Samstag, 2. Oktober 2010

Der Baum, dein Freund.

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Ein letztes mal rauschte der Wind durch die Blätter, noch einmal neigten die hundertjährigen Bäume wie zum letzten Gruß und Kuss sich entgegen.
  • "Morgen werden sie uns brechen und fällen !"
"Ich weiß, aber ich weiß nicht warum ?"
  • "Weil wir ihnen im Weg stehen !"
"Geben wir ihnen nicht Schatten, sorgen wir nicht für sauberes Wasser, gute Luft und reichhaltige Nahrung ?"
  • "Das zählt bei ihnen nichts !"
"Ich hätte gerne noch länger gelebt, Nutzen und Freude gebracht, gibt es nichts, was uns rettet ?"

In diesem Moment kam ein gutgelaunter Vogel herbeigeflogen und setzte sich auf einen grünen, blühenden Zweig:
  • "Ihr müsst aus eigener Kraft Tauchen, Schwimmen, Kriechen, Laufen, Klettern, Springen und Fliegen lernen, dann könnt ihr flüchten und euch verstecken."
Da mussten die Bäume ein wenig grinsen:
  • "Du Kleiner, du hast aber einen Vogel ! Wir sind geboren und gewachsen, um zu stehen und den Stürmen zu widerstehen."
Der Vogel aber, der Meister des Gesangs und der Flugkünste, wurde auf einmal sehr traurig, denn er wusste, dass dies die letzte Nacht der Bäume sein würde. Und  es war auch seine letzte Nacht, denn ohne sie konnte und wollte er nicht leben.

Im Morgengrauen, kurz bevor der Morgenstern erlosch, kamen sie mit Äxten, Motorsägen und schweren Maschinen, um ihr lautes und schmerzvolles Handwerk zu beginnen und um Leben zu beenden. Ab da war weit und breit im ganzen Lande, keine schöne Melodie und kein fröhliches Zwitschern und Trällern mehr zu hören.

Und die Menschen schauten sich unschuldsbeteuernd gegenseitig an und fragten sich ständig, warum Angst und Depression zu ihren besten Freunden und ständigen Begleitern wurden.


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