Dienstag, 7. Juli 2009

Julinacht - Felix Dörmann (1870-1928)

Die Mondeslichter rinnen
Aus sterndurchsprengtem Raum
Zur regungslosen Erde,
Die müde atmet kaum.

Wie schlummertrunken schweigen
Die Linden rund umher,
Des Rauschens müde, neigen
Herab sie blütenschwer.

Nur manchmal, traumhaft leise,
Rauscht auf der Wipfel Lied,
Wenn schaurig durchs Geäste
Ein kühler Nachthauch zieht.

Mein Herz ist ruh-umfangen,
Ist weltvergessen still,
Kein Sehnen und Verlangen
Die Brust bewegen will.

Nur manchmal, traumhaft leise,
Durchzieht der alte Schmerz,
Wie Nachtwind durchs Geäste,
Das müdgeliebte Herz.





* der Autor*

eigentlich Felix Biedermann, geb. am 29. Mai 1870 in Wien,
  • mit 20 veröffentlicht er seine erste Gedichtsammlung "Neurotica",
  • 1892 folgt die "Sensation", ein "Buch der Qualenseligkeiten", das einen Nachklang zu Baudelaires "Fleurs du Mal" darstellte aus denen er selbst übersetzt hatte,
  • 1892 wird Dörmann Leiter des "Presse-Bureaus" der Wiener Internationalen Musik- und Theaterausstellung,
  • 1902 erhält er für den "Herrn von Abadessa" den Bauernfeld-Preis,
  • er schreibt (mehr oder weniger erfolgreiche) Lustspiele und Libretti,
er stirbt am 26. Oktober 1928 in Wien

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