Donnerstag, 20. September 2007

„Buy on rumor, sell on fact”

von Daniel Wilhelmi

Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende. Ganz egal, ob Sie es mit Unternehmungen oder gemütlich auf der Couch verbracht haben (das muss ja auch mal sein). Und natürlich mein Mitgefühl an die Fans von Schalke S04. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich gönne den Stuttgartern den Titel, aber wie kann man dem Ruhrpott-Verein nicht die Daumen drücken? Gut, Tausende von BVB Dortmund-Fans können mir wahrscheinlich Millionen Gründe dafür nennen, aber als unbeteiligter Fan eines mittelmäßigen Zweitligaclubs (okay, diese Worte zu schreiben, hat weh getan) hatte ich Schalke die Daumen gedrückt.

Doch kommen wir zum Markt. Und hier möchte ich heute anhand eines aktuellen Beispiels auf die beliebte Börsenstrategie „Buy on rumors, sell on facts“ („Kaufe das Gerücht, verkaufe die Fakten“) eingehen. Sie haben mit Sicherheit mitbekommen, dass in Deutschland der neue Kinofilm „Spiderman 3“ mit großem Werberummel angelaufen ist. Aus gutem Grund: In den USA hat der 3. Kinofilm über den bekannten Superhelden alle Einnahmenrekorde an den Kinokassen gebrochen.

Besonders profitiert hiervon der US-Konzern Marvel Entertainment, der die Lizenzrechte für Spiderman und viele andere Comicfiguren hält. Der Konzern verdient am Verkauf von Lizenzrechten. Und bei so einem Film, wo sich viel Geld mit Spielzeug etc. verdienen lässt, wollen viele Unternehmen eine Lizenz haben.

So weit so gut. Aber im Chart der Marvel-Aktie kann man seit dem 1. Spiderman-Film (der in 2002) raus kam, ein interessantes Verhaltensmuster sehen. Nämlich genau das typische „Buy on rumor, sell on fact“-Muser: Im Vorfeld der Kinostarts steigt die Aktie deutlich an. Ein typisches Phänomen für den Kursverlauf Aktien, die vor allem durch besondere Events getrieben werden Biotech-Werte gehören auch in die Kategorie.

Nur etwas für aktive und schnelle Trader mit gutem Informationsfluss

So schoss die Marvel-Aktie in 2002 vor dem Start des 1. Spiderman-Films von 2,50 US$ auf über 6,00 US$. Nur um nach dem Filmstart wieder auf 3,50 US$ zurück zu fallen. Und als am 30. Juni 2004 der 2. Spiderman-Film in die Kinos kam, brach die Marvel-Aktie von 20 US$ auf 13 US$ ein. In Erwartung des Filmstarts von „Spiderman 3“ ist die Marvel-Aktie in den letzten 2 Monaten von 26 US$ auf 30 US$ gestiegen. Dann begann der Filmstart. Und was passierte? Die Aktie fiel wie ein Stein auf 27 US$.

Was bedeutet dieses typische Muster jetzt für Sie? Nun, zu allererst zeigt die Entwicklung der Marvel-Aktie eindrucksvoll, dass diese Strategie schon funktioniert. Selbst mit Fakten, die allgemein bekannt sind. Der Knackpunkt ist, dass Sie früh genug davon wissen müssen. Informationsvorsprung ist bei dieser Börsenstrategie absolut entscheidend. Wichtiger ist mir jedoch, dass Sie sehen, wie wichtig es bei dieser Strategie ist, die Position nicht bis zum letzten Cent Gewinn auszureizen, sondern unbedingt Gewinne mitzunehmen.

Aktive Trader unter Ihnen können solche Situationen auch nutzen, um kurz vor der Veröffentlichung auf die Short-Seite zu gehen und so den auf die Nachrichten folgenden Sell-Off zu Ihrem Vorteil zu nutzen. Ich kenne einige Trader, die gezielt so arbeiten. Auch das funktioniert, ist allerdings risikoreich. Denn man muss eine gewisse Fehlerquote einkalkulieren – und die wird teuer. Denn manchmal sind die Nachrichten bzw. Ereignisse dann so gut, dass die Aktie danach sogar noch mal einen Kurssprung hinlegt. Wer dann auf der Short-Seite ist, verliert so natürlich viel Geld.

Diese Strategie ist also nur etwas für Trader, die ganz nahe an den Märkten sind und schnell reagieren können. Die nächste große Investment-Phase für Anleger, die nach dieser Strategie investieren, steht übrigens nun vor der Tür. Die neue Welle der Biotech-Konferenezen steht in den USA bevor. Deren Highlight ist die ASCO-Krebs-Konferenz, die dieses Jahr vom 1-5. Juni in Chicago stattfindet.

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