwandlung unseres Gesundheitswesens in einen Gesundheitsmarkt ist nicht mehr aufzuhalten.
Krank aus der Klinik
Patienten
kommen nach Operationen immer früher aus dem Krankenhaus. Manche werden
bereits nach Hause entlassen, obwohl die Wunden noch nicht verheilt
sind oder sie sich nicht alleine versorgen können. Von "Blutiger
Entlassung" sprechen Kritiker. Je früher die Kliniken die Patienten
entlassen, desto mehr Kosten können sie sparen. Bleibt die Gesundheit
der Patienten dabei auf der Strecke?
Patrick G. hatte einen Nabelbruch, der sich nach der Behandlung
entzündete. Fünf Tage nach der Operation wurde er mit einer großen
offenen Wunde am Bauch aus der Klinik nach Hause entlassen. Er sollte
viel liegen und die Wunde täglich von niedergelassenen Ärzten versorgen
lassen. Der 39jährige lief von Arzt zu Arzt, bis er jemanden fand, der
in der Lage und bereit war, die weitere Versorgung zu übernehmen.
Patrick G. fühlt sich im Stich gelassen.
Die Hausärzte hingegen beklagen, dass sie durch die frühzeitigen Entlassungen jetzt Behandlungen übernehmen müssen, die früher in den Bereich der Krankenhausärzte fielen. Hilflose, alleinstehende Patienten müssen sie zu Hause besuchen, um Wunden zu versorgen und Spritzen zu geben. Mehr Geld erhalten sie für die zusätzlichen Leistungen jedoch nicht.
Die Hausärzte hingegen beklagen, dass sie durch die frühzeitigen Entlassungen jetzt Behandlungen übernehmen müssen, die früher in den Bereich der Krankenhausärzte fielen. Hilflose, alleinstehende Patienten müssen sie zu Hause besuchen, um Wunden zu versorgen und Spritzen zu geben. Mehr Geld erhalten sie für die zusätzlichen Leistungen jedoch nicht.
Patienten fallen in Versorgungslücke
Dabei gibt es jedoch besonders unerwünschte Patienten, wie zum Beispiel den Unfallpatienten Christian K., die in eine Versorgungslücke fallen. Mit ihm macht die Klinik ein Minusgeschäft, weil er zu lange braucht, um nach vier Operationen fit zu werden. Seine Pauschale reicht nicht.
Chirurgen und auch Rehabilitations-Ärzte befürchten, dass die Qualität
der Behandlung durch das Fallpauschalen-System in manchen Fällen auf der
Strecke bleibt. Wenn Patienten in die Rehabilitations- Einrichtungen
kommen, dann geht es etwa 40% von ihnen in der ersten Woche noch zu
schlecht, um mit der Therapie beginnen zu können.
Den Einrichtungen fehlt das Personal für eine intensive medizinische Betreuung. Auch Gerd F. war nach seiner Knie-Operation anfangs nicht in der Lage, an der Krankengymnastik der Reha-Einrichtung teilzunehmen und saß nur im Rollstuhl. Der 68jährige fühlt sich aus dem Krankenhaus abgeschoben.
Den Einrichtungen fehlt das Personal für eine intensive medizinische Betreuung. Auch Gerd F. war nach seiner Knie-Operation anfangs nicht in der Lage, an der Krankengymnastik der Reha-Einrichtung teilzunehmen und saß nur im Rollstuhl. Der 68jährige fühlt sich aus dem Krankenhaus abgeschoben.
Tipps und Hilfe für Patienten
Ihre Dokumentation zeigt die Schwachstellen des Gesundheitssystems durch die Fallpauschalen. Wenn Patienten pauschalisiert werden und der wirtschaftliche Anreiz für eine Behandlung größer ist als der qualitative, ist am Ende der Kranke der Leidtragende.
Das Patientenhotel
Immer
mehr Menschen leben allein, gleichzeitig entlassen die Kliniken ihre
Patienten immer früher. Vor diesem Hintergrund hat Christian Theysohn
vom Deutschen Roten Kreuz Vorderpfalz das Patientenhotel realisiert.
Zusammen mit der Hotelleiterin Christine Fuhrmann hat er nun ein halbes
Jahr Erfahrung mit Patienten und Krankenkassen gesammelt.
Langsam wacht sie wieder auf: Vollnarkose und Operation gut überstanden.
Jetzt darf Inge W. noch eine Zeit lang im Patientenbett dämmern. Dann
könnte der Narkosearzt der Ludwigshafener Ambulanzklinik sie schon nach
Hause entlassen. Aber nur, wenn dort jemand 24 Stunden lang auf sie
aufpasst.
Das ist aber ein Problem für Inge W.: "Ich bin ganz alleine, mein Mann ist im Februar verstorben. Und da wäre ich mir allein überlassen, wenn wirklich was wäre, heute Nacht." Eigentlich müsste die 65-Jährige dann noch eine Nacht lang ein teures Krankenhaus-Bett belegen.
Doch der Arzt hat ein Angebot für sie: Einen Ort, der sichere Überwachung bietet, aber weit weg ist, vom freudlosen Klinikambiente. Dr. Jens Schröter von der Narconet Ambulanzklinik bietet ihr eine Übernachtung im "Patientenhotel" an: "Ich habe mir das angeschaut, das ist wirklich sehr schön geworden. Das hat wirklich Hotelcharakter, man kann das gar nicht so richtig als Krankenhaus bezeichnen."
Das ist aber ein Problem für Inge W.: "Ich bin ganz alleine, mein Mann ist im Februar verstorben. Und da wäre ich mir allein überlassen, wenn wirklich was wäre, heute Nacht." Eigentlich müsste die 65-Jährige dann noch eine Nacht lang ein teures Krankenhaus-Bett belegen.
Doch der Arzt hat ein Angebot für sie: Einen Ort, der sichere Überwachung bietet, aber weit weg ist, vom freudlosen Klinikambiente. Dr. Jens Schröter von der Narconet Ambulanzklinik bietet ihr eine Übernachtung im "Patientenhotel" an: "Ich habe mir das angeschaut, das ist wirklich sehr schön geworden. Das hat wirklich Hotelcharakter, man kann das gar nicht so richtig als Krankenhaus bezeichnen."
Krankenschwester in Tarnung
Persönlicher als in einem Hotel
Direkter Anschluss zum Krankenhaus
Der
diskrete Arbeitsraum der Krankenschwester ist quasi die Hinterbühne des
Hotels. Andrea Haase verteilt Medikamente, misst Blutdruck, wechselt
Verbände. Sie fackelt auch nicht lange, den Rettungsdienst in der nahen
Klinik zu rufen. Das Hotel mit 55 Zimmern wirbt mit der hohen Sicherheit
für seine Gäste. Da darf nichts schief gehen: Der Verdacht, ein Patient
hätte besser noch in der Klinik bleiben sollen, darf keinesfalls
aufkommen.
Doris S., Gast des Hotels, hat da gute Erfahrungen gemacht: "Ich bin mal nachts zufällig auf die Nottaste draufgekommen. Ruck zuck, Anruf: Frau S., ist was? Ne, ich hab’ nix! Also, es hat sich sofort jemand gemeldet, und das ist auch ein Vorteil." Doris S. wohnt nach ihrer Hüftoperation schon drei Monate hier. Auch sie wäre zu Hause allein. Hier fühlt sie sich geborgen und versorgt. Ihren freiwilligen Aufenthalt muss sie wohl selbst bezahlen, Kosten: ab 75 Euro pro Nacht. Sie hofft noch, dass ihre Krankenkasse etwas beisteuert, aber das ist unwahrscheinlich.
Die Hotelbetreiber betonen, dass ein Klinikbett mindestens dreimal so teuer ist, wie die Übernachtung in dem umgebauten früheren Pflegeheim. Doch immer noch muss der Arzt nach einer ambulanten OP bei der Kasse im Einzelfall begründen, warum sein Patient weder zu Hause noch in der Klinik übernachten soll.
Patientenhotel ist noch nicht selbstverständlich
Das Patientenhotel ist noch eine Grauzone im medizinischen
Leistungskatalog. Die Kassen verhalten sich abwartend. So ein schmucker
Ort weckt auch Begehrlichkeiten, das weiß auch der Hotelinitiator
Christian Theysohn: "Die Kassen haben sich einfach noch nicht mit dem
Thema dahingehend auseinandergesetzt, dass sie ermittelt haben, wie groß
könnte denn die Kostenschwemme sein, die Antragsschwemme, die da auf
sie zu rollt. Und wir müssen da Überzeugungsarbeit leisten und mit den
Geschäftsführern der Krankenkassen das Thema mal beleuchten, Ärzte mit
am Tisch haben - und dann werden sich die Krankenkassen auch ernsthaft
mit dem Thema auseinandersetzen müssen."
Lücke zwischen Krankenbett und Zuhause
Die meisten Patienten, so Theysohn, würden nach einer ambulanten OP
ohnehin lieber nach Hause zurück. Die Kassen sollten nun bitte ihre
Anforderungen ans Hotel präzisieren: Patientensicherheit, Leistungen,
Kostenrahmen - klare Regelungen müssen her, wann der Aufenthalt
verordnet werden kann. Übernachtungsgast Inge W. hat bis zum Abend kaum
etwas vom Hotel gesehen, aber genug Atmosphäre geschnuppert, um sich ein
Urteil zu bilden: "Ich habe das Gefühl, das ist ein großer Unterschied.
Ich will nicht sagen, dass man in der Klinik nicht auch gut behandelt
wird.
Das hier ist anders, das ist persönlicher." Das Patientenhotel schließt eine Versorgungslücke. Das muss so gestaltet werden, dass nicht neue Kosten für das bereits überlastete Gesundheitssystem entstehen. Jedenfalls ist es ein Versuch, Patienten, die zu Hause niemanden haben, ein gesundheitsförderndes Umfeld zu bieten - weniger Krankenlager, mehr Kurzurlaub.
Doris S., Gast des Hotels, hat da gute Erfahrungen gemacht: "Ich bin mal nachts zufällig auf die Nottaste draufgekommen. Ruck zuck, Anruf: Frau S., ist was? Ne, ich hab’ nix! Also, es hat sich sofort jemand gemeldet, und das ist auch ein Vorteil." Doris S. wohnt nach ihrer Hüftoperation schon drei Monate hier. Auch sie wäre zu Hause allein. Hier fühlt sie sich geborgen und versorgt. Ihren freiwilligen Aufenthalt muss sie wohl selbst bezahlen, Kosten: ab 75 Euro pro Nacht. Sie hofft noch, dass ihre Krankenkasse etwas beisteuert, aber das ist unwahrscheinlich.
Die Hotelbetreiber betonen, dass ein Klinikbett mindestens dreimal so teuer ist, wie die Übernachtung in dem umgebauten früheren Pflegeheim. Doch immer noch muss der Arzt nach einer ambulanten OP bei der Kasse im Einzelfall begründen, warum sein Patient weder zu Hause noch in der Klinik übernachten soll.
Patientenhotel ist noch nicht selbstverständlich
Lücke zwischen Krankenbett und Zuhause
Das hier ist anders, das ist persönlicher." Das Patientenhotel schließt eine Versorgungslücke. Das muss so gestaltet werden, dass nicht neue Kosten für das bereits überlastete Gesundheitssystem entstehen. Jedenfalls ist es ein Versuch, Patienten, die zu Hause niemanden haben, ein gesundheitsförderndes Umfeld zu bieten - weniger Krankenlager, mehr Kurzurlaub.
Krankenhaussterben
Die
Krankenhauslandschaft ist im Umbruch: Kleinere oder ineffiziente Häuser
werden geschlossen, Deutschland droht ein Kliniksterben. Gerade in
strukturschwächeren Regionen sind Städte und lokale Ärzteschaften
gefordert. Welche Alternativen gibt es, um die Versorgungssicherheit der
Patienten weiterhin zu gewährleisten? Einblicke in die aktuelle
Situation zweier Städte, die ihr Krankenhaus verloren haben.
Klinik-Aus in Schramberg
In Schramberg bleibt Verunsicherung, so Passanten: "Kürzlich hatte ich mal nachts so einen Anfall, da dachte ich: Um Gottes Willen, wie komme ich jetzt hier weg." "Meine Mutter hat was gehabt, da musste sie halt nach Oberndorf. Mein Vater kann eigentlich nicht mehr Autofahren, aber wie kommen sie mit dem Bus dorthin?" "Wenn‘s mal pressiert, da bin ich also weg vom Fenster. Wenn ich einen Herzinfarkt kriege, das dauert zu lang, wenn ich da nach Rottweil muss."
Ärzte unter Druck
Fast die Hälfte der Hausärzte hier geht aufs Rentenalter zu, mit 50 zählt Dr. Jürgen Winter zu den jüngeren. Immerhin hat die Situation zu einer Solidarisierung geführt, so der Arzt: "Wir haben uns zusammengesetzt, unterschiedliche Gruppierungen: Ärzte, Stadt, Bürgerinitiative, mit dem Ziel, etwas Neues zu schaffen, was dann mittelfristig eine gewisse Versorgung sichert."
Teamwork als Alternative
Wir wollen die Zusammenarbeit ganz eng machen, wo die Fachärzte in den gleichen Räumen sitzen, die gleichen Apparate nutzen und das gleiche Personal." Das Teamwork würde auch Teilzeitarbeit erlauben, zum Beispiel für Ärztinnen mit Kindern. So etwas macht einen Standort attraktiv. So sehr auch der Verlust noch schmerzt, der Wegfall des Kolosses auf dem Hügel hat neue Energien freigesetzt, sowohl bei Ärzten, als auch bei Bürgern und Politikern.
Für den ebenfalls in Schramberg geborenen Oberbürgermeister Thomas Herzog wäre die Polyklinik ein Schritt, um den Wegfall des Krankenhauses auch emotional zu überwinden: "Wir müssen nach vorne schauen. Also ich denke, dass wir die stationäre Versorgung, dieses Niveau nicht wiederhaben werden, aber wir werden im ambulanten Bereich so gut aufgestellt sein, dass wir die nächsten Jahre beruhigt schlafen können."
Klinik Hechingen: Neue Nutzer gesucht
Doch immer noch gibt es zu viel Leerstand und kein medizinisches Konzept für die große Immobilie, so Adelbert Schmidberger: "Das ist sicher ein stückweit ein Dinosaurier, den wir hier am Hals haben. Wir sind weiterhin auf der Suche und wir wollen auch überregional nochmal die Werbetrommel rühren." Im Innern des "Dinosauriers": Wartehallen für die Patienten, die zum einzigen Arzt wollen, einem Orthopäden, der im Haupttrakt seine Praxis eröffnete.
Dr. Wilfried Gfrörer kam von der Uniklinik und engagierte sich für ein Ärztekollektiv auf dem Hügel. Er hadert aber mit der Verwaltung: Nähere Parkplätze seien erst möglich, wenn mehr Mieter da sind. Was das zur Folge hat, erläutert Dr. Wilfried Gfrörer: "Ich habe überdurchschnittlich viele junge Patienten, und weniger ältere. Also das Patientenkollektiv ist im Vergleich zu Kollegen deutlich jünger geworden. Es kommen einfach Leute, die akut verletzt sind, die nicht diese chronischen Beschwerden haben, weil für die ist es einfach ein beschwerlicher Weg bis hier hoch."
Ärztenetzwerk Zollernalb
Gentest – und dann?
Das
Geschäft mit Gentests boomt, sogar im Internet. "Ihre Lebensqualität
steht in den Genen" - mit solchen Parolen werben Web-Anbieter dafür, das
Genom analysieren zu lassen, um Krankheitsrisiken - vermeintlich
rechtzeitig - erkennen und behandeln zu können. Ein Geschäft mit der
Angst, denn das Online-Genorakel suggeriert: Ob Alzheimer, Diabetes oder
Krebs, für all das gibt es eine Lösung - und sie beginnt mit dem
Gentest.
Dass die Realität oft ganz anders aussieht, erfährt man in Kliniken, die
seriöse Gentests im Rahmen wissenschaftlich fundierter
Patientenbetreuung anbieten. Dort gibt es keinen Test ohne vorherige
ausführliche Beratung und klare medizinische Indikation. Denn einerseits
bergen die Tests zwar die Chance, Krankheiten noch vor ihrem Ausbruch
zu entdecken und zu behandeln, andererseits gibt es für viele dieser
Erkrankungen aber noch gar keine befriedigende Therapie. Viele
Humangenetiker mahnen daher zur Vorsicht im Umgang mit Gentests - denn
das Wissen kann auch eine Last sein.
Wer ist ein "Risikopatient"?
Wenn sich – wie bei Nadja G. - in der Verwandtschaft ein bestimmtes Muster von Krankheitsfällen zeigt. "Meine Mutter ist leider sehr früh schon an Brustkrebs verstorben, da war ich 15-16 Jahre alt", erzählt Nadja G. Seitdem hat sie sich viel damit beschäftigt, und diese schwere Zeit einigermaßen verarbeitet, doch damals litt sie sehr darunter: "Meine Cousine ist dann etwas später verstorben. Da war ich gerade in der Pubertät und man bekommt halt schon große Angst, auch selbst an Krebs erkranken zu können. Da in der Familie sehr viele Krebserkrankungen da waren, war für mich dann auch schnell klar, dass früh eine Gentestung für mich in Frage kommt."
Was sie heute gefasst erzählen kann, quälten sie und ihre Schwester damals sehr: die ständige Angst. Gemeinsam entscheiden sich die beiden für den Test. Ärzte des Brustzentrums Köln nehmen ihnen Blut ab, analysieren ihr Erbgut. 50 Prozent beträgt ihr Risiko, die lebensgefährliche Mutation geerbt zu haben. Nadja erfährt, dass auch sie das gefährliche Gen trägt, ihre Schwester nicht. Auch wenn die Gefahr für sie selbst nicht gebannt ist, ist sie darüber teilweise erleichtert: "Als wir das Ergebnis bekommen haben, war ich in erster Linie schon froh, dass meine Schwester das Gen nicht hat", erzählt sie. "Für mich selber war es so, dass ich es fast vermutet oder befürchtet hatte, dass ich das Gen in mir trage und dann sind für mich schon ganz viele Dinge einfach losgebrochen, wie geht’s jetzt weiter, was sind die nächsten Wege, aber eben auch eine prophylaktische Operation der Brüste war für mich früh Thema, weil ich einfach wahnsinnige Angst vor dieser Krebserkrankung an sich hatte."
Schwieriger Umgang mit dem Testergebnis
Auch für Jürgen R. ist das Testergebnis vor zwei Jahren zunächst ein Schock. Der 45-jährige Schlosser ist ein sportlicher Typ und fühlt sich kerngesund. Er glaubt nicht, von Darmkrebs betroffen zu sein, obwohl sein Vater und seine Großmutter an der Krankheit starben. Alarmiert ist er allerdings, als auch sein Bruder erkrankt. Er lässt sich testen. In seinem Familienstammbaum finden die Ärzte weitere Krebsfälle. Bestätigt sich der Verdacht, beträgt sein Erkrankungsrisiko 80 Prozent. Der Test bringt ihm schonungslose Klarheit: "Im ersten Moment war überhaupt keine Reaktion, das muss man erstmal sacken lassen", beschreibt er seine damaligen Gefühle.
"Das Überraschende war, dass ich tatsächlich diesen Gendefekt habe, ich war ja felsenfest davon überzeugt, dass ich es nicht habe, weil mein Vater und mein Bruder schon wesentlich jünger erkrankt sind und ich für diese Familiengeschichte schon relativ alt bin. Und die 50 Prozent, dass ich es haben könnte, ist in meinem Denken ja doch eher unwahrscheinlich gewesen." Mit der bösen Überraschung will er rational umgehen, möglichst wenig Angst aufkommen lassen, denn die hilft ihm beim Umgang mit dem Testergebnis nicht wirklich weiter. HNPCC heißt die Genmutation, die er geerbt hat. Bei dieser Variante von Darmkrebs operieren die Ärzte erst, wenn sie im Darm Vorstufen von Krebs entdecken.
Prophylaktische OP nicht immer die richtige Lösung
Die Ärzte empfehlen ihr die Entfernung der Brustdrüsen und einen Wiederaufbau der Brust. Durch den Eingriff sinkt ihr Brustkrebsrisiko unter ein Prozent, deshalb ist das Thema Brustkrebs nach der Operation für sie Vergangenheit. Eine radikale Maßnahme - aber für sie die Erlösung von ständiger Angst: "Ich hab immer dieses Gefühl gehabt, dass so ein Damoklesschwert über mir hängt, das mich früher oder später trifft. Von daher hab ich mir dann überlegt, wie ich mich selbst schützen kann und mir selbst die Angst nehmen kann. Ich hab mich für eine Operationsmethode entschieden, die die Brust mit Eigengewebe wieder aufbaut.
Und ich bin total glücklich und zufrieden, wie’s geworden ist." Arztbesuche sind für sie seitdem kein Grund mehr zu zittern. Ihr Mann und ihre Familie haben ihr von Anfang an auf ihrem Weg beigestanden. Vor allem das half ihr, mit dem Testergebnis umzugehen und die für sie richtige Entscheidung zu treffen.
Die Last der Ungewissheit
Ich genieße das Leben jetzt noch mehr, ich nehme mir mehr Zeit für meine Hobbys, für meinen Sport, ich gönne mir mehr. Am meisten macht es mir eigentlich zu schaffen, dass meine Kinder diesen Gendefekt haben könnten, aber ich würde trotzdem jederzeit wieder den Test machen lassen." Denn auch wenn der Test ihm keine Erleichterung brachte, so bietet er ihm trotzdem eine Chance – möglichst viel für sich zu tun und damit weiterhin gesund zu leben.
Zusatzinfos (Fachausdrücke, Erklärungen):
Der Berufsverband deutscher Humangenetiker e. V. (BVDH) führt eine Liste genetisch bedingter Erkrankungen, die im deutschsprachigen Raum in entsprechenden Einrichtungen gegenwärtig mittels DNA-Analyse untersucht werden können. Seriöse Humangenetiker empfehlen Gentests nur bei ganz klar definierten Risiko-Konstellationen und spezifischen Häufungen von Erkrankungen im familiären Umfeld. Ein Gentest ist nicht für jedermann sinnvoll und für viele Ratsuchende nicht etwa die Lösung am Ende eines Leidenswegs, sondern oft erst der Anfang einer tiefer gehenden Auseinandersetzung mit einer potentiellen Erkrankung.
Oft wirft der Test mehr Fragen auf, als er beantwortet. Umso wichtiger ist für Test-Anwärter eine kompetente ärztliche Betreuung und Beratung.
BRCA1/BRCA2: (= BReast CAncer 1 und 2) sind menschliche Gene, die zur Klasse der Tumorsuppressorgene (= der tumorunterdrückenden Gene) gehören. In manchen Publikationen werden BRCA 1 und 2 auch als Brustkrebsgene bezeichnet. Die Mutation der Gene erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Tumorbildung, insbesondere für Brustkrebs (Mammakarzinom), Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) und Prostatakarzinom.
In Deutschland erkrankt etwa jede 10. Frau und etwa jeder 1.000. Mann im Laufe des Lebens an einem Mammakarzinom. Brustkrebs gehört damit bei Frauen zu den häufigsten Krebserkrankungen. Während die Mehrzahl der Brustkrebsfälle ohne erkennbaren erblichen Hintergrund auftritt, lassen sich fünf bis zehn Prozent aller Mammakarzinome auf eine genetisch bedingte Veranlagung zurückführen. Schätzungsweise zwei Drittel der erblichen Fälle können durch Mutationen in einem der beiden Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 erklärt werden.
HNPCC: ist die häufigste erbliche Darmkrebsform. Das H steht für hereditär und bedeutet, dass es sich um eine vererbbare Krankheit handelt. NP steht für "nicht Polyposis" und soll dazu dienen, die Erkrankung von einer anderen Form des erblichen Darmkrebs zu unterscheiden - und zwar von der FAP - der Familiären adenomatösen Polyposis.
Bei der FAP entwickeln die Betroffenen hunderte bis tausende kleiner Polypen im Darm, also gutartige Gewebevermehrungen der Darmschleimhaut. Grundsätzlich kann jeder Polyp zu einem bösartigen Tumor heranwachsen. Im Unterschied zu FAP-Patienten haben HNPCC-Patienten in der Regel aber nur einzelne Polypen. CC steht für kolorektales Karzinom, also eine Krebserkrankung des Dick- und Enddarms.
Die Versprechen der personalisierten Medizin
Seit
einiger Zeit macht ein neues Schlagwort im Gesundheitswesen die Runde:
"personalisierte Medizin". Aber ist das tatsächlich etwas Besonderes? An
der Uniklinik Greifswald wurde ein ambitioniertes Studienprojekt
gestartet. 6.000 Bluthochdruck-Patienten sollen untersucht werden.
Haben Ärzte nicht schon immer versucht, ihre Patienten persönlich zu
behandeln? Nur bedingt!
Bluthochdruck als Krankheitssymptom zum Beispiel, kann viele verschiedene Ursachen haben. Starre Blutgefäße oder ein Engpass in der Niere. Bei der Wahl der Medikamente beziehen sich die Ärzte aber häufig gar nicht auf diese Ursachen, weil sie in der Regel unbekannt sind. Die Ärzte gehen nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" vor, so lange, bis das passendste Medikament gefunden ist. Mit der personalisierten Medizin soll sich das ändern.
Bluthochdruck als Krankheitssymptom zum Beispiel, kann viele verschiedene Ursachen haben. Starre Blutgefäße oder ein Engpass in der Niere. Bei der Wahl der Medikamente beziehen sich die Ärzte aber häufig gar nicht auf diese Ursachen, weil sie in der Regel unbekannt sind. Die Ärzte gehen nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" vor, so lange, bis das passendste Medikament gefunden ist. Mit der personalisierten Medizin soll sich das ändern.
Volkskrankheit Bluthochdruck
Das erhoffen sich auch der Sozialmediziner Prof. Wolfgang Lieb und der Kardiologe Dr. Marcus Dörr. Sie gehören zu den Wissenschaftlern, die die ambitionierte Studie mit dem Namen Gani-Med durchführen. Um die dringend benötigten Fortschritte bei der Behandlung der Volkskrankheit Bluthochdruck zu erreichen. Der Kardiologe Dörr sagt zum Ziel der Studie: "Bei den meisten Patienten ist es so, dass man die wirkliche Ursache des Bluthochdrucks gar nicht kennt. Man behandelt aber trotzdem alle Patienten mit ähnlichen Methoden, mit gleichen Medikamenten.
Nun ist es so, dass verschiedene Patienten unterschiedlich auf die Medikamente reagieren: Da ist die Spannbreite von gutem Ansprechen über gar keine Reaktion – oder sogar schwere Nebenwirkungen. Diese Unterschiede näher zu beleuchten und aufzuklären, das ist die Aufgabe der personalisierten Medizin."
Gezielte Heilung durch personalisierte Medizin?
Es ist fast grotesk, denn eine sehr grundlegende Tatsache wird bei der
pharmazeutischen Therapie bisher oft nur unzureichend gewürdigt: Die
Menschen unterscheiden sich voneinander. Nicht nur äußerlich, im
Gesicht, in Größe und Gewicht, auch in Alter und Geschlecht, in ihrem
Lebensstil, den Ernährungsgewohnheiten und im Stoffwechsel. Und Menschen
unterscheiden sich in ihren Genen, also in in der Veranlagung für
Fehlfunktionen und Krankheiten. Das alles beeinflusst die Wirkung von
Medikamenten.Die personalisierte Medizin versucht, dem Rechnung zu tragen, erklärt Prof. Lieb: "Patienten, die ein klinisch einheitliches Krankheitsbild haben, wie den Bluthochdruck oder die Herzinsuffizienz, können in Wahrheit ganz unterschiedliche Krankheitsmechanismen haben und Krankheitsursachen. Und durch unsere umfangreichen Untersuchungen möchten wir versuchen, diese Subgruppen herauszuarbeiten. Damit wir die Patienten zielgenauer behandeln können."
Einteilung der Patienten in Gruppen
Ziel der Studie: Individuelle Behandlungsmethoden
Wir erhoffen uns, dass man aus diesen speziellere Informationen über die Erkrankungen erhält, so dass wir sie auch spezifischer behandeln können." Auch Thomas Krogul macht bei "Gani-Med" als Proband mit. Allerdings ist er soweit völlig gesund. Er gehört zur gesunden Kontrollgruppe, deren Eiweißspektrum in Blut und Urin zum Vergleich ebenfalls gecheckt wird.
Hat er keine Angst, dass bei ihm dadurch zufällig eine böse Krankheit entdeckt wird? "Angst würde ich das nicht nennen. Es ist eigentlich ganz interessant. Es kann ja auch gut sein, wenn der Arzt später sagt, 'hören sie mal zu, da liegt was bei ihnen im Argen' oder 'da müsste man mal was machen'. Weil man dann ja auch mit dem Arzt zusammen tätig werden kann. Und wenn es unentdeckt bleibt, dann kann es ja auch zum Nachteil sein."
Ein Kühlroboter speichert Millionen von Daten
"Und wenn uns das gelingt, dann wird es uns wahrscheinlich auch möglich sein, Krankheitsprozesse zu einem früheren Zeitpunkt zu detektieren und zielgenauer zu behandeln", erklärt Sozialmediziner Wolfgang Lieb. Wenn sich die personalisierte Medizin wie geplant entwickelt, dann werden wir in Zukunft kopfschüttelnd auf die heutige Medizin zurückblicken, und denken: Wie konnte man nur so viele Medikamente verschreiben und gleichzeitig so wenig verstehen, wie und warum und wogegen sie eigentlich wirken.
Personalisierte Krankheiten - ein neues Geschäftsmodell?
"Personalisierte
Medizin" wird derzeit in der Krebstherapie stark propagiert. Die
Therapie soll damit endlich erfolgreicher werden. Prof. Wolf-Dieter
Ludwig, Leiter der Krebsmedizin im Berliner Helios-Klinikum und
Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, ist
da sehr skeptisch.
Prof. Ludwig arbeitet seit dreißig Jahren in der Krebsmedizin und
behandelt Tumorpatienten. Immer wieder gab es vollmundige Ankündigungen
für echte Fortschritte in der Behandlung von Tumoren.
Doch auch wenn das wissenschaftliche Verständnis der Tumoren in dieser Zeit beträchtlich vorangekommen ist, so ist es nach Ansicht von Experten nicht gelungen, diese Erkenntnisse in wirklich bessere medikamentöse Therapien umzusetzen. Doch jetzt kündigen Pharmakonzerne eine neue Strategie an.
Doch auch wenn das wissenschaftliche Verständnis der Tumoren in dieser Zeit beträchtlich vorangekommen ist, so ist es nach Ansicht von Experten nicht gelungen, diese Erkenntnisse in wirklich bessere medikamentöse Therapien umzusetzen. Doch jetzt kündigen Pharmakonzerne eine neue Strategie an.
Gewinnchancen für Pharmakonzerne
Personalisierte Medizin als Geschäftsstrategie?
Und zwar so: Normalerweise muss ein neues Krebsmedikament gegen die Standardtherapie antreten. Mit einer großen Zahl von Probanden in aufwändigen Studien. Die neue Therapie muss mindestens ebenso gut wirken wie die Standardtherapie - möglichst besser. Diesen Nutzen nachzuweisen ist teuer.
Aufwändige Tests entfallen
Außerdem soll die personalisierte Medizin das Image der Chemotherapie aufpolieren. Die Zellgifte haben schwere Nebenwirkungen und bringen bei vielen Krebsarten im Schnitt nur Wochen oder wenige Monate mehr Lebenszeit. Bisher gleicht die Therapie zudem oft einem Glücksspiel. Es gibt Mittel, die wirken nur bei einem Zehntel der Kranken. Die weitaus meisten Patienten spüren nur die Nachteile. Die Hersteller versprechen die Erfolgsrate zu verbessern.
Noch vor der Behandlung soll der Krebs genauer charakterisiert, eben personalisiert und dann mit dem geeigneten Mittel bekämpft werden. Tatsächlich können Proben aus einer Biopsie des Tumorgewebes per Gentest analysiert werden, sagt auch Prof. Ludwig. Findet sich im Tumor ein bestimmtes Gen, ein sogenannter Biomarker, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Tumor auf eine bestimmte Chemotherapie reagiert. Soweit die Theorie.
Teure Therapien halten nicht, was sie versprechen
Die Versprechen der Pharmabranche also nur heiße Luft? Prof. Ludwig jedenfalls ist mehr als skeptisch: "Es wird uns möglicherweise gelingen, anhand der Biomarker einzelne Untergruppen zu identifizieren, damit werden wir aber nicht die Tumorerkrankung endgültig besiegen. So dass letztlich das Versprechen, dass eine biomarkerbasierte Medizin einen großen Fortschritt bringt, derzeit nicht realisiert wurde." Personalisierte Medizin - eine PR-Strategie. Trotzdem geht das Geschäftsmodell "personalisierte Medizin" offenbar auf. Die Hersteller dürfen Medikamente teuer verkaufen, deren Nutzen oft kaum nachweisbar ist.
(... 1/5 aller Patienten sind älter als 60 Jahre und erhalten 4/5 aller auf dem Pharmazeutischen Markt vorhandenen und angebotenen Medikamente ... fragt sich nur noch wie hoch der Gewinn der Pharmakonzerne ist und wie hoch der gesundheitliche Schaden ...)
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