Freitag, 29. Juni 2007

28.06.2007 16:25 Uhr t
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Schleswig-Holstein

Zwei Kraftwerke stehen still

Im Atomkraftwerk Krümmel im schleswig-holsteinischen Geesthacht ist ein Brand ausgebrochen. Der Reaktor wurde aus Sicherheitsgründen heruntergefahren. Kurz zuvor war auch das Kraftwerk Brunsbüttel abgeschaltet worden - wegen einer Überlastung des Netzes.

AKW Krümmel
Atomkraftwerk Krümmel: Mehr als hundert Feuerwehrleute waren mit dem Löschen des Feuers beschäftigt.
Foto: dpa


Im Atomkraftwerk Krümmel in Geesthacht östlich von Hamburg ist ein Feuer ausgebrochen.

In einer großen Trafostation habe sich Kühlflüssigkeit entzündet, teilte ein Feuerwehrsprecher mit. Eine Gefahr für den Nuklearbereich des größten Siedewasserreaktors der Welt bestand nach Angaben des Betreibers Vattenfall Europe aber zunächst nicht.

"Es erfolgte eine automatische Schnellabschaltung, weil der Reaktor vom Netz getrennt wurde", sagte der Sprecher von Vattenfall Europe, Ivo Banek.

Am frühen Nachmittag war zuvor bereits das Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Unterelbe nach einem Kurzschluss in einer Schaltanlage heruntergefahren und vom Netz getrennt worden. Wann Krümmel wieder ans Netz gehen kann, war nicht bekannt.

Keine erhöhte Radioaktivität

Verletzte hat es nach Feuerwehrangaben bei dem Brand in Krümmel nicht gegeben. "Es sah dramatischer aus, als es offenbar war", sagte ein Sprecher der Feuerwehr Geesthacht. Nach Berichten von Augenzeugen hüllten riesige schwarze Rauchwolken das Atomkraftwerk ein. Über die Trafostation wird der Strom in das Netz eingespeist.

Weil die Station von dem eigentlichen Kraftwerk getrennt sei, habe keine Gefahr bestanden, sagte der Vattenfall-Sprecher. Nach Ansicht der Umweltorganisation Greenpeace hätte sich der Brand aber auch über Kabeltrassen in den Reaktor ausbreiten können. Es habe daher eine Gefahr bestanden.

Eine Messung ergab keine erhöhte Radioaktivität in der Umgebung. "Wir haben mit einem Geigerzähler einen schnellen Test gemacht, um erste Anhaltspunkte zu bekommen", sagte Greenpeace-Experte Thomas Breuer. "Wir konnten keine erhöhte Radioaktivität feststellen."

Das Kraftwerk Krümmel liefert nach Angaben des Betreibers Vattenfall Europe rund 30 Prozent des in Schleswig-Holstein erzeugten Stroms. Die Anlage lief mit voller Leistung, als der Brand ausbrach. Die Abschaltung habe aber zu keinerlei Stromausfällen geführt. Über das europäische Verbundnetz könnten solche Ereignisse ausgeglichen werden, sagte Banek.

Grünen fordern sofortige Aufklärung

Wie es zu dem Feuer kam, war zunächst unklar. Gut hundert Feuerwehrleute bekämpften den Brand mit Schaum. Das Atomkraftwerk Krümmel war 1984 nach zehnjähriger Bauzeit in Betrieb genommen worden. Es produziert pro Jahr etwa 10,5 Milliarden Kilowattstunden Strom.

Schon kurz nach dem Bekanntwerden des Zwischenfalls setzte die politische Diskussion ein. "Ich fordere sofortige und umfassende Aufklärung des Brandes. Der Vorfall darf nicht heruntergespielt werden", sagte der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer. Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner (SPD) bekräftigte die Grundsatzhaltung seiner Partei, am beschlossenen Atomausstieg strikt festzuhalten.

Nach dem Jahresbericht des Bundesumweltministeriums hat es 2006 die meisten "meldepflichtige Ereignisse" - nämlich 15 - im Kernkraftwerk Krümmel gegeben. Meldepflichtig sind auch schon kleine Zwischenfälle wie der zeitweilige Ausfall von Pumpen oder Stromsystemen.

Immer wieder wurde über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Radioaktivität und der in der Umgebung von Geesthacht festgestellten Häufung von Leukämie-Erkrankungen diskutiert.


...und direkt hinterher die Forumdiskussionen....:

28.06.2007 17:27:03
germanbureau: Keine Gefahr!

Wie gut, dass für den Nuklearbereich keine "Gefahr" besteht (würden wir's überhaupt erfahren???)
Dann kann man uns ja weiterhin verkaufen, mit Atomkraftwerken sei der angebliche Klimawandel aufzuhalten....
Dank an die SZ, dass endlich einmal die Leukämie-Fälle wenigstens erwähnt werden!


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