Gerrit Engelke "Ich bin nur ein Tropfen"

Gerrit Engelke (1890-1918)


Ich kam aus den Meeren, ich kam aus der Sonne, ich kam aus dem Wind,
Die alle mir Urväter und Mütter sind;
Aus fallenden Zeiten, aus ewiger Nacht ein lallendes Werde,
Ein schillernder Tropfen, ein hilfloses Kind,
Geworfen auf winzigen Fleck der Erde.
Ein Häuflein Jahre des Lebens,
Gefäß des Kummers und freudig flutenden Bebens,
Ein kreisendes Stündlein vor ewiger Zeit.
O halte, Weltanfang und -Ende mich immer in Demut bereit,
Ich kam aus den Meeren, aus Sonne und Wind,
Und bin nur ein Kind.

Ist es nicht immer genug:
Daß dich ein herbstlich verblutender Baum,
Hintaumelnder Vogelflug,
Entzündeter Abendwolken Schaum,
Ein schluchzend einfältiglich Lied,
Das über engende Höfe flieht,
In gottvolle Armut und Nacktheit entrückt,
Unendlich beglückt!


aus: Engelke: Rhythmus des neuen Europa.

* der Autor.. ...............................................
geb. am 21.10.1890 in Hannover, gefallen am 13.10.1918 in Cambrai (Frankreich).
mehr unter: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/engelke.htm

...hmm...dieser Mann ist nicht mal 28 Jahre alt geworden: keine Krankheit, keine Naturkatastrophe und kein Unfall hat ihn zu Tode gebracht, nein, es war mal wieder die einfältigste Erfindung des Menschen: Krieg und Terror...