Montag, 21. Dezember 2009

Habe ich ein Nein-Gefühl ?

entnommen aus:

Rheinische Post

Dienstag 8. Dezember 2009

von Wiltrud Wolters


Zitat:

Das Theaterstück "Mein Körper gehört mir !" der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnarbrücks soll dazu beitragen, Hemmschwellen zu überwinden und Kinder stark zu machen. In Waldniel wurden jetzt rund 150 Eltern informiert.

Schwalmtal
Sexueller Missbrauch an Kindern ist ein gesellschaftliches Tabuthema. Nach wie vor tun sich Erziehungsberechtigte schwer, dahingehend Kinder vorbeugend zu erziehen. Das Theaterstück "Mein Körper gehört mir!" der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnarbrück soll dazu beitragen, Hemmschwellen zu überwinden und Kinder stark zu machen. In allen Grundschulen der Gemeinden Schwalmtal und Niederkrüchten wird das Projekt seit Jahren erfolgreich umgesetzt, auch aktuell wieder.

"Sexueller Missbrauch passiert nicht plötzlich. Häufig findet das im Nahbereich des Kindes statt. Doch Kinder brauchen bis zu sieben Versuche, ehe sie gehört werden. Ihnen fehlen oft die Worte oder es wird ihnen nicht geglaubt", erklärte Anna Jansen von der Frauenberatungsstelle Viersen in der Achim-Besgen-Halle in Waldniel.

Rund 150 Eltern von Grundschulkindern der dritten und vierten Klassen sowie Lehrer aus Schwalmtal und Niederkrüchten versetzten sich bei der begleitenden Informationsveranstaltung wieder in die Kinder hinein und erlebten, wie und wo ihren eigenen Kindern sexueller Missbrauch begegnen kann.

Unangenehme Situationen
Constanze Brüning und Achim Büchner spielten alltägliche Situationen, die für jedes Kind brenzlig werden könnte. Sie zeigten
  • den Mann, der im Bus den Arm um das Mädchen legt,
  • den Nachbarn, der dem Jungen einen Tennisschläger schenkt, ihm den Aufschlag erklärt und ihm dabei an den Po fasst
oder
  • den Fremden, der im Auto sitzend seinen Penis entblößt,
und sogar
  • den potentiellen Schulfreund aus dem Chatroom, der das Kind in den Stadtpark lotst.
Auch die Kinder tun sich schwer, über solche Szenen zu sprechen. Sie entwickeln ein "Nein-Gefühl", das sie loswerden müssen.

Die Eltern erlebten an diesem Abend sehr anschaulich, was die Kinder wahrnehmen und wie sie reagieren. Sie sollen
  • laut schreien
  • weglaufen
  • mit jemanden sprechen
und
  • zur Polizei gehen.

Drei Fragen Fremden gegenüber sollen sich den Kindern einprägen:
  • Habe ich ein Ja- oder ein Nein-Gefühl ?
  • Weiß jemand, wo ich bin ?
  • Bekomme ich Hilfe, wenn ich sie brauche ?

Sobald auch nur eine Frage mit Nein beantworten, sollten sie
  • entsprechende Situationen,
  • Einladungen,
  • Versprechen
ablehnen.


Kinder dürfen Nein sagen - auch zum ungewollten Küsschen. Sie sollen selbst entscheiden, wann sie satt oder müde sind und wer sie anfassen darf. Gesa Brauer-Ebner vom Kommisariat Vorbeugung in Viersen und Anna Jansen forderten die Eltern auf, ihre Kinder zu ermutigen, klar zu äußern, wie sie fühlen.

Gemeinsam mit den Gleichstellungsbeauftragten Dietlind Bielefeld aus Schwalmtal und Marion Robens aus Niederkrüchten erläuterten sie den Eltern die Bedeutung dieser Präventionsarbeit. "Wir bekommen sehr gutes Feedback", sagte Bielefeld. "Bei Prävention kann es auch keine negativen Äußerungen geben", erklärte Robens.

Foto: Constanze Brüning und Achim Büchner spielten Situationen, in die jedes Kind geraten kann, in denen die körperlichen Grenzen der Kinder überschritten werden. (RP-Foto: Busch)

Info: Gegen Missbrauch

Prävention
  • "Mein Körper gehört mir!" wird im Kreis Viersen nahezu flächendeckend als Präventionsprogramm gegen sexuellen Missbrauch an Kindern eingesetzt.
  • Anna Jansen, Frauenberatungsstelle Viersen: "Es ist pädagogisch wertvoll".

Werkstatt
  • Mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen, wurde 1994 die theaterpädagogische Werkstatt gegründet - heute ein Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern.

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