Mittwoch, 25. August 2010

So langsam kristallisiert sich heraus, was "Bau", "Arbeiten unter der Aufsicht von Vorarbeitern" als Leiharbeiter bedeutet.

Seit Montag mit "Familienvater" alleine in der ausgelagerten "Runtime-Halle" gearbeitet, die eigentlich als Zwischenlager für die Meyer-Werft genutzt wird. Anwesend ist nur noch ein Malermeister mit seinem Gesellen, die an einem Art Stuck bzw. Verzierung für das Schiff arbeiten.

Unsere Aufgabe besteht darin die Deckenbeleuchtung aus Metall mit Aussparungen (für Milch/Muschelglas ?) von innen mit LED-Bändern zu bestücken, Brücken und Einspeisungspunkte für die Trafos mit Leitungen zu verlöten. Anschließend werden die Leitungen noch verlegt (Kabelhalter kleben + Kabelbinder).

Alles kein Problem heute bis auf zwei Dinge.

Zeiteinschätzung:
  • Vorarbeiter M. muss diese Leuchtkunstwerke bis Ende dieser Woche für das "Theater" fertig haben. Von daher am besten immer um 6h anfangen, und möglichst Samstag und Sonntag auch noch arbeiten.
  • Ich sage, kein Problem, wir kriegen das bis Freitagabend hin.
  • Familienvater ärgert sich ein wenig über diese voreilige Aussage, da das alles für ihn viel zu knapp bemessen ist.

Lötpunkte mit Klebeband versehen:
  • Die LED-Bänder sind von oben mit SMD-Technik + LEDs bestückt.
  • Unten befindet sich die Klebefläche.
Zur Sicherheit sollen wir noch mal an allen Metallkanten und -übergängen Isolierband kleben, damit bei Vibrationen des Schiffes die Leitungen nicht am nackten Metall scheuern (=sehr sinnvoll)

Jetzt sollen wir auch noch zusätzlich an den Enden der Leitungen die Lötstellen mit Klebeband abdecken, was für mich total unnötig + kontraproduktiv ist.
  • 1) es liegen keine anderen blanken Kabel in der Nähe
  • 2) an jeder Lötstelle wird unterhalb der Klebefläche ohnehin noch mal zur Sicherheit ein Isolierband gelegt.
  • 3) Durch das zusätzliche Verkleben von oben sind die Lötstellen jetzt vollständig verpackt und optisch nicht mehr zu sehen.
Wenn jetzt Fehler auftreten, dann kann man nicht mehr auf die Schnelle eine erfolgreiche optische Fehlersuche durchführen, da alle Lötstellen verdeckt sind.
  • Man kann auch von der Lötstelle abgerissene Kabel kaum sehen, da das Isolierband die Sicht auf diese mögliche Fehlerquelle vesperrt.
Also frage ich Vorarbeiter M., nachdem mir "Familienvater" vorher gesagt hat, wir sollen diese Stellen abkleben, ob das so seine Richtigkeit hat. Ich gehe auf Nummer sicher, damit am Ende der Vorarbeiter nicht behaupten kann, ich hätte etwas falsch gemacht. Familienvater und er missverstehen diese Anfrage und werten es eher als Unsicherheit. Das Gegenteil ist der Fall, ich will mich nur absichern !

Das Thema mit dem Abdecken der Lötstellen + die unterschiedliche Auffassung über die Deadline dieses Teilprojekts, bleiben neben der Zeitarbeit Gesprächsstoff Nr. 1. Zum Glück kann auf der Rückfahrt "Gewerkschafter" vermitteln.
  • Man muss die Dinge, wie der Vorarbeiter sie aufgetragen hat, erfüllen, und mögen sie noch so unsinnig erscheinen.
  • Der Grund liegt im Versicherungsschutz => jeder Handgriff, jede Methode, jede Bauweise und Form, jedes End- und Zwischenergebnis, jede Vorgehensweise ist zwischen Firma und Auftraggeber in schriftlicher Form festgehalten. Abweichungen werden mit Ermahnungen oder Konventionalstrafen geahndet.
Da mag man logisch und handwerklich recht haben, aber es zählen nur die vom Auftraggeber diktierten  Vorgehensweisen und Bestimmungen.

Zum Glück hat "Gewerkschafter" Verständnis für meine Denkweise, da er früher selber mal so drauf war. Aber in der "Freien Wirtschaft" haben die versicherungstechnischen Vorschriften und Anweisungen Vorrang, egal wie unsinnig oder kontraproduktiv sie klingen mögen oder auch tatsächlich sind.

Fazit:

So langsam komme ich dem Ziel näher: am Eingang sein Gehirn abgeben, nur noch die Schnauze halten, egal was passiert, und am Ende des Arbeitstages am Ausgang sein Gehirn wieder abholen => armes Deutschland !

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