Dienstag, 16. September 2008

"Tschechow"

Europas Erbe - Die großen Dramatiker

Folge 7/10,
Mit großen Schritten durch europäische Theatergeschichte.

Tschechows Stücke gleichen amüsanten und kritischen Sittengemälden. Er malt die Gesellschaft seiner Zeit, die geprägt ist vom Niedergang der Aristokratie und dem Beginn der Industrialisierung. Er diagnostiziert für Russland Richtungslosigkeit und Verfall und antwortet darauf nicht nur mit Novellen und Dramen: Er hilft konkret bei Cholera- Epidemien und Hungersnöten, stiftet Schulen und Bibliotheken. Er mischt sich ein, verändert das Theater und das Leben seiner Landsleute, ohne darüber zu philosophieren.

Als seine Frau, die Schauspielerin Olga Knipper, ihn fragt, was das Leben sei, antwortet er: "Das ist das gleiche, als würde man fragen, was ist eine Mohrrübe. Eine Mohrrübe ist eine Mohrrübe und das ist alles."

Juliette Binoche über ihre Wahl: "Ich habe Tschechow gewählt, weil er der Autor der Wahrheit ist. Und der Demut." Es ist eine Zeit zwischen despotischer Zarenherrschaft und Sozialreformen, in der Anton Pawlowitsch Tschechow 1860 geboren wird. Unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht er bis Mitte der 1880er Jahre mehr als 300 Parodien und Humoresken. Erst zur Jahrhundertwende wagt Tschechow sich an die großen Dramen.

"Die Möwe" (1896) und wird durch die Inszenierung von Konstantin Stanislawski am Moskauer Künstlertheater zum Erfolg. Tschechows Figuren wirken bis heute modern. Sie leiden an ihrem Leben, sie nähren sich von Illusionen und Sehnsüchten wie "Die drei Schwestern" oder leben nach einer vergeblichen Revolte stoisch weiter wie "Onkel Wanja". Anton Tschechow hat mit seinen genauen Beobachtungen und Beschreibungen des alltäglichen Lebens einen neuen Dramentypus geschaffen und wird damit zum Wegbereiter der Moderne.

1904 stirbt er 44-jährig an Lungentuberkulose. Juliette Binoche, Pariser Weltbürgerin, hatte bereits als Kind ihre erste kleine Rolle in einem Film von Jean-Luc Godard. Sie entstammt einer Schauspieler-Familie und hat bereits früh ihren Weg auf Bühne und Leinwand gefunden. Zu ihren großen Filmerfolgen gehören "Die Liebenden von Pont-Neuf", "Chocolat - Ein kleiner Biss genügt" und "Der englische Patient", für den sie 1997 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

(Quelle: tvtv.de, ARTE, 21h)

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