Allbelebende, säumst? ach! und ihr heilt sie nicht,
Mächt'ge Lüfte des Aethers,
Nicht ihr Quellen des Sonnenlichts?
Alle Blumen der Erd', alle die fröhlichen,
Schönen Früchte des Hains, heitern sie alle nicht
Dieses Leben, ihr Götter!
Das ihr selber in Lieb' erzogt? -
Ach! schon athmet und tönt heilige Lebenslust
Ihr im reizenden Wort wieder wie sonst und schon
Glänzt das Auge des Lieblings
Freundlichoffen, Natur! dich an.
Mächt'ge Lüfte des Aethers,
Nicht ihr Quellen des Sonnenlichts?
Alle Blumen der Erd', alle die fröhlichen,
Schönen Früchte des Hains, heitern sie alle nicht
Dieses Leben, ihr Götter!
Das ihr selber in Lieb' erzogt? -
Ach! schon athmet und tönt heilige Lebenslust
Ihr im reizenden Wort wieder wie sonst und schon
Glänzt das Auge des Lieblings
Freundlichoffen, Natur! dich an.
* der Autor Friedrich Hölderlin: geb. am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, besucht Klosterschulen in Denkendorf u. Maulbronn, dort bereits erste dichterische Versuche, beeinflusst von Christian Daniel Schubart, Edward Young, Friedrich Gottlieb Klopstock und Friedrich von Schiller, anschließend Theologiestudium in Tübingen, verfasst
anfangs Hymnen die unter dem Eindruck intensiven Naturerlebens stehen, später mischen sich, resultierend aus den Ereignisen der Franz. Revolution, unterstützt von seinen Freunden Schelling und Hegel, zu dem idealistisch-politische Töne in seine Dichtung, 1790 Magisterexamen, 1794 Begegnung mit Schiller, Hofmeister bei Charlotte von Kalb in Weimar, 1796 Hauslehrer bei dem Frankfurter Bankier Gontard, tiefe Zuneigung zu dessen Frau Susette, 1798 Bruch mit den Gontards, es folgen Jahre rastloser Wanderschaft u. innerer Unruhe, 1807 wird er nach einjährigem Aufenthalt in der Tübinger Heilanstalt als unheilbar entlassen, die restlichen vier Jahrzehnte seines Lebens fristet er geistig umnachtet unter der Obhut einer Tischlerfamilie, er stirbt am 7. Juni 1843 in Tübingen.
Lieber Hölderlin, von welcher Natur sprichst du - von der, die wir als verbrannte und verseuchte Erde unseren Kindern hinterlassen ? Auch sehe ich keine Blumen in den zubetonierten Städten, Metropolen, Industrieanlagen und zerstörten Dörfern dieser Welt. Verzeih mein Freund, du hast ja noch vor der "industriellen Revolution" gelebt => und auch diese "Revolution frisst ihre Kinder !"
Hoffentlich bald im Sommer, nehme ich dich mit zum Rursee in einem Sportruderboot, und dann darfst du am Bug sitzend die "Lüfte des Aethers", die "Quellen des Sonnenlichts" und das "kühle Nass" genießen, vorbei sind dann deine 40 Jahre geistiger Umnachtung !
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen