"Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) war kein besonders gut gelaunter Zeitgenosse. Pessimist durch und durch verstand er die Welt als den schlechtesten aller möglichen Orte. Trotzdem hatte er einen guten Blick für menschliche Beziehungen und ihre Probleme.
In seinem 1851 erschienen Spätwerk "Parerga und Paralipomena" beschreibt er an einer Stelle eine Gruppe Stachelschweine, die sich an einem kalten Tag zusammendrängen, um sich gegenseitig zu wärmen und so vor dem Erfrieren zu bewahren. Doch sobald sie sich zu nahe kommen, verletzen sie sich gegenseitig mit ihren Stacheln, was sie wieder auseinandertreibt.
So geht es eine Weile hin und her, bis sie schließlich einen Abstand zueinander finden, der sie noch wärmt, aber keinen mehr verletzt.
Schopenhauer benutzt diese Geschichte als Gleichnis auf den Menschen, der alleine nicht sein kann, dessen "widerwärtige Eigenschaften" ein Zusammenleben aber erschweren. Die optimale Distanz zwischen den Menschen, so Schopenhauer, "bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte."
Sigmund Freud verarbeitet das Dilemma in seinem Essay "Massenpsychologie und Ich-Analyse", wodurch er schließlich Eingang in die moderen Psychologie fand."
Kommentar:
Arthur, ich bin sehr froh, dass du dass vorweggenommen hast, was ich immer propagiere: der Mensch muss vermehrt und noch viel intensiver als in der Vergangenheit von anderen Lebensformen lernen, "textimmanent" interpretieren und erst dann Erkenntnisse auf und für den Menschen übertragen.
In der Regel ist duzen sehr sympathisch und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Manchmal aber glaube ich, dass ich mit einigen wenigen Menschen, die ich "sieze", viel besser umgehen kann, als wenn ich sie "duze" würde ... die Mutter von DB, die beide mittlerweile gestorben sind, habe immer mit "Sie" angeredet, sie war meinem Herzen aber näher gekommen, als je ein Stachelschwein es vermag ...
Die optimale Nähe und Distanz zu seinen Mitmenschen zu finden, dass ist einer der wichtigsten Aufgaben, die sich Lebensgemeinschaften stellen müssen, damit das Leben in einer zunehmenden Weltbevölkerung lebenswert bleibt und für viele erst wird: Toleranz, Geduld und Humor sind sicherlich gute Zutaten, um diese lebenslange Aufgabe zufriedenstellend zu lösen.
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