Montag, 16. November 2009

... eigentlich schade, hätte bis 12h ein Anruf vom gelernten Elektriker erwartet, um die Handwerksarbeiten vom Freitag fortzusetzen, schätzungsweise wird jetzt keiner mehr erfolgen ! Dafür jetzt I-Net, allerdings verschwindet immer wieder die Funkverbindung, so dass man mitten im Schreiben den LapTop so lange verschieben muss bis wieder ein Funksignal, wenn auch schwaches, zu empfangen ist !

Das ist doch mal etwas für meine Lieblingscousine, die mir die entscheidenden Tipps für einen Neuanfang gegeben hat. Gleichzeitig hat sie aber auch ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht: "Du musst da rauskommen aus der Unterwelt !" Stimmt, so ein Keller ist sicherlich ein Teil einer unterirdischen Welt ;-) Aber im Ernst: in den vier Jahren in Jakarta habe ich mehr Unterwelt als Kind/Jugendlicher erlebt als all in den Jahren in Deutschland zusammen (u.a. Messerschnitt an Mom's Arm vor dem Haustor nachdem sie das Fenster vom Jeep heruntergelassen hat) ! Außerdem war Brüderchen auch schon ein drei Tage hier, um beim Kramen und Schleppen zu helfen, er hat es überlebt!

Allerdings muss auch ich sagen, dass man gelegentlich von dritten Personen über "Unterweltmachenschaften" hört und erfährt, so auch bei der Pizzaria ein paar Ortschaften weiter, wo unten der Keller trocken gelegt, verfugt und verputzt werden muss. Was war passiert ?

Der gelernte Elektriker hatte vor knapp zwei Jahrzehnten einen Komplex gekauft, umgebaut und eine Pizzaria mit seiner Frau eröffnet. Er selber stand jahrelang im Restaurantbereich am Backofen, Teig gemacht und hat Pizzen u.ä. zubereitet. Die Küche für die anderen Speisen waren in der 1.Etage (kl. Lift nachträglich eingebaut). In diesem Ort muss die Pizzeria sehr gut gelaufen sein, denn auch dort hat sich immer das halbe Dorf getroffen. Als der Sohn zur Welt kam, hat er es an einen anderen Mann für 10 Jahre verpachtet, der den Betrieb 1:1 übernommen hat.

Leider hat er ihn nicht so erfolgreich führen können und wollte sich obendrein auch noch selbständig machen, so dass er die letzten zwei Jahren den Pachtvertrag nicht eingehalten hat. Es kam immer wieder abwechselnd zu Streitereien und etlichen Gerichtsverhandlungen, auch wurden ein paar "einsteilige Verfügungen" erlassen. Und jetzt kommt das, was wirklich etwas von Unterweltcharakter hat. In den zwei Jahren, wo der Betrieb lahmgelegt war, wurden Scheiben eingeschlagen, Türen aufgebrochen, der Keller unter Wasser gesetzt und als Krönung in das Schlafzimmerfenster geschossen. Den Täter hat man nie gefasst, da hier ganz einfach die Methode angewand wird: ruf doch einfach mal einen Verwandten, den Freund oder einen Bekannten in Köln an, der soll sich in den Wagen setzen, ein bisschen Terror machen und schnell im Dunkeln wieder zurückfahren.

Mittlerweile wurde ein Vergleich ausgehandelt, aber den Schaden kann der ursprüngliche Besitzer erst mal ausbessern. Das Beste aber ist: der Kontrahent hat genau 30m gegenüber sein neues Geschäft/Lokal aufgemacht, man kann sich sozusagen jeden Tag in die Augen schauen. Und das Allerbeste für mich persönlich: seitlich dazwischen befindet sich eine Evangelische Kirche ! Mir gefällt der Komplex außerordentlich gut, irgendwie klein und urig, alles ein bisschen verwinkel und zum Greifen nahe eine Kirche. Wenn ich das Geld hätte, würde ich mich sofort dort selbstständig machen. Allerdings müsste ich mir etwas einfallen lassen gegen dreckmachende Tauben. Bin mal gespannt, wie das Trockenlegen und Renovieren weitergeht !

Gestern war im Bethanien/Kinderdorf Martinsmarkt bis 17h ... endlich mal dagewesen, nachdem ich schon über sechs Monate immer wieder vorbeigefahren bin. Die Nonne meinte zu mir, es gibt Leute, die leben schon über sechs Jahre hier und haben noch nie einen Fuß in das Kinderdorf gesetzt. Mit dem Kinderdorfleiter dieser Einrichtung, deren Träger sicherlich die Katholische Kirche ist (hier: Karmeliten-Orden) schon abgemacht, im Zeitraum vom 21.-24. Mai an einem Tag ein Fußballturnier zu leiten. Hoffentlich ist bis dahin das rechte Knie einigermaßen wieder o.k., es wird wohl nie mehr einen 100% intakten Zustand erreichen, Hauptsache ohne Belastung schmerzfrei !

Und dann sah ich "Mr. Braun" und habe ihn begrüßt, er aß gemütlich einen Reibekuchen. Da ich aber vom Hörensagen weiß, dass er einen Bruder hat und er auch noch eine goldenfarbene Brille trug, habe ich ihn zur Vorsicht noch mal gefragt:
  • "Sie sind doch der Klaus, oder ?"
"Nein, der bin ich nicht, ich bin sein Bruder !"

... verdammt, das kann nicht sein ... der sieht doch genauso aus ?! ... der will mich sicherlich veräppeln ...
  • "Und Sie verarschen mich wirklich nicht ?"
"Nein, hat alles seine Ordnung !"
  • "Möchten Sie eine Zigarette ?"
"Vielen Dank, ich rauche nicht !" (sein Bruder raucht mind. eine halbe Packung pro Tag)
  • "Ich habe selber einen eineiigen Zwillingsbruder, wo liegt der Unterschied bei Ihnen und Ihrem Zwilling ?"
"Er trägt keine Brille"
  • "Gibt es noch weitere Unterschiede ?"
"Ja, ich war früher immer zwei Zentimeter größer."
  • "Glaube ich, das war ich auch, hat sich jetzt aber ausgeglichen !"
Nachdem er mit seinem Reibekuchen fertig war und sich unsere Wege wieder getrennt haben, fiel mir nur eins noch auf: er war im Gesicht ein ganz klein bisschen fülliger, liegt wohl daran, dass er nicht so viel Stress mit Mietern hat wie sein Bruder. Und dann fiel mir noch der Satz seines Zwillingsbruders Klaus aus jüngster Vergangheit ein bzgl. der Ehefrau seines Bruders, die er überhaupt nicht mag, weil sie anscheinend ihn mit seinem Bruder entzweit hat:

"Wissen Sie was passiert, wenn man lange genug neben einem Schwein schläft ?"
  • "Nein !"
"Dann wird man selber zu einem Schwein !"

... hmm, da scheint die Bruderliebe aber im Laufe der Zeit ein paar Kratzer abbekommen zu haben, und das alles wegen einer Frau ? Sicherlich spielt wie im Fall der Pizzeria u.a. auch falsch verstandener Stolz eine wichtige Rolle ganz nach dem Motto:
  • Der Stolz isst am Morgen mit dem Überfluss, am Mittag mit dem Hochmut und am Abend mit der Armut !
... ich liebe diese Allegorie, sie entlarvt Menschen, die jahre- und jahrzehntelang meinen, im Recht zu sein, anstatt Kompromisse zu machen !

Und zum Schluss noch kurz mit einem Jugendlichen gesprochen, der eine Zigarette haben wollte: "Wie ist es denn so bei euch, ist es gut ?" - "Na ja, ist nicht immer der Hit" - "Und wie sind die Ordenschwestern ?" - "Die sind in Ordnung !"

Ansonsten war das 40jährige Jubiläum des Martinmarktes im Bethaniendorf gut, viele musikalische Darbietungen von allen Altersklassen, Kerzen ziehen, Bratäpfel über Feuer, sehr viele Bastelprodukte aus den eigenen Werkstätten, Glühweinstand, Flohmarkt, Kaffee und Kuchen. Zum Schluss einen ganzen Teller Kuchen geschenkt bekommen, die Frauen hier hat es gefreut. Mitten in der Nacht Heißhunger auf etwas Süßes bekommen, Pech gehabt: alle Kuchenstücke weg !

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