Nach dem Cooper-Test, den ich nur läuferisch, aber nicht schriftlich bestanden habe, ruft mich der Staffelleiter (?) an, ob ich nicht zum Abschluss der Saison einen anderen Schiri vertreten kann. Kein Problem, also pfeife ich das letzte Spiel letzten Sonntag. Borussia Brand vs. Donnerberg (Stolberg). Das Ergebnis ist phänomenal - 12:0 für Borussia Brand. Diese A-Jugendspieler sind auch schon in eine leistungsstärkere Gruppe aufgestiegen. Deren sehr junger Trainer ist ein ehemaliger Torwart, der auch schon mal bei der Alemania gespielt hat, und auf Grund einer Knieverletzung seine Sportkarriere auf Leistungsebene beenden musste. Auf jeden Fall hat er seine Jungens sehr gut eingestellt.
Nach dem Spiel lobe ich auch den kleinen Stürmer von der Verlierermannschaft, der mir besonders gut gefiel. Da höre ich nur von dem Gasttrainer und den anderen Spielern: "Ja, das ist ein kleiner Satan" und das Gelächter klingt jetzt noch in meinen Ohren. Auch ein lobendes Wort für den Torwart, der 12 Packungen bekommen hat, habe ich übrig...sein Trainer scheint aber nicht ganz glücklich zu sein: "Ja, der ist aber kein Stammtorwart, eigentlich nur Feldspieler"...wow...dafür hat der aber zwei Bälle rausgefischt, das normalerweise nur gelernte Torwarte schaffen...ich glaube, nur einen Ball hat er durch sein Verschulden hineingelassen, war aber auch ein tückischer Aufsetzer.
Der Lauftest hat gut getan, ich merke, dass ich immer besser auf Ballhöhe bin. Besonders die schnellen Konter von einem Tor zum anderen nutze ich, um Sprints zu üben. Manchmal stehe ich ganz alleine mit einem Angreifer, einem Verteidiger und dem Torwart auf fast gleicher Höhe.
Nach dem Spiel treffe ich sogar einen anderen Schiri-Kollegen, der um 15h ein Abstiegsspiel in der Kreisklasse B leiten muss. Keine Frage: Abstiegs- und Relegationsspiele sind die spannendsten...ein Relegationsspiel habe ich auch mal geleitet, da war ich aber noch etwas grün hinter den Ohren. Ich kann mich noch genau an dieses Spiel erinnern.
Da war ich noch "Jungschiedsrichter" und musste in Alsdorf/Duffesheide pfeifen. Es ging darum, ob die Gastmannschaft (der Name ist mir entfallen) mit einem Sieg aufsteigt oder nicht. Bei diesem Spiel waren auch mal mehr als nur eine handvoll Zuschauer anwesend, das habe ich an der lauten Zuschauerkulisse gemerkt. Das Spiel war absolut der Hit: schnell, viel Gemecker, einige gelbe Karten und Diskussionen ohne Ende. In der zweiten Halbzeit habe ich mir dann beide Spielführer zur Seite genommen und gesagt: wenn das hier so weiter chaotisch läuft, dann kann ich auch ganz anders. Das hat gewirkt: zwar wurde fleißig weiter gemeckert, aber wenigstens war Spielfluss drin. Und irgendwann stand es auch noch 2:0 für Duffesheide, die Gastmannschaft war also meilenweit vom Aufstieg entfernt.
Und dann kam ein Satz, den ich bis zum Sterbebett im Kopf behalten werde. Da ruft doch der Gasttrainer laut und deutlich quer über den Platz zu seinen Spielern: "Jetzt könnt ihr zeigen, ob ihr Männer oder Memmen seid". Und siehe, sie wurden zu Männern, die das Spiel umgedreht und mit 3:2 gewonnen haben. Manchmal werden dann aus gestandenen Männern wieder Kinder, die die ein oder andere Freudesträne nicht unterdrücken können.
Das ist also mein Fußball, alle Emotionen konzentrieren sich manchmal nur in einem einzigen Tor, und manchmal können sogar 0:0 spannend sein. Auch wenn ich in einigen Sportvereinen war, so ist mittlerweile Fußball meine Lieblingsmannschaftssport.
Insgesamt fand ich diese Saison sehr spannend, vor allen Dingen, weil ich Sonderstaffel pfeifen durfte, also noch über der Leistungsklasse. Und dort war SV-Eilendorf mit null Niederlagen die herausragende Mannschaft dieser Saison!
Ich mag meine A-Jugendspieler, aber bald möchte ich doch noch in die höheren Klassen kommen. Deshalb fange ich mit den Leistungsprüfungen an, vor denen ich mich immer gescheut habe, wie der Teufel das Weihwasser ;-) Sollte ich höher kommen wollen, muss ich noch dieses schreckliche Loch der Kreisklasse C überwinden, die kein Schiedsrichter so gerne mag.
Wie soll man diese Chaos-Liga beschreiben. Am besten so: Deutsche, Ausländer, A-Jugendspieler, die den Sprung in die höheren Ligen noch nicht geschafft haben, reaktivierte Spieler aus den "Alt-Herren-Kadern", Halbinvalide und Kneipenfreunde mit leichtem Bierbauch laufen wie irre über den grünen Rasen. Sie misshandeln den Ball und meckern von der ersten bis zu letzten Minute, dennl zu Hause müssen sie den Mund, weil die Freundin oder die Ehefrau die Hosen an hat. Und eins ist sicher wie das Amen in der Kirche: der beste Freund ist nicht der Schiri, und auch nicht der Ball - es ist das kühle Blonde vor und nach dem Spiel ;-)
In diesem Sinne: Prost !
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