Sudan 2007:
Markus Böning arbeitete als Projektkoordinator.
© privat
Alter:
35
Meine letzte Tätigkeit in Deutschland ist lange her. 2001 habe ich in Berlin als Public Relations Agent bei Publicis PR gearbeitet, dann bin ich nach China gezogen und habe im Marketing und später als Deutschlehrer an der Universität gearbeitet, bevor ich 2004 zu Ärzte ohne Grenzen kam.
MA Ethnologie und Geografie, Freie Universität Berlin
> 2004 Akuem, Südsudan
> 2005 Freetown, Sierra Leone
> 2006 Sigli, Indonesien
> 2007 Niertiti, Sudan/Darfur
Der Job als Projektkoordinator ist alles andere als eintönig, und jeden Tag wird man mit neuen Aufgaben konfrontiert. Als Projektkoordinator war ich für das Management unserer drei Kliniken verantwortlich. Auch das ist keine alltägliche Büroarbeit. Immerhin suchen jeden Monat rund 8.000 Patienten in einer der Kliniken medizinische Hilfe, und damit ist ein großer personeller wie logistischer Aufwand verbunden.
Irgendwo "brennt" es immer, und alle Probleme landeten letztlich bei mir auf dem Tisch: An einem Tag platzt beispielsweise das Ernährungszentrum aus allen Nähten, und am nächsten wird ein junger Rebellensoldat mit schwerer Schusswunde in unsere kleine Klinik in den Bergen eingeliefert. Wir haben aber gerade kein Zelt, um mehr Platz zu schaffen, und einen Chirurgen haben wir schon gar nicht. In solchen Fällen musste ich dafür sorgen, dass Lösungen gefunden werden.
Zudem hat in Darfur die Sicherheit im Projekt höchste Priorität. Niertiti liegt direkt in einem umkämpften Gebiet, und Ärzte ohne Grenzen arbeitet sowohl im von der Regierung als auch im von den Rebellen kontrollierten Teil. Da ist es wichtig, aus den unzähligen Gerüchten über mögliche Aggressionen das Fünkchen Wahrheit herauszufiltern. Natürlich musste ich immer wieder erklären, wer Ärzte ohne Grenzen ist und was wir wo machen. Diese Kontaktpflege zu allen Seiten ist sehr wichtig, denn nur so können wir auch damit rechnen, von allen Konfliktparteien akzeptiert zu werden.
Zunächst natürlich unser internationales Team und die lokalen Mitarbeiter. Ohne gute Teamarbeit kann man kein vernünftiges Programm auf die Beine stellen - das ist ein unheimlich wichtiger Aspekt. Für mich als Nicht-Mediziner war es zudem von großer Bedeutung, die Unterstützung der Krankenpfleger und Ärzte zu haben. Ich kann nur dann einen guten Managementjob machen, wenn wir zusammen nach Lösungen für Probleme suchen, und das lief ganz hervorragend.
Dazu kommt die interessante und brisante Mischung der verschiedenen Ethnien in Darfur und der schwierige politische Kontext. Dies empfand ich als ein sehr herausforderndes Arbeitsumfeld.
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