"Der Heimatfront-Diktator Joseph Goebbels"
Sprecher: Udo Samel.
Der Name von Joseph Goebbels (1897 - 1945) steht noch heute weltweit für hemmungslose, zynische und zumindest zeitweise erfolgreiche Propaganda. In regelmäßigen Abständen kommt es zu Goebbels-Vergleichen, mit denen aktive Politiker als Hetzer und Polemiker gebrandmarkt werden sollen. Doch das Leben des Joseph Goebbels ist anders, als es die gängige Zuordnung als 'Propaganda-Genie' oder "Reichslügenbold" nahe legt. Lutz Hachmeister (Regie, Buch) und Michael Kloft (Buch, Recherchen) zeigen in einer abendfüllenden Kino-Dokumentation, wie sich Goebbels von seinen Anfängen als radikaler "völkischer Sozialist" bis hin zum Selbstmord mit Frau und Kindern ständig neu inszenierte und "erfand".
Der Film bringt den Zuschauern Goebbels' Karriereauf ungewöhnliche Weise nahe. Verzichtet wird auf jeden Kommentar. Nur Goebbels selbst spricht aus seinen Tagebüchern, die er von 1924 bis 1945 ununterbrochen und exzessiv führte. Es entsteht das fesselnde Psychogramm eines Mannes, der hochtourig zwischen Weltschmerz, Wehleidigkeit, Vernichtungswut und politischer Ekstase hin- und herschwankte. Ein Experiment in Sachen Stilisierung und Manipulation, das er nicht nur mit der Öffentlichkeit vollführte, sondern auch mit sich selbst - so war der Täter sein eigenes und erstes Opfer.
Hitlers Propaganda-Minister wurde stets das, was er nicht sein wollte. Der kleine Mann aus Rheydt, von Kindheit an gehbehindert, hatte nach seinem Germanistikstudium eigentlich vor, als Dramatiker in der Nachfolge Dostojewskis oder zumindest als Journalist bei angesehenen Qualitätszeitungen zu glänzen. Stattdessen redigierte er völkische Winkelpostillen und gründete das ätzende Berliner Kampfblatt "Der Angriff". Er unterwarf sich dann dem "größeren Genie" Hitler. "Propaganda-Minister" wollte Goebbels zunächst nicht sein, sondern strebte ein erweitertes "Volksbildungs"-Ressort mit der Kontrolle über Schulen und Universitäten an. (3Sat, 21:15)
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