Delirien einer Familie und eines Landes
entnommen aus:
Zitat:
Laura Restrepo:
- "Land der Geister",
- Luchterhand Literaturverlag,
- 383 Seiten
Kolumbien:
- Drogenhandel,
- Geldwäsche,
- Bomben,
- gnadenlose Halunken,
- brutale Leibwächter,
- Wahnsinn und Verlogenheit auf allen Ebenen
In unkundigen Händen hätte aus diesen Zutaten ein Thriller werden können, der in einem schmatzenden Klischeesumpf versinkt.
- Doch Laura Restrepo ist intelligent und versiert.
- Sie kennt das Land, aus dem sie kommt und das sie aus politischen Gründen verlassen musste.
- Sie weiß, wie der Rausch - rühre er nun von Drogen, Geldgier oder Machtbesessenheit - die Menschen brutalisiert und verletzt.
- Die von den verborgenen und verschwiegenen Wahrheiten ihrer Familie in den Wahnsinn getrieben wird.
- Der sich an das vermutete Familiengeheimnis heranfragt und gleich mehrere Lebenslügen in mehreren Generationen aufdeckt.
- Und doch ist jede Geschichte für sich alles andere als unwahrscheinlich. Schrecknisse mit eingeübtem Betonlächeln zu kaschieren und wegzulügen, ist nicht allein eine südamerikanische Spezialität.
- Der in vielen Milieus spielt und so spannend ist, dass man ihn nur ungern aus der Hand legt.
- Es gibt Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Agustinas Großeltern.
- Oft unterbricht die Autorin die Erzählenden mitten im Satz, um diesen dann selber zu beenden.
- Dem Fluss der Worte schadet es nicht.
- Restrepo interessiert dieser Geisteszustand, in dem Normen und Regeln verrückt, Werte verworfen werden. "Land der Geister" heißt der Roman auf deutsch - und die Assoziation mit Isabel Allendes "Geisterhaus" aus vermutlich verkaufsfördernden Gründen ist inhaltlich blanker Unsinn.
- Denn nichts liegt der Autorin ferner als der viel gefeierte magische Realismus der südamerikanischen Literatur. Sie bleibt hart auf dem Boden der Wirklichkeit.
- Die verletzten Wesen, die sich in Trugbilder flüchten, die sich so fürchten vor Wahrheit und Schmerz, dass sie in ihren Seelenkerkern sitzen und jeden zu vernichten suchen, der an der Kerkertür zu rütteln wagt.
Laura Restrepo: Land der Geister
- Aus dem kolumbianischen Spanisch von Elisabeth Müller
- Luchterhand Literaturverlag München 2009,
- 383 Seiten, 9 Euro
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