Heute dreht es sich um Afrika. Ich sage eines gleich vorweg und ehrlich: Afrika ist die Region der Welt, mit der ich mich am Schlechtesten auskenne. Denn auch wenn viele Menschen es nicht wahrhaben wollen: Der Großteil Afrikas hat noch nicht mal den Status eines „Emerging Market“ erreicht. Nicht umsonst werden sie als „Entwicklungsländer“ bezeichnet, was die unterste Stufe in der Volkswirtschaftslehre entspricht.
Damit sind wir auch schon bei dem Grund, warum ich mich mit Afrika nicht gut auskenne. Nicht weil mich der schwarze Kontinent nicht interessiert, sondern weil der Großteil dieses Kontinents so weit zurückgeblieben ist, dass man in anderen Emerging Markets auf kurz- bis mittelfristige Sicht mehr verdienen kann. Und das ist nun mal das Einzige, was mich interessiert: Wo kann ich Geld verdienen. Deshalb bin ich an der Börse und arbeite nicht bei Neckermann als Afrika-Tourführer.
Ich möchte Ihnen hier meinen Kommentar zu Afrika aus meinem Buch „Emerging Markets Simplified“ zitieren. Denn ich denke, diese Absätze fassen die Situation treffen zusammen:
„Afrika ist zweifellos ein phantastischer Kontinent mit wunderschönen Landschaften und Sehenswürdigkeiten. Und nach meiner Meinung sollte jeder Mensch mindestens 1 Mal dort gewesen sein. Aber dies ist keine Ausgabe von „National Geographic“, sondern ein Börsenbuch. Und aus diesem Grund muss ich Ihnen knallhart sagen: Durch die Brille das Kapitalmarktes betrachtet, können Sie Zentralafrika komplett streichen. Dort gibt es ein paar Kaffeebohnen, 3 verlaufene Elefanten, 1 Zebra und das war es. Teilweise finden Sie an den afrikanischen Regionalbörsen Aktienkurse, die mehrere Tage alt sind.“
Und weiter: „Das sind inakzeptable Investmentverhältnisse. In den letzten Jahren haben vor allem die zentralafrikanischen Länder verschiedene Versuche gestartet, ihre winzigen Regionalbörsen zu vereinen. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber es ändert nichts daran, dass Afrika noch meilenweit davon entfernt ist, eine interessante Anlageregion zu werden. Immerhin profitiert Afrika vom anziehenden Süd-Süd-Handel mit den boomenden asiatischen Staaten, allen voran China und Indien. Denn die sind natürlich heiß auf die Rohstoffe, die unter Afrika`s trockenem Boden liegen.“
„Doch viel ändern wird auch das nicht. Seit den 60zigern ist der Anteil Afrikas am Welthandel von 9% auf heute unter 2% geschrumpft. Auch in der nächsten Dekade wird sich das nicht ändern. Da kann Bono mit der Rockgruppe U2 so viel singen wie er will. Die für Börsianer einzigen interessanten Länder des schwarzen Kontinents sind Südafrika und Ägypten. Aber Ägypten ist eigentlich schon der Region „Naher Osten“ zuzurechnen.“
Ich habe mich interessanterweise letzten Oktober in Wien sehr lange mit Jim Rogers über Afrika unterhalten. Er war schon immer durchaus aufgeschlossen gegenüber Investments in Afrika, aber in unserem Gespräch klangen auch deutlich negative Töne durch, vor allem im Falle von Südafrika. Hier ein Auszug aus meinem Interview mit Jim Rogers:
Daniel Wilhelmi:
Afrika war eine Region, über die Sie in Ihrem neuen Buch „Abenteuer eines Kapitalisten“ sehr positiv geschrieben haben. Sie nannten zwar auch die Probleme des „schwarzen Kontinents“, aber insgesamt war ihre Einstellung für die unterentwickelten Kontinent ziemlich positiv. Sehen Sie das weiterhin so und für welche Sektoren sind Sie positiv gestimmt?
Jim Rogers:
Afrika ist ein Kontinent voller Rohstoff-Resourcen. In Afrika werden nicht gerade viele Autos oder Fernseher produziert, aber sie haben dort gigantische Rohstoff-Reserven. Deshalb werden viele afrikanische Länder in den nächsten 15 Jahren einen Aufschwung erleben. Aber seien Sie vorsichtig und machen Sie Ihre Hausaufgaben und Sie werden einige wunderbare Investment-Möglichkeiten finden.
Daniel Wilhelmi:
Allerdings waren Sie in Ihrem Buch „Abenteuer eines Kapitalisten“ negativ für Südafrika gestimmt. Das hat mich überrascht. Denn Südafrika ist einer der Lieblinge der Börsen.
Jim Rodgers:
Es stimmt schon, Südafrika hat natürlich sehr viele Rohstoff-Reserven. Aber die Infrastruktur verkommt. Die Reserven werden so schnell es nur geht ausgeschlachtet. Jeder versucht nur, einen schnellen Dollar zu verdienen, anstatt langfristig zu denken. Die schwarze Bevölkerung denkt, dass dies ihr Recht sei, sozusagen eine Art Schuldentilgung für die vielen Jahre der Apartheid. Vielleicht schuldet man ihnen auch was. Das ist hier nicht der springende Punkt. Aber jeder versucht nur alles, was er kriegen kann, so schnell es geht an sich zu reißen und es gibt nicht viele langfristigen Investments, eben vor allem in die Infrastruktur. Zudem gibt es 13 verschieden ethnische Gruppen, die untereinander verfeindet sind.
Ich teile die Meinung von Herrn Rogers nur teilweise. Aber gerade seine Kommentare zu Südafrika zeigen einige der großen Problempunkte Afrikas, auf die ich in einem 2. Teil eingehen werde.
Have a successful day
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