WestART am Sonntag
Kulturmagazin
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Gäste:
- Ferdinand von Schirach, Rechtsanwalt (Strafverteidiger)
- Brigitte Regina Strehl, ehemalige Ärztin in einer Justizvollzugsanstalt;
- Volker Wiedeck, Gründer der "Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt";
- Andrea Breth, Theaterregisseurin;
- Hans-Ludwig Kröber, Kriminalpsychiater.
Täglich berichten die Medien über Verbrechen, von Bagatelldelikten bis zu Gewaltverbrechen. Wir reagieren darauf mit Angst und Abscheu, aber auch mit Interesse.
- Themen wie Schuld und Strafe, Täter und Opfer, Gesetze und Prozesse beschäftigen uns.
- Doch was verbirgt sich hinter Schlagzeilen, Kriminalstatistiken und spektakulären Fällen?
- Was ist ein Verbrechen und wer definiert Unrecht?
- Wie wird man kriminell? Wie hoch muss eine Strafe sein?
- Muss man zwischen moralischer und juristischer Schuld unterscheiden?
- Wie viele Chancen darf ein Straffälliger bekommen?
- Wie leben Menschen hinter Gittern?
(Quelle: tvtv.de, WDR)
Notizen:
Ferdinand von Schirach
- sehr konzentriert
- hat ein Buch herausgegeben (13 Straffälle ?)
- sieht auch die Notwendigkeit, nach einem Strafprozess, bessere Konzepte für die Opfer zu entwickeln
- darf über seine Straffälle ein Roman schreiben, wenn keine Originalnamen etc. genannt werden (?)
- Man muss kein böser Mensch sein, um böse Taten zu begehen (Zitat)
- altes Prinzip: 80 % der Straftäter halten sich für unschuldig (schlechter Richter, schlechte Zeugen, ungerechtes Verfahren etc.)
- hat 16 Jahre als Ärztin im Gefängnis gearbeitet !
- alle, sowohl Insassen als auch Justizvollzugsbeamte werden mal krank
- es gelten die gleichen Standards wie für "draußen" = es ist sogar verschärft: ein Insasse, der sich, der sich nicht behandeln lassen will, muss trotzdem immer wieder untersucht werden
- hat parallel Psychotherapie gelernt
- sieht auf großer Breite insgesamt keinen Besserungserfolg für Insassen, dazu fehlt einfach Geld für Personal, die sich um ein Sozialisations- und Resozialisierungsmaßnahmen kümmern könnten
- es gibt teilweise stündliche "Lebendkontrolle" (erinnert mich an den Dienst in der geschlosenen Psychiatrie)
- nur wenige Momente, wo sie sich unwohl gefühlt hat: wenn Patienten in der Zellen untersucht werden sollen = Zellen sind sehr eng
- bei jeder Visite, ist eine zusätzliche Kraft anwesend
- hat ein Buch herausgegeben
- beschäftigt sich mit allen Charakteren eines Theaterstücks
- klär den Moderator ein ums andere auf: "Nein, das ist keine Komödie, sondern ein Lustspiel !"
- Goethe hat eine Untat begangen, indem er ein Stück von Kleist vernichtet hat ???
- Dramaturgie entsteht dann, wenn verschiedene Meinungen und Charakteren aufeinanderstoßen
- kann sehr gut die Charakteren analysieren
- Heinrich Kleist: Der zerbrochene Krug
- hat nach der Ermordung seiner Tochter die Stiftung "Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt" ins Leben gerufen
- hat noch zwei weitere Töchter
- (der Täter: "Es hätte an diesem Tag jede Frau/Mädchen treffen können !")
- war schon vorher 20 Jahre im Jugendbereich tätig
- wollte sich nicht verstecken
- ein "Opferbeauftragter" hat der Familie geholfen, sich auch gegen Journalisten/Reporter, die teilweise die Privatsphäre auf's Gröbste verletzt haben, zu schützen - einmal musste sogar die ganze Straße im Wohnort gesperrt werden
- sagt ganz klar, dass Menschen ab einem gewissen Alter für ihr Handeln verantwortlich sind (egal ob geistig minderbemittelt oder nicht !)
- räumt aber ein, juristisch nicht ausgebildet zu sein
Hans-Ludwig Kröber
- hat u.a. über Christian Klar ein Gutachten erstellt
- stellt Gutachten über Strafgefangen aus (können sie entlassen werden, stellen sie eine Gefahr für die Gesellschaft dar ?)
- ebenfalls Teilfazit: es fehlt im Strafvollzug überall Geld, aber auch Konzepte nach der Verurteilung sowohl für Opfer (inkl. Familie) als auch für den Täter
- es ist nicht immer leicht, zwischen Schauspielerei und wahrer psychischer Verfassung eines Strafgefangen zu unterscheiden !
Fazit:
- hochinteressante Sendung, ruhig, keine Profilneurosen der Gäste
- ein paar Infos vorab erhalten durch Gefängnispfarrer E?, durch Justizvollzugsbeamten aus dem Trompetenverein + einige Visiten durch Baupläne (Justizgebäude + Vollzugsanstalt)
- es wird kein Hehl daraus gemacht, dass das Rechtssystem sich erst mal voll auf den Täter konzentriert, weil man ein Urteilspruch fällen muss = danach bleiben aber Konzepte für Täter und Opfer oft auf der Strecke, weil das Geld fehlt !
- die meisten Täter sind nicht bösartig, sondern getrieben und wenn man so will: dumm, verantwortungslos und leichtfertig gewesen !
- Gefängnisse sind immer ein Spiegel der Gesellschaft
- je besser die Sozialisierung bzw. Resozialisierung klappt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Insasse, der z.B. nach 5 Jahren aus dem Gefängnis kommt, nicht rückfällig wird !
- teilweise sind U-Häftlinge psychisch gefährdeter als diejenigen, die ihre Haft antreten müssen, da im ersten Moment alles neu für sie ist !
- ...
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